Russland räumt Versäumnisse bei WHO-Antrag für „Sputnik V“ ein

Russland hat eingeräumt, für eine Anerkennung seines CoV-Impfstoffs „Sputnik V“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bisher nicht alle erforderlichen Unterlagen übergeben zu haben. „Es gibt tatsächlich irgendwelche Informationen, die man für eine Zertifizierung zur Verfügung stellen muss“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow heute der Agentur Interfax zufolge.

Eingeständnis gilt als außergewöhnlich

„Wir haben das bisher nicht gemacht, weil wir eine andere Auffassung hatten, welche Informationen das sind und wie sie überreicht werden sollen.“ Das Eingeständnis gilt als außergewöhnlich, weil Russland immer wieder Vorwürfe erhoben hatte, es gebe politische Gründe für eine fehlende Anerkennung von „Sputnik V“. Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat das Präparat bisher nicht zugelassen. Die Besuche von Experten der EMA und der WHO hatten sich immer wieder wegen fehlender Voraussetzungen auf russischer Seite verzögert.

Nun werden WHO-Sachverständige im Jänner in Russland erwartet, um Produktionsanlagen in Augenschein zu nehmen. Probleme gibt es vor allem, weil Russland die geforderten Datensätze bisher nicht zur Verfügung gestellt hat. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa müsste Russland etwa nachweisen, dass die Produktionsstätten das Präparat immer in der gleichen, einwandfreien Qualität herstellen.

WHO-Prüfung zeitweilig unterbrochen

Die WHO hatte eine Prüfung in Russland zeitweilig unterbrochen, weil die Antragsteller die für alle gleichen Regeln und Verfahren nicht explizit anerkannt hatten. Um den Zulassungsprozess abzuschließen, müssen laut WHO Inspektionen in den Herstellerfabriken aufgenommen werden. Die Organisation hat Notfallzulassungen bisher für die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, AstraZeneca, Moderna, Johnson&Johnson, Sinopharm und Sinovac erteilt.

Russland hatte im vergangenen Jahr als erstes Land der Welt einen CoV-Impfstoff für die breite Bevölkerung zugelassen, obwohl „Sputnik V“ laut Kritik von unabhängigen Medizinern noch nicht voll ausgetestet war. Inzwischen ist der Impfstoff nach russischen Angaben in mehr als 70 Ländern zugelassen, darunter in der EU etwa auch in Ungarn über eine nationale Genehmigung.