FMA will Mindeststandards für Vergabe von Wohnkrediten

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) beobachtet den Boom auf dem Immobilienmarkt mit Sorge und will im kommenden Jahr Mindeststandards für die Vergabe von Wohnbaukrediten erlassen. Die derzeitige Vergabepraxis sei zu locker, sagte gestern FMA-Vorstand Helmut Ettl. Das berge Risiken für die Finanzmarktstabilität.

„Wir glauben nicht, dass es bereits eine Blase gibt, die sich schon voll aufgeblasen hat, allerdings sehen wir hier Entwicklungen, die über das bisher Bekannte in Österreich hinausgehen“, sagte Ettl. „Diese außergewöhnlichen Entwicklungen fordern auch außergewöhnliche Schritte.“

Preise seit 2007 verdoppelt

Seit 2007 haben sich die Preise für Wohnimmobilien in Österreich verdoppelt (plus 99 Prozent), sagte Ettl. In Wien liege der Anstieg sogar bei 140 Prozent. Der Anstieg sei vor allem kreditgetrieben, seit Mitte 2020 sei die Zahl der Wohnbaukredite um 18 Prozent auf 94.000 gestiegen. Noch steiler ging es beim Kreditvolumen bergauf, das um 37 Prozent auf 16,9 Mrd. Euro zugelegt habe.

Bereits seit 2011 beobachte man das starke Wachstum auf dem Wohnimmobilienmarkt. Das schon lange anhaltende Niedrigzinsumfeld mache Kredite so billig wie noch nie. Für einen variabel verzinsten Kredit lägen die Zinsen derzeit bei rund einem Prozent. Bei zehn Jahren Fixverzinsung liegt der Zinssatz bei durchschnittlich 1,35 Prozent.

Gleichzeitig seien die Standards bei der Vergabe von Wohnkrediten nicht streng genug. So habe jeder zehnte Kredit eine Laufzeit von mehr als 35 Jahren. Zudem liege bei zwei von zehn Krediten die Rückzahlungsrate über 40 Prozent des verfügbaren Nettofamilieneinkommens, bei sechs von zehn Krediten liege der Eigenmittelanteil unter 20 Prozent. 40 Prozent des Kreditvolumens seien noch variabel verzinst. In der variablen Verzinsung liegt ein großer Teil des Risikos, meinte Ettl.