IHS: Mehr Personal durch Impfpflicht nötig

Die Einführung einer Impfpflicht darf nicht dazu führen, dass bisherige Maßnahmen zur Steigerung der Impfbereitschaft zurückgefahren werden. Außerdem brauche es sowohl im Gesundheits- wie auch im Kontrollbereich mehr Personal, so Verhaltensökonominnen und -ökonomen des Instituts für Höhere Studien (IHS) heute vor Journalisten und Journalistinnen. Kontrollen sollten auf bestimmte Gruppen wie Risikopatienten fokussiert werden, als Strafen sollte auch gemeinnützige Arbeit möglich sein.

Die Verhaltensökonomin Katharina Gangl beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wie man es schafft, dass Menschen Pflichten befolgen – und das möglichst freiwillig. Ihrer Ansicht nach liegt bei der Impfung einer der Schlüssel im Empowerment des Gesundheits- und Kontrollpersonals. „Wir haben zu wenig Leute, die mit den Menschen auch reden können.“

„Massives Überangebot an Fehlinformation“

Jene Personen, die im direkten Kontakt mit der Bevölkerung stehen, müssten etwa im Konfliktmanagement trainiert werden. „Wie muss ich ein Aufklärungsgespräch führen mit Angstpatienten, mit Radikalisierten, aber auch mit Menschen, die einfach ihren Termin vergessen haben?“ Für diese Aufgaben brauche es „massiv mehr Personal“.

Man brauche auch „sehr viel mehr Aufklärungsstellen“, sagte Gangl. Dem „massiven Überangebot an Fehlinformation“ müsse der Staat etwas entgegensetzen – online, per Telefon und auch an Ort und Stelle. So wäre es etwa wichtig, im Aufforderungsbrief zum Impfen auch auf die entsprechenden Aufklärungsangebote hinzuweisen. Bei den Kontrollen der Einhaltung der Impfpflicht empfiehlt Gangl aus Kapazitätsgründen zunächst einen Fokus auf jene Personen, die andere gefährden könnten, sowie auf Risikopatientinnen und -patienten.

Mögliche Strafen sollten individuell und aufsteigend sein, so Gangl. Zuerst sollte eine Aufklärung stehen, eine Strafe müsse dann auch den finanziellen Möglichkeiten entsprechen. Mögliche Konsequenz könnte außerdem eine Therapie sein, auch gemeinnützige Arbeit komme infrage. So könne man etwa sicherstellen, dass sich Reiche nicht einfach „freikaufen“ können.

Empfehlung zur Wahlmöglichkeit

Gangl empfiehlt auch, den Menschen Wahlmöglichkeiten einzuräumen – etwa beim Impfstoff, beim Ort der Impfung und bei der Wahl des Arztes.

Gleichzeitig müsse man die möglichen negativen Effekte einer Impfpflicht im Auge behalten, so Florian Spitzer. Dazu gehörten neben einer Radikalisierung der vor CoV überschaubaren Impfgegnerszene auch „Spillover“-Effekte – also, dass etwa Menschen, die der CoV-Impfung skeptisch gegenüberstehen, Auffrischungsimpfungen gegen andere Krankheiten verweigern und ihre Kinder auch gegen diese nicht mehr impfen lassen.