Überlebender von NS-Massaker in Italien gestorben

Er war einer der wenigen, der das Massaker der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg in der Toskana überlebte: Der Italiener Enrico Pieri starb nun im Alter von 87 Jahren. Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella würdigte ihn heute als einen „Zeugen der Schrecken des Krieges, einen unermüdlichen Hüter der Erinnerung und einen Mann des Friedens“.

Pieri war zehn Jahre alt, als Soldaten der Waffen-SS im August 1944 in dem Bergdorf Sant’Anna di Stazzema 560 Menschen erschossen oder mit Handgranaten umbrachten. Sie ermordeten Männer, Frauen, Alte und Kinder aus Vergeltung für Partisanenangriffe. Pieri hatte das Massaker im Versteck überlebt, aber seine ganze Familie wurde ausgelöscht. Er starb nach Angaben der Überlebendenorganisation Associazione Martiri Sant’Anna di Stazzema am Freitag.

Vorsitzender der Überlebenden

Die gerichtliche Verfolgung der Täter zog sich sowohl in Italien als auch in Deutschland jahrzehntelang hin. Pieri kämpfte dabei als Vorsitzender der Überlebenden für juristische Aufarbeitung und internationale Verständigung. 2013 bekam er den Stuttgarter Friedenspreis.

2015 stellte die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg das letzte Ermittlungsverfahren gegen einen der mutmaßlich beteiligten Kriegsverbrecher ein, weil der damals 93 Jahre alte Beschuldigte demenzkrank und verhandlungsunfähig gewesen sei. Damit wurde nie jemand für das Massaker zur Rechenschaft gezogen.