Bild der Golden Globes
Chris Pizzello / AP / picturedesk.com
Globes-Nominierungen

Prerunner für die Oscars mit Imageproblem

Eigentlich sind die Nominierungen des Verbands der Auslandspresse in Hollywood die Prerunner zu den Oscars. Doch heuer ist alles anders. Der Verband steht wegen mangelnder Diversität in der Kritik, die Verleihung der Golden Globes wird nicht mehr im TV übertragen. Und doch versucht man mit Rapper Snoop Dogg an der Seite und einem offenen Brief im Gepäck eine Rettung des eigenen Images in letzter Minute. „Belfast“ und „The Power of the Dog“ wären jedenfalls die großen Favoriten für die Globes.

Ein bisschen verloren stand sie da, Helen Hoehne, ehemals deutsche Journalistin bei RTL und ProSieben und mittlerweile Vizepräsidentin der Hollywood Foreign Press Association, die jedes Jahr herausragende Beiträge aus Film und Fernsehen prämiert.

Am Montag gab sie in Beverly Hills mit Snoop Dogg an ihrer Seite die Nominierungen für die Golden-Globe-Awards bekannt. Doch nach den Debatten der letzten Monate über mangelnde Diversität verkam die Verkündigung ein bisschen zur Nebensache.

„Es war ein Jahr der Reflexion“

Findet die HFPA, dass sie die eigenen Standards überarbeitet hat, sind andere nicht überzeugt, dass die Vereinigung die Vielfalt der Branche in irgend einander Art zum Ausdruck bringt. Da wird auch die Anwesenheit von Snoop Dogg nicht viel geholfen haben. „Es war ein Jahr von Reflexion und Veränderung für die HFPA“, meinte Hoehne.

Kritiker waren der Meinung, dass die Globes noch nicht „so weit“ seien, zurück ins Spotlight zu kehren. „HFPA 2.0“ nannte Hoehne das Projekt und verwies auf eine neue Zusammenstellung des Boards und auch die Ausarbeitung eines neuen Code of Conduct.

Statt eines Aufgebots von Schauspielerinnen und Schauspielern trug Snoop Dogg das Gros der Liste der Nominierten vor. Ein Systemwechsel, vor allem wiedergefundenes Selbstbewusstsein sieht anders aus.

Helen Hoehnig und Snoop Dog am Montag in Beverly Hills
HFPA/YouTube-Stream
Gemeinsam mit Snoop Dogg will man die Diskussion über mangelnde Diversität bei den Globes kontern. Links Helen Hoehne bei der Verkündung der Nominierten.

Nominierungen für 25 Film- und Fernsehkategorien präsentierte Hoehne am Montag. Traditionell schaut die Branche zum Auftakt der Preissaison mit Spannung auf die Globes, als Vorbote für die späteren Oscars. Der Sender NBC, der die Gala seit 1996 ausstrahlte, sagte die Show jedoch für 2022 ab.

Das Format für die geplante Verleihung im Jänner ist noch nicht bekannt. Und befürchtet wird, dass zahlreiche Stars der Verleihung gerade im Schatten der Imageprobleme bei der Trägervereinigung fernbleiben könnten.

„Belfast“ und „The Power of the Dog“ mit je sieben Nominierungen

Die Dramen „Belfast“ in der Regie von Kenneth Branagh und „The Power of the Dog“ von Jane Campion zählen mit jeweils sieben Nominierungen zu den Favoriten im Rennen um die Golden Globes. Auch das Steven-Spielberg-Musical „West Side Story“, die Tragikomödie „Licorice Pizza“, die Satire „Don’t Look Up“ und das Sportdrama „King Richard“ haben mehrere Gewinnchancen.

Starkomponist Hans Zimmer (64) könnte eine weitere Golden-Globe-Trophäe gewinnen. Der gebürtige Frankfurter holte mit seiner Komposition für das Science-Fiction-Drama „Dune“ seine 14. Nominierung in der Sparte „Beste Filmmusik“. Zwei Globes hat er schon, 1995 für „König der Löwen“, 2001 für „Gladiator“.

Die Tragikomödie „Ich bin dein Mensch“ der deutschen Regisseurin und Schauspielerin Maria Schrader schaffte es nicht in die Sparte „Bester nicht englischsprachiger Film“. Zu den Schauspielern, die für einen Globe nominiert sind, zählen unter anderen Lady Gaga („House of Gucci“), Kristen Stewart („Spencer“), Nicole Kidman und Javier Bardem in „Being the Ricardos“ und Denzel Washington („Macbeth“). Zur Ruhe kommen werden die Globes nicht so schnell. Einen Indikationsfaktor für die Branche haben die Verleihungen, gerade in Hinsicht der Gewichtung der favorisierten Filme.