Einen Monat lang feiert man in der Wüste nordöstlich von Riad ein riesiges Fest der Kamele. Zahlreiche Rennen, ein Basar für Kamele und Zubehör, Auktionen und Schönheitswettbewerbe in mehreren Kategorien ziehen jährlich Züchter aus aller Welt an, die ihre Tiere vorstellen, neue erwerben und Kontakte knüpfen.
Umgerechnet rund 58 Mio. Euro sind insgesamt für die Bewerbe ausgelobt. Viele Züchter verführt das zu unlauteren Praktiken: Schönheitsoperationen an Kamelen sind längst kein Einzelfall mehr. Botox, Facelifting, aufgeblasene Lippen, Nasenkorrekturen, aufgerichtete Höcker, Silikonpolster an den richtigen Stellen: Quasi alles, was man aus der modernen (humanen) Schönheitschirurgie kennt, lässt sich in angepasster Form auch bei Kamelen anwenden. Ebenfalls immer öfter im Einsatz sind Hormontherapien, mit denen das Muskelwachstum angekurbelt werden soll.

Nur natürliche Schönheit zählt
Im Millionengeschäft der Kamelzucht spielen die Bewerbe auch über das Preisgeld hinaus eine große Rolle. Prämierte Tiere steigern nicht nur den eigenen Wert, sondern auch jenen der gesamten Zucht. Anders als bei Miss-Wahlen und Bodybuilder-Bewerben sind die Richtlinien bei Kamelbewerben strenger: Bewertet werden soll, geht es nach den Veranstaltern, nur natürliche Schönheit.
Wie die königliche saudische Nachrichtenagentur SPA berichtete, wurden dieses Jahr rund 40 Kamele von der Teilnahme ausgeschlossen – ein Rekord in der Geschichte des Festivals.

Bei einer Razzia seien „spezialisierte und modernste“ Methoden zum Einsatz gekommen, mit denen die künstlich verschönerten Tiere aufgespürt werden konnten. „Dem Verein liegt viel daran, jeden Versuch des Betrugs und der Verfälschung zu unterbinden“, ließen die Juroren wissen. Sie kündigten zudem strenge Strafen für jene Züchter an, die versuchen würden, sich den Sieg zu erschummeln.
Moderne Technik bei Kamelrennen im Einsatz
Anders als bei den Schönheitswettbewerben spielt bei Kamelrennen die moderne Technik eine wesentliche Rolle: Weil Erwachsene wegen ihres Gewichts als Jockeys nicht infrage kommen, wurden früher Kleinkinder – meist versklavte Kinder aus Pakistan und Bangladesch – dafür misshandelt und eingesetzt.
Wegen schwerer Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen ist diese Praxis seit 2018 auch in Saudi-Arabien (überall anders schon länger) verboten. Statt der Kinder sitzen nun kleine, ferngesteuerte Roboter auf den Tieren. Die zwei bis sechs Kilo schweren „Robo-Jockeys“ wurden 2008 in Katar entwickelt, haben einen kleinen Kopf und Beinchen, um die Renntiere – aus einem daneben herfahrenden Auto bedient – antreiben zu können.
Wie bei den Schönheitsbewerben gilt auch bei den Rennen: Im Millionengeschäft der Kamelzucht spielen die Bewerbe auch über das Preisgeld hinaus eine große Rolle. Prämierte Tiere steigern nicht nur den eigenen Wert, der bis zu mehrere Millionen betragen kann, sondern auch jenen der gesamten Zucht.