FDP-Chef Lindner wirbt für „Ampel“-Koalitionsvertrag

FDP-Chef Christian Lindner hat vor den Delegierten des Sonderparteitags um Zustimmung für den Koalitionsvertrag mit SPD und Grünen geworben. „Es ist ein Koalitionsvertrag für eine Politik der Mitte, der unser Land nicht nach links rückt, sondern nach vorne führen will“, sagte Linder heute in Berlin. „Dieser Koalitionsvertrag ist dadurch geprägt, wo wir uns gegenseitig erweitert und ergänzt haben.“ Der Parteitag findet großteils online statt, nur ein Kernteam ist an Ort und Stelle.

Seine Partei sehe sich in der künftigen Koalition mit SPD und Grünen als Garantin eines Kurses der Mitte: „Die Freien Demokraten stehen nicht für einen Linksruck in Deutschland zur Verfügung, weil wir bereits sehr viel linke Politik in unserem Land haben“, sagte Lindner.

Scholz Respekt gezollt

Lindner zollte insbesondere dem mutmaßlich nächsten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für dessen Rolle in den „Ampel“-Verhandlungen Respekt. „Wir haben es uns wahrlich nicht immer leicht gemacht", sagte der FDP-Chef. Die Gespräche seien aber von Respekt und dem Bemühen um Verständnis geprägt“ gewesen. „Ich hebe hervor, dass insbesondere der designierte Bundeskanzler mit großem Geschick vermocht hat, zuvor Trennendes in sinnvoller Weise zu verbinden.“ Scholz habe „sich damit als eine Führungspersönlichkeit uns vorgestellt“.

Einen Tag nach dem klaren Votum des SPD-Parteitags für den Koalitionsvertrag des „Ampelbündnisses“ steht heute die Abstimmung der FDP an. Es wird mit einer großen Mehrheit der rund 660 Parteitagsdelegierten für den Vertrag gerechnet. Die Zustimmung der Grünen wird für morgen erwartet, dann liegt das Ergebnis ihres Mitgliederentscheids vor.

„Größte Liberalisierung seit 90ern, vielleicht sogar 70ern“

„Was wir vorhaben, ist die größte Liberalisierung seit den 90er Jahren, vielleicht sogar seit den 70er Jahren“, hatte der stellvertretende FDP-Chef Johannes Vogel bei der Eröffnung des Parteitags gesagt. Vogel nannte die Reformvorhaben der „Ampel“ für das Staatsbürgerschaftsrecht, das Einwanderungsrecht, das Familienrecht, den Einstieg in die Aktienrente und die Legalisierung von Marihuana.

Führende Liberale berichteten vor dem Parteitag von großer Zustimmung in der Partei für den Koalitionsvertrag, in dem die FDP einige ihrer Kernanliegen hatte durchsetzen können.

Bei dem hybriden Sonderparteitag waren in der Berliner Tagungshalle Station lediglich die engste Parteispitze und ein Kernteam für die Organisation anwesend; alle übrigen Teilnehmenden werden digital zugeschaltet.