In Österreich seien bisher 59 Infektionen mit der neuen Omikron-Variante bestätigt worden, sagte Mückstein. 49 davon wurden mittels PCR-Test festgestellt, die weiteren zehn wurden sequenziert.
Mückstein und Experten hatten schlechte, aber auch gute Nachrichten zu der neuen Variante: Zwar sei Omikron „um vieles infektiöser“, so Molekularbiologe Andreas Bergthaler, allerdings sei bisher nicht klar, ob die neue Variante auch schwerere oder leichtere Krankheitsverläufe mit sich bringt.
Appell zum Booster
Daten aus Großbritannien belegen laut Bergthaler, dass dreifach Geimpfte bzw. Genesene mit zwei Impfdosen einen relativ guten Schutz gegen Omikron haben. Menschen mit lediglich zwei Impfdosen sind hingegen kaum gegen diese infektiösere Variante geschützt.
Daher lautete Mücksteins Appell: „Holen Sie sich bitte vor dem Weihnachtsfest Ihren Booster!“ Das schütze auch das Gesundheitspersonal. Und die herkömmlichen Maßnahmen seien „nach wie vor wirkungsvoll: Hände waschen, Abstand halten, Maske tragen“.
„Besorgniserregende Geschwindigkeit“
Bergthaler sagte, dass in den kommenden Wochen mit einer absoluten Erhöhung der Infektionsraten zu rechnen ist. Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, rechnete mit einem Fallanstieg ab Ende Dezember, im Jänner sei dann wohl ein großer Anstieg zu erwarten. Er verwies auf die steigenden Fallzahlen in Dänemark, wo die Omikron-Variante binnen weniger Tage schon zehn Prozent der Infektionen ausmache. Sie breite sich mit „besorgniserregender Geschwindigkeit“ aus.
Bergthaler erläuterte den bisherigen Wissensstand zur neuen Variante, räumte aber ein, dass viele Fragen noch offen seien. Neutralisationsdaten aus Laboren hätten zwei Erkenntnisse geliefert: Zwei Impfungen würden kaum Schutz gegen Omikron bieten, bei Dreifachimpfungen und bei einer durchgemachten Infektionen mit zwei Impfungen seien die Neutralisationsdaten aus den Laboren aber gut. Auch Daten aus England würden zeigen, dass Menschen mit Auffrischungsimpfung einen Schutz von 70 bis 75 Prozent gegen symptomatische Erkrankungen hätten.
Viel infektiöser, Verläufe noch unklar
Dennoch wisse man über die klinischen Verläufe noch wenig, so Bergthaler. Daten aus Südafrika, England und Norwegen würden tendenziell auf mildere Verläufe deuten. Allerdings könne es sein, dass das nichts mit der Mutation an sich zu tun hat – sondern nur zeige, dass eine durchgemachte Krankheit und die Impfungen vor schweren Verläufen schützen.
Bergthaler rechnet mit einer deutlichen Zunahme des Infektionsgeschehens: Laut Daten aus England sei Omikron in Haushaltssetting dreimal infektiöser als Delta. Man beobachte eine Verdoppelungsrate von zwei, drei Tagen. Dass Omikron die derzeit vorherrschende Delta-Variante verdrängen werde – genauso wie Delta heuer die Alpha-Variante verdrängt habe –, sei keineswegs fix, so Bergthaler. Möglich sei auch, dass beide Varianten nebeneinander kursieren.
Vorsprung durch Lockdown nützen
Der nun beendete Lockdown habe ein gutes Timing gehabt, so der Experte, weil er dazu beigetragen habe, dass sich Omikron bisher nicht ganz so schnell verbreitet habe. Den Vorsprung gelte es zu nutzen. Er sprach sich für eine engmaschigere Überwachung aus, etwa bei der Einreise nach Österreich. Im Abwasser habe man bisher nur in einer Kläranlage – in Mödling – Omikron nachgewiesen. Das würde sich geografisch auch mit den bisher bekannten Fällen decken.
Neuer Impfstoff
Mückstein kündigte zudem an, dass das Nationale Impfgremium (NIG) demnächst eine Empfehlung für eine Boosterimpfung für Kinder ab zwölf Jahren abgeben werde. Er erwarte die Empfehlung des NIG bereits für Mittwoch. Bisher gab es das Boosterangebot nur für ab 18-Jährige. Lediglich in Wien wurde die Drittimpfung ab 16 angeboten.
Ein Impfappell kam auch von Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit. Für alle Impfstoffe gelte, dass angesichts von Omikron nur drei Stiche den größtmöglichen Schutz bieten. Es sei damit zu rechnen, „dass uns Omikron neuen, adaptierten Wirkstoff beschert“. Zudem rechnete Reich damit, dass der neue Proteinimpfstoff Novavax in den kommenden Tagen zugelassen und noch im Dezember nach Österreich geliefert wird.