Zwangssterilisationen: Fujimori soll in Peru vor Gericht

Die peruanischen Behörden wollen Ex-Präsident Alberto Fujimori wegen der Zwangssterilisation Zehntausender Frauen vor Gericht stellen. Um ihn zur Verantwortung ziehen zu können, würden die Behörden bei Chile eine Erweiterung des Auslieferungsantrags für Fujimori beantragen, teilte die zuständige Staatsanwältin Carmen Rosa Crisostomo gestern mit.

Ein peruanischer Richter hatte vergangene Woche geurteilt, dass der 83-Jährige wegen der Zwangssterilisationen derzeit nicht vor Gericht gestellt werden könne, da der Tatvorwurf nicht in einem alten Auslieferungsantrag für Fujimori enthalten gewesen sei. Der Ex-Präsident war 2007 von Chile nach Peru ausgeliefert worden. Dem Richter zufolge muss Chiles Oberster Gerichtshof, der damals grünes Licht für die Auslieferung gab, einer Anklage Fujimoris wegen der Zwangssterilisationen zustimmen.

Wegen Herzproblemen in Krankenhaus

Fujimori, der Peru von 1990 bis 2000 regiert hatte, wird für die Zwangssterilisierung von mehr als 270.000 armen und überwiegend indigenen Frauen verantwortlich gemacht. Der 83-Jährige sitzt in Peru eine lange Haftstrafe wegen Korruption und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ab. Derzeit wird er wegen Herzproblemen unter polizeilicher Aufsicht im Krankenhaus behandelt.

Fujimori hatte sich im Jahr 2000 wegen Korruptionsvorwürfen nach Japan abgesetzt. 2005 wurde er in Chile festgenommen, 2007 nach Peru ausgeliefert und zu 25 Jahren Haft verurteilt.

Fujimoris Regierung hatte 1996 ein Familienplanungsprogramm aufgelegt, das offiziell als Maßnahme zur Armutsbekämpfung galt: Es sollte die Geburtenrate senken und das Wirtschaftswachstum in dem südamerikanischen Land ankurbeln. Die Sterilisationen erfolgten offiziell freiwillig, aber zahlreiche Frauen, von denen manche gar kein Spanisch sprachen, wurden nach eigenen Angaben gegen ihren Willen sterilisiert. 18 Frauen starben nach dem Eingriff.