Sprechblasen mit den Aussagen „Elli, es ist vorbei!“ und „Ich bin kein Schattenkanzler.“
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Die Zitate des Jahres

Eine pandemische Achterbahnfahrt und gleichsam Phasen voller unvorhersehbarer Wendungen in der Innenpolitik – allein, dass es heuer drei Bundeskanzler gegeben hat, hält als Sinnbild für ein turbulentes Jahr her. Die Kombination der beiden Faktoren verlieh 2021 gelinde gesagt besondere Brisanz. Und wenn viel passiert, gibt’s viel zu sagen – darunter auch Bemerkenswertes.

Reichlich Stoff lieferte der Skandal um mutmaßliche Korruption im Umfeld der ÖVP. Allein das Handy des zurückgetretenen ÖBAG-Chefs Thomas Schmid erwies sich als Fundus Hunderttausender Nachrichten. Und einige Chats wurden in Tranchen publik und belasteten den zurückgetretenen Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und einige seiner Gefolgsleute. Doch Rücktritte innerhalb der Regierung gab es auch aus anderen Gründen.

Gedankenblase mit Text: „Annahmen sind wie Seepocken an der Seite eines Bootes; sie verlangsamen uns.“
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So etwa im Falle von Ex-Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) – ihr wurde eine plagiierte Dissertation zum Verhängnis. Textteile wie solche waren in der Arbeit zu lesen – mutmaßlich nahmen sie den direkten Weg aus dem Übersetzungsprogramm.

Sprechblase mit Text: „Wir haben noch zwei bis drei harte Monate vor uns.“
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Doch das zitatträchtigste Thema war freilich die Pandemie – der damalige Kanzler Sebastian Kurz stellte anlässlich der Verlängerung des harten Lockdowns bis 7. Februar (2021) eine – gelinde gesagt – gewagte Prognose.

Sprechblase mit Text: „Ich bin der Meinung, man müsste Tirol für ein Monat isolieren – vom Rest von Österreich und dem Ausland.“
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Diese Meinung vertrat im Februar die Virologin Dorothee von Laer von der Mediuni Innsbruck. Gleichzeitig übte die Beraterin der Bundesregierung scharfe Kritik am Land Tirol im Umgang mit CoV-Mutanten und warnte vor einem „zweiten Ischgl“.

Sprechblase mit Text: „Die Reisewarnung von unseren Hauptmärkten – und die ist ja viel entscheidender wie wenn Wien einen Rülpser tut.“
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Die folglich verhängte Reisewarnung für Tirol störte Seilbahnobmann Franz Hörl (ÖVP) weniger als die Testpflicht beim Skifahren. Erinnerungen an die Piefke-Saga.

Sprechblase mit Text: „Es handelt sich um falsche Vorwürfe, die leicht aufzuklären sind.“
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Der unlängst zurückgetretene Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) war im Februar mit dem Vorwurf der Bestechlichkeit konfrontiert. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vermutete illegale Parteienfinanzierung durch den Glücksspielkonzern Novomatic.

Sprechblase mit Text: „Der türkise Hut brennt lichterloh.“
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FPÖ-Klubchef Herbert Kickl (damals noch nicht Parteichef) sah bei der ÖVP Feuer am Dach, wie er in einer Rede im Nationalrat im Februar darstellte.

Gedankenblase mit Text: „Kriegst eh alles, was Du willst.“
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Thomas Schmid bekam per SMS von Ex-Kanzler Sebastian Kurz den Segen erteilt. Hintergrund: Im März begann sich herauszustellen, dass der mittlerweile abgetretene ÖBAG-Chef in dessen Funktion als Generalsekretär im Finanzministerium die Ausschreibung für den ÖBAG-Posten sich selbst auf den Leib schneidern konnte.

Gedankenblase mit Text: „Ich bin so glücklich :-)))! Ich liebe meinen Kanzler“
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Thomas Schmid sah sich Kurz zu Dank und Hingabe verpflichtet – wiederum per Chatnachricht, die heuer ans Licht der Öffentlichkeit kam.

Gedankenblase mit Text: „Du bist Familie.“
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Der ehemalige Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) schrieb „Familienmitglied“ Schmid seine Version der türkisen Inklusion.

Gedankenblase mit Text: „Mir gehen die Weiber so am Nerv. Scheiß Quote.“
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Gabriela Spiegelfeld, „Netzwerkerin“ für die türkise ÖVP, verzweifelte an der Frauensuche für den Aufsichtsrat der ÖBAG. Auch dieser Sager tauchte in den Chats auf.

Sprechblase mit Text: „Ich wende mich nun heute an Sie, weil etwas eingetreten ist, das es so noch nie gegeben hat.“
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Alexander Van der Bellen wurde vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) zum Exekutor gemacht und musste in seiner Funktion als Bundespräsident beim Finanzministerium unter Blümel Akten einmahnen. Diesen beispiellosen Vorgang erläuterte er der Öffentlichkeit per TV-Ansprache.

Sprechblase mit Text: „Fürs Klima ist ein anderes Ministerium zuständig.“
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Alma Zadic (Grüne) – Justizministerin – im Mai zur Stimmung in der Koalition.

Sprechblase mit Text: „Wenn die Katze aus dem Haus ist, feiern die Mäuse Kirtag.“
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FPÖ-Chef Norbert Hofer auf Reha, Klubchef Herbert Kickl sägte derweil an dessen Stuhl. Der Machtkampf um den Chefposten der FPÖ erreichte im Mai seinen Höhepunkt.

Gedankenblase mit Text: „Oh Gott. Reisen wie der Pöbel.“
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Und noch eine Chatnachricht, die publik wurde: Thomas Schmid wurde im März 2019 ÖBAG-Chef – er musste seinen Diplomatenpass abgeben und ortete fatale Konsequenzen für sich.

Gedankenblase mit Text: „Kurz kann jetzt Geld scheissen.“
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Thomas Schmid, damals noch im Finanzministerium, sah den damaligen Kanzler Kurz pekuniär passabel ausgestattet.

Sprechblase mit Text: „Man gewinnt schon den Eindruck, dass es hier eine mittlerweile völlig abgehobene Politelite gibt, die meiner Meinung nach komplett die Bodenhaftung verloren hat und den Staat als ihr Eigentum betrachtet.“
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NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger mit oppositioneller Einordnung angesichts der veröffentlichten Chats.

Sprechblase mit Text: „Ich bin kein Satireprojekt.“
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„Ibiza“-U-Ausschuss-Fraktionschef Andreas Hanger geriet in einen Clinch mit dem Satireportal Tagespresse. Das Portal wollte, dass sich Hanger als Satiriker zu erkennen gibt.

Sprechblase mit Text: „Wir müssen so lange abschieben, wie es geht.“
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Karl Nehammer (ÖVP) als Innenminister während der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan.

Sprechblase mit Text: „Wir haben Selbstbereicherung gefunden, wir haben mutmaßliche Korruption gefunden und Postenschacher im ganz großen Stil.“
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Grünen-Fraktionsführerin Nina Tomaselli über ihre Erkenntnisse im „Ibiza“-U-Ausschuss. Die Rede ist vom derzeitigen Koalitionspartner ihrer Partei.

Sprechblase mit Text: „Fetzendeppert, muss man sagen.“
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Wieder Beate Meinl-Reisinger – diesmal zur Linie der FPÖ in der Pandemie.

Sprechblase mit Text: „Ich weiß nicht, wie Sie mich einschätzen, aber ich bin kein Vollidiot.“
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Die mehr als fünfstündige richterliche Befragung ließ Sebastian Kurz nur ungern über sich ergehen.

Sprechblase mit Text: „Aber ich würde jetzt gerne wirklich einen Punkt machen. Das funktioniert nicht so gut zwischen uns.“
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Wieder Sebastian Kurz – am selben Ort – diesmal gegenüber dem Staatsanwalt der WKStA.

Sprechblase mit Text: „Ich werde meine schützende Hand, aber auch meine helfende Hand von Graz zurückziehen müssen.“
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Der abgewählte Grazer Langzeitbürgermeister Siegfried Nagl wies auf unschöne Konsequenzen seiner Abwahl hin.

Sprechblase mit der Aussage „Ich sage Ihnen: Es wird nichts gefunden werden.“
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Gabriela Schwarz, ÖVP-Generalsekretärin, bei einer Pressekonferenz zu Hausdurchsuchungen, von denen zu diesem Zeitpunkt noch niemand wusste bzw. wissen konnte bzw. wissen sollte.

Sprechblase mit der Aussage „Was ich nicht nachvollziehen kann ist, warum an jedem Unrecht immer ich schuld sein soll?“
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Einmal mehr Sebastian Kurz. Die Rahmenbedingungen: Hausdurchsuchungen im Bundeskanzleramt und der ÖVP-Parteizentrale, der Kanzler als Beschuldigter.

Sprechblase mit der Aussage „Die ÖVP ist aufgerufen, eine untadelige Person zu finden, die dieses Amt ausführen kann.“
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Sigrid Maurer, Klubobfrau der Grünen, erhöhte den Druck auf den Koalitionspartner. Und angesichts der Anschuldigungen gegen die ÖVP zog man die Reißleine in Sachen Kanzlerpersonalie.

Sprechblase mit der Aussage „Wer heute eine sehr gut funktionierende Bundesregierung platzen lässt, der wird am nächsten Tag mit einem Herbert Kickl in der Bundesregierung wieder aufwachen.“
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Elisabeth Köstinger (ÖVP), Landwirtschaftsministerin und enge Vertraute des nunmehrigen Ex-Kanzlers, warnte die übrigen Oppositionsparteien vor einem Pakt mit den Blauen – als hätte die ÖVP nie mit der FPÖ koaliert.

Sprechblase mit der Aussage „Ich bin einer deiner Prätorianer, der keine Probleme macht sondern löst.“
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Thomas Schmid mit einer durchaus gravierenden Fehleinschätzung im SMS-Chat mit Kurz.

Sprechblase mit der Aussage „So weit wie wir bin ich echt noch nie gegangen. Geniales Investment. Und Fellner ist ein Kapitalist. Wer zahlt schafft an. Ich liebe das.“
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Thomas Schmid, einmal mehr: Umfragen für Kurz’ Machtübernahme wurden laut Akt der Staatsanwaltschaft platziert, Schmid war damit recht zufrieden.

Sprechblase mit der Aussage „Mitterlehner ist ein Linksdilletant und ein riesen Oasch!! Ich hasse ihn. Bussi Thomas.“
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Thomas Schmid, ein allerletztes Mal, und damit jene Person, die im Chat mit Kurz zwischen Hass und Liebe nur einen Punkt setzte. Ex-ÖVP-Kanzler Reinhold Mitterlehner geriet zum internen Feindbild im Streben der Türkisen nach der Übernahme der ÖVP.

Sprechblase mit der Aussage „Ich bin kein Schattenkanzler.“
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Nach der Kanzlerwerdung von Alexander Schallenberg (ÖVP) fühlte sich Sebastian Kurz zu einer Klarstellung veranlasst – „Schattenkanzler“, als Kampfformel ursprünglich freilich von Kritikerinnen und Kritikern der Türkisen vorgebracht, wurde zum Wort des Jahres gekürt.

Sprechblase mit der Aussage „I kenn den gar ned. Ich glaub, das ist der Rothaarige.“
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Hermann Schützenhöfer (ÖVP), steirischer Landeshauptmann, mit einem wackligen Versuch einer Abgrenzung vom türkisen Machtzirkel. Mit dem „Rothaarigen“ skizzierte Schützenhöfer Gerald Fleischmann, Kurz’ Medienbeauftragten.

Sprechblase mit der Aussage „Elli, es ist vorbei!“
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NEOS-Gründer Matthias Strolz lieferte im ORF-Format „Im Zentrum“ den Spruch des Jahres – mit einer Botschaft für den „inneren Kreis“ der Türkisen, konkret der Kurz-Vertrauten Elisabeth Köstinger vorgetragen.

Sprechblase mit der Aussage „Virologen hätten am liebsten, dass jeder Salzburger und Oberösterreicher im Zimmer eingesperrt wird, weil die dann nix anstellen können, sie werden dann halt an Depression sterben oder verdursten.“
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Wilfried Haslauer (ÖVP), Salzburgs Landeshauptmann, musste sich nach schwerer Kritik von Expertinnen und Experten von diesem vollmundigen Sager distanzieren.

Sprechblase mit der Aussage Es wird 3G geben in sechs Monaten: dann ist man entweder geimpft, genesen oder gestorben.""
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Die Virologin Dorothee von Laer definierte 3-G neu, wiederum auch in der ORF-Diskussionsendung „Im Zentrum“. Es gebe keine Zeit mehr, mit Maßnahmen wie dem Lockdown für Ungeimpfte „noch herumzuprobieren“.

Sprechblase mit der Aussage „Schön, dass Sie sich wieder die Zeit nehmen.“
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Alexander Van der Bellen setzte im Dezember den Angelobungsreigen, der das Staatsoberhaupt in seiner Amtszeit verlässlich begleitet, aufs Neue fort.

Sprechblase mit der Aussage „Ich bin weder ein Heiliger noch ein Verbrecher.“
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Sebastian Kurz, ein letztes Mal – hier und auch als Politiker.