Ein Impfpass wird gescannt
APA/AFP/Jean-Christophe Verhaegen
Omikron

Mehrere Länder verschärfen Maßnahmen

Angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante verschärfen Länder wie Frankreich und die Schweiz ihre Restriktionen. Die Niederlande gehen über Weihnachten in den Lockdown. Auch Deutschland erwägt striktere Maßnahmen. Österreich lässt ab Montag nur noch Reisende mit 2-G-Nachweis ins Land.

Die französische Regierung will in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens die 2-G-Regel einführen. Dazu soll der bisher notwendige Gesundheitspass in einen Impfpass umgewandelt werden, wie Premierminister Jean Castex ankündigte. Omikron verbreite sich „rasend schnell um uns herum in Europa“, warnte Castex. Ab Jänner werde die Variante auch in Frankreich dominierend sein.

Der Gesundheitspass, der darüber Auskunft gibt, ob jemand geimpft, genesen oder kürzlich negativ getestet ist, wird in Frankreich unter anderem in Restaurants, Einkaufszentren, Veranstaltungsorten und Museen verlangt. Bald soll wegen der drohenden Omikron-Welle ein negativer Test nicht mehr ausreichen, wie Castex sagte. Nur wer eine Auffrischungsimpfung erhalten habe oder genesen sei, werde noch einen Pass bekommen.

„Es ist nicht hinnehmbar, dass die Weigerung einiger Millionen Franzosen, sich impfen zu lassen, das Leben eines ganzen Landes gefährdet und den Alltag einer überwältigenden Mehrheit der Franzosen beeinträchtigt“, kritisierte Castex. Nach Angaben der französischen Regierung soll die Frist zwischen der zweiten und der dritten Impfung zudem von fünf auf vier Monate verkürzt werden.

Pflicht zu Drittstich für Frankreichs Pflegepersonal

Ab Ende Jänner soll in Frankreich zudem eine Pflicht zur Drittimpfung für das Pflegepersonal und die Feuerwehr gelten. Gesundheitsminister Olivier Véran sagte am Samstag, diese Maßnahme sei angesichts der zunehmenden Omikron-Ausbreitung notwendig. „Wir haben schon jetzt mehrere Krankenhaus-Hotspots der Omikron-Variante, vor allem im Großraum Paris.“

In Frankreich besteht bereits eine Impfpflicht für etwa 2,7 Millionen Beschäftigte von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, Pflege- und Rettungsdiensten sowie der Feuerwehr. Sie alle müssen bisher zweimal geimpft sein. Wer sich nicht daran hält, wird vom Dienst suspendiert und bekommt kein Gehalt mehr. Nun soll ab 30. Januar auch die Drittimpfung verpflichtend sein.

Mit Portugal und Frankreich weiten zudem weitere europäische Länder die CoV-Impfungen auf jüngere Kinder aus. In Portugal werden seit Samstag Kinder zwischen fünf und elf Jahren geimpft, in Frankreich sollen die Kinderimpfungen am Mittwoch starten.

Lockdown in den Niederlanden

In den Niederlanden gilt ab Sonntag und über Weihnachten ein erneuter Lockdown. „Um es in einem Satz zusammenzufassen: Die Niederlande werden ab morgen wieder in den Lockdown gehen“, sagte Regierungschef Mark Rutte am Samstagabend in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Die Maßnahme solle ab Sonntagmorgen bis mindestens 14. Jänner gelten. Der Schritt sei wegen der bevorstehenden fünften CoV-Welle unumgänglich.

Niederlande vor drastischer Verschärfung

Die neue Virusvariante Omikron macht vielen Fachleuten große Sorgen – sie ist auch der Grund für einen neuen harten Lockdown, der wohl in den Niederlanden bevorsteht

Laut Angaben der Regierung sollen alle Schulen vom 20. Dezember an schließen. Nicht lebensnotwendige Geschäfte, Bars, Restaurants und andere öffentliche Plätze müssen ab dem 19. Dezember zu machen. Medienberichten zufolge waren am Samstag im ganzen Land Menschen in die Innenstädte geströmt; es hatten sich lange Schlangen vor Friseuren und Geschäften gebildet. Viele Niederländer wollten in letzter Minute noch die Weihnachtseinkäufe erledigen.

Schweiz beschließt Homeoffice-Pflicht

Die Schweiz beschloss am Freitag schärfere Regeln, darunter eine Rückkehr zur Homeoffice-Pflicht. Zudem gelte für zahlreiche öffentliche Einrichtungen die 2-G-Regel, teilte der Bundesrat am Freitag mit. Nur Geimpfte und Genesene hätten künftig noch Zutritt zu Restaurants, Kultur-, Sport- und Freizeitbetrieben sowie zu Veranstaltungen in Innenräumen. Zu privaten Treffen sind nur zehn Menschen – einschließlich Kinder – zugelassen, falls einer der Teilnehmer nicht geimpft oder genesen ist.

Mit den Maßnahmen sollen vor allem Infektionen von Ungeimpften verhindert werden. Diese übertragen nach Behördenangaben das Virus leichter und weisen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf auf. Die große Mehrheit der Intensivpatienten in der Schweiz ist ungeimpft.

Österreich verschärft Einreiseregeln

Im Gegensatz zu Österreich lockerte die Schweiz aber die Einreisebestimmungen. Während seit Anfang Dezember auch für Geimpfte ein PCR-Test für die Einreise nötig war, reicht ab 20. Dezember ein Antigen-Schnelltest, der höchstens 24 Stunden vor Grenzüberschreitung gemacht wurde. Zudem müssen sich Geimpfte und Genesene nicht mehr wie bisher einem zweiten Test nach vier bis sieben Tagen unterziehen. Die Regel bleibt nur für Ungeimpfte in Kraft.

Österreich lässt ab Montag unterdessen nur noch Reisende mit 2-G-Nachweis ins Land. Wie das Gesundheitsministerium bekanntgab, müssen Geimpfte und Genesene bei der Einreise zusätzlich eine Auffrischungsimpfung oder einen aktuellen PCR-Test nachweisen. Andernfalls müssen sie in Quarantäne, die erst durch einen negativen PCR-Test beendet werden kann.

„Diese verschärften Einreisebestimmungen bringen große Herausforderungen mit sich, vor allem für Personen, welche über die Weihnachtsfeiertage ins Ausland reisen“, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). „Sie sind jedoch gerade zum jetzigen Zeitpunkt notwendig, um einer Ausbreitung von Omikron in Österreich entgegenzuwirken.“

Auch Deutschland vor Reiserestriktionen

Auch Deutschland steht vor einer Verschärfung der Einreiseregeln. Reisende ab sechs Jahren aus Ländern, die als Virusvariantengebiet eingestuft sind, sollten nur noch gegen Vorlage eines negativen PCR-Tests einreisen dürfen, heißt es in einem am Samstag von den Gesundheitsministern der deutschen Bundesländer gefassten Beschluss. Ein Antigen-Schnelltest solle hierfür nicht mehr zulässig sein.

Diese Regelung solle auch für Personen gelten, die in der Bundesrepublik auf einem Flughafen lediglich umsteigen, heißt es weiter. Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) begrüßte den Vorstoß. „Die Einreise sicherer zu machen, hilft, damit sich die Omikron-Variante nicht so schnell ausbreitet“, sagte Lauterbach. „Verhindern können wir die Verbreitung nicht, nur verzögern.“