Don Giovanni darf wieder wildern, die Gerechten wieder rächen, und Leporello muss sich einen neuen Herren suchen – man darf nur hoffen, dass dann nicht Lockdown ist in der „Osteria“, in die er ziehen muss.
Mit großer Erleichterung feierte man gestern an der Wiener Staatsoper die Publikumspremiere des „Don Giovanni“ in der Regie von Barrie Kosky und in der musikalischen Handschrift von Philippe Jordan.
Vor einer Woche gab es die Stream-Premiere. Nun aber entschied das Wiener Publikum, was vom 16. „Don Giovanni“ im Haus am Ring zu halten sei. Offenbar viel, so lässt sich jedenfalls der Schlussapplaus deuten.
Kyle Ketelsen als Don Giovanni und Philippe Sly als Leporello waren die gefeierten Helden des Abends. Nicht zuletzt aber Jordan bekam für die musikalische Umsetzung gemeinsam mit dem Staatsopernorchester und der Chorvereinigung Staatsopernchor Ovationen.
Jordan, der in den nächsten Tagen gleich drei Opernproduktionen hinter dem Pult stemmen muss („Parsifal“ und „Don Carlos“ warten ja noch), entschied sich diesmal für eine etwas vorsichtigere Herangehensweise als vor einer Woche.
Dieser „Don Giovanni“ brauchte Luft zum Atmen
So richtig zündete dieser „Don Giovanni“ ab dem zweiten Bild – und fand wieder einmal in der Versöhnungsarie der Zerlina seinen Publikumshöhepunkt. Patricia Nolz war der Star der Herzen an diesem Abend.
Kate Lindsey präsentierte eine starke Donna Elvira – und Stanislas de Barbeyrac als Don Ottavio überzeugte das Publikum mehr als die Wiener Kritik. Vielleicht muss man den Regisseuren einfach ins Stammbuch schreiben, diese Rolle ernster zu nehmen, auch wenn er seiner Geliebten „Mann und Papa“ sein mag.