Ahorsirup auf Pancakes
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Ahornsirup

Kanada muss eiserne Reserve anzapfen

Ahornsirup, das „flüssige Gold“, ist heuer knapp – so knapp, dass die den Weltmarkt de facto kontrollierenden Produzenten in Kanada nun die für schlechte Zeiten gelagerten Ahornsirupreserven anzapfen mussten, damit die Versorgung und der Preis stabil bleiben. Grund für die Knappheit sind eine schlechte Ernte wegen zu warmen Wetters und eine stark gestiegene Nachfrage durch die Pandemie.

Die Quebec Maple Syrup Producers (QMSP), der Verband der Produzenten von Ahornsirup in der kanadischen Provinz Quebec, versicherten schon vor einiger Zeit, dass die Versorgung mit Ahornsirup international, aber vor allem auch in Kanada auf alle Fälle gesichert sei. Das nun angezapfte Lager in Laurierville in Quebec sei im Jahr 2000 angelegt worden, um genau auf solche Situationen reagieren zu können, so eine Sprecherin gegenüber US-Medien.

Bei guten Ernten und entsprechendem Überschuss, wie in den zwei vergangenen Jahren, werde das Lager der „Global Reserve“ gefüllt, um in Jahren mit einer schlechteren Ernte dennoch die Versorgung sicherstellen zu können. QMSP schätzt, dass bis zum Start der nächsten Erntesaison im Frühjahr 2022 von den rund 45.000 Tonnen Ahornsirup im Lager etwas weniger als die Hälfte noch übrig sein werden.

Zucker-Ahorne im Park
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Für einen Liter Ahornsirup werden 30 bis 50 Liter Saft vom Zuckerahorn mehrfach eingekocht

Das Ahornsiruplager in der Provinz Quebec mit einer Größe von rund 25.000 Quadratmetern ist laut QMSP weltweit einzigartig. Dort wird der Ahornsirup in Fässern mit jeweils rund 200 Liter Volumen gelagert. Kanada ist für über 70 Prozent der weltweiten Produktion verantwortlich, rund 90 Prozent der kanadischen Produktion kommen aus der Region Quebec. 2021 wurden weltweit rund 82.500 Tonnen Ahornsirup erzeugt.

Saftproduktion nur im Frühjahr

Das letzte Mal musste 2008 so viel Sirup entnommen werden, schreibt Bloomberg. Die Ernte in der Region sei heuer um 24 Prozent eingebrochen, weil es im Frühjahr zu warm war, hieß es weiter. Die Produktion ist auf den Zeitraum von Ende Februar bis Ende April beschränkt, wenn es warm genug ist, damit der Saft des Zuckerahorns rinnt, aber nicht mehr friert. Der Saft wird mehrfach eingekocht, so entsteht der dicke Sirup. Für einen Liter Ahornsirup werden 30 bis 50 Liter Saft benötigt, die ein Baum in rund zwei Wochen liefern kann.

Die Pandemie habe die Nachfrage deutlich ansteigen lassen, da die Leute zu Hause mehr kochen würden, so die Sprecherin der Organisation. Der Export aus der Region stieg von Jahresanfang bis September im Vorjahresvergleich um 21 Prozent auf rund 51.500 Tonnen. Auch in den USA, einer der Hauptexportmärkte, fiel die Ernte heuer deutlich niedriger aus.

Ahornsirupflaschfen in einem Lager
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Ahornsirup wird vor allem in den USA und Kanada sehr viel genutzt

Verband kontrolliert den Weltmarkt

QMSP, auch das OPEC-Pendant für Ahornsirup genannt, vertritt rund 11.300 Produzenten und Produzentinnen in der Region und kontrolliert laut Bloomberg de facto den Weltmarkt für das Süßungsmittel, indem der Verband unter anderem die Großhandelspreise bestimmt, die Produktion begrenzt und Überschüsse lagern lässt. Nicht alle Produzenten sind damit zufrieden, weil sie nicht ungehemmt liefern können, im Gegenzug profitieren sie von der Preisstabilität.

Kommendes Jahr soll den Produzenten laut Bloomberg erlaubt werden, die Produktion wieder zu erhöhen, nachdem die Produktion im Kampf gegen den Schwarzmarkt und Hersteller aus den USA bereits erhöht worden war. 2020 wurden laut QMSP rund 67.700 Tonnen Ahornsirup aus der Region an verarbeitende Betriebe verkauft, ein neuer Rekord.

Das Geschäft mit dem eingedickten Baumsaft lohnt sich offenbar so sehr, dass auch Diebe davon profitieren möchten. Im August 2012 stahlen Diebe aus einem Lager 5.000 Tonnen Ahornsirup, der damals rund 15 Millionen Euro wert war. 3.400 Tonnen konnten im Dezember sichergestellt werden.