Pinochet-Witwe im Alter von 98 Jahren gestorben

Die Witwe des früheren chilenischen Diktators Augusto Pinochet ist im Alter von 98 Jahren gestorben. Wie ihre Familie in Santiago de Chile mitteilte, starb Lucia Hiriart gestern Nachmittag in ihrem Wohnhaus, in dem sie mit ihren Kindern und Enkeln lebte. Sie sei friedlich eingeschlafen, teilte ihr jüngster Sohn Marco Antonio Pinochet in einer kurzen Erklärung vor der Presse mit.

Lucia Hiriart mit verstorbenen Ehemann und chilenischen Diktator Augusto Pinochet 1998
APA/AFP/Cris Bouroncle

Hiriart war mit Augusto Pinochet verheiratet, der Chile von 1973 bis 1990 diktatorisch regierte. Während seiner Militärherrschaft wurden mindestens 3.200 Menschen getötet oder verschwanden, etwa 38.000 Menschen wurden gefoltert.

Hupkonzert und Feiern auf zentralem Platz

Hiriart galt als einflussreiche Persönlichkeit und starke Frau der Junta – manche Historiker sehen in ihr die treibende Kraft hinter dem Militärputsch gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, mit dem ihr Mann am 11. September 1973 die Macht in Chile an sich riss. Während Pinochets Herrschaft war Hiriart seine engste politische und persönliche Beraterin.

Als sich die ersten Nachrichten vom Tod der Pinochet-Witwe verbreiteten, ertönte in Santiago ein Hupkonzert. Viele Menschen strömten zur zentralen Plaza de Italia, um das Ereignis zu feiern.

Menschen feiern Ableben von Lucia Hiriart in chilenischer Hauptstadt Santiago
Reuters/Pablo Sanhueza

Auch Pinochet-Verbrechen blieben ungeahndet

In den vergangenen Monaten war Hiriart mehrfach im Militärkrankenhaus von Santiago behandelt worden. Es gibt unterschiedliche Angaben zur ihrem tatsächlichen Alter – laut Geburtsurkunde feierte die Pinochet-Witwe am 10. Dezember ihren 98. Geburtstag.

Augusto Pinochet und Hiriart hatten 1943 geheiratet – das Paar hatte fünf Kinder, drei Töchter und zwei Söhne. Der einstige Militärmachthaber starb 2006 im Alter von 91 Jahren. Auch die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen wegen Menschenrechtsverbrechen und Unterschlagung öffentlicher Gelder blieben ungeahndet.

Pinochet-Verehrer in Stichwahl

Hiriart starb drei Tage vor der Stichwahl um die Präsidentschaft in Chile. Am Sonntag treten der deutschstämmige ultrarechte Politiker Jose Antonio Kast und der Linkskandidat Gabriel Boric gegeneinander an.

Kast sieht sich in der politischen Tradition Pinochets, verteidigt Errungenschaften der Militärdiktatur und erklärte zum Tod von dessen Witwe: „Ich möchte nur der Familie mein Beileid aussprechen – (…) ich möchte daraus kein politisches Ereignis machen.“

Sein Kontrahent Boric bedauerte auf Twitter, dass Hiriart für ihre Taten nie zur Rechenschaft gezogen wurde. „Lucia Hiriart stirbt völlig ungestraft, trotz des tiefgehenden Schmerzes und der Spaltung, die sie unserem Land bereitet hat.“ Seine Gedanken seien bei den Opfern der chilenischen Militärdiktatur.