ORF-Moderatorenlegende Sepp Forcher
ORF/Anton Wieser
1930-2021

Sepp Forcher gestorben

Als Moderator der ORF-Sendung „Klingendes Österreich“ hat Sepp Forcher österreichweite Bekanntheit erlangt. Am Sonntag ist Forcher kurz nach seinem 91. Geburtstag gestorben. Erst im Frühjahr 2020 hatte er seine TV-Karriere beendet und das Staffelholz an seinen Nachfolger Hans Knauß übergeben.

Eine Karriere im österreichischen Fernsehen war Forcher alles andere als in die Wiege gelegt. Er kam am 17. Dezember 1930 als Giuseppe Forcher in Rom zur Welt und wuchs in Sexten (Südtirol) auf. Dort unterstützte er schon in seiner Kindheit die Eltern bei der Arbeit in den Bergen. 1940 übersiedelte die Familie nach Salzburg, wo Forchers Eltern im Tennengebirge eine Hütte bewirtschafteten.

Den Bergen blieb er auch in der Folge verbunden, als er unter anderem als Bergsteiger und Mineraliensucher tätig war. Als junger Erwachsener war er als Hilfsarbeiter beim Kraftwerksbau in Kaprun im Einsatz und arbeitete als Träger am Heinrich-Schwaiger-Haus in Kaprun und der Oberwalderhütte am Großglockner.

ORF-Moderatorenlegende Sepp Forcher
ORF/Anton Wieser
Forcher blieb den Bergen ein Leben lang verbunden

1955 übernahm er gemeinsam mit seiner späteren Ehefrau Helene, „Helli“, die Hüttenwirtschaft im Berglandhaus in Großarl. 1956 heirateten die beiden. Helene starb nur wenige Wochen vor Forcher am 28. November 2021.

200 Sendungen „Klingendes Österreich“

In den folgenden Jahren war Forcher als Hüttenwirt, später als Wirt im Salzburger Platzlkeller tätig, bis 1976 die Zusammenarbeit mit dem ORF begann. Der Wechsel war auch von einem Schicksalsschlag überschattet. 1976 kam Forchers erster Sohn mit Mitte zwanzig bei einem Unfall ums Leben.

Anfangs moderierte Forcher Radiosendungen wie „Ins Land einischaun“ oder „Mit’m Sepp ins Wochenende“. Der große Durchbruch folgte schließlich mit dem Format „Klingendes Österreich“, das 1986 erstmals auf Sendung ging. Mehr als 30 Jahre blieb Forcher der Sendung und seinem Publikum treu, ehe er mit der 200. Folge einen Schlussstrich zog.

ORF-Moderatorenlegende Sepp Forcher
APA/Barbara Gindl
Mit 89 Jahren zog sich Forcher nach 200 Folgen „Klingendes Österreich“ in den Ruhestand zurück

„Ich brauche mir von niemandem sagen lassen, ‚Sepp lass bleiben, es ist genug‘. Der Sepp sagt sich das selber. Und zwar nicht im Sinne eines Bedauerns, sondern voller Freude, dass es mir eben gelungen ist, 200 Mal das zusammenzubringen“, sagte er anlässlich der Ausstrahlung der letzten Folge im Frühjahr 2020.

TV-Hinweis

Das Hauptabendprogramm wird am 21. Dezember in ORF2 und am 23. Dezember in ORF III ganz im Zeichen Forchers stehen – Details dazu folgen.

Vielfach ausgezeichnet

Insgesamt waren bei „Klingendes Österreich“ rund 2.000 Volkslied- und Volksmusikgruppen zu erleben, die Forcher bei seinen Wanderungen durch Österreich, Bayern und Südtirol vor entsprechender Kulisse zum musikalischen Austausch traf. Für seine langjährige Moderationstätigkeit wurde er auch mehrfach ausgezeichnet.

1999 erhielt er den Rene-Marcic-Preis, der vom Land Salzburg für publizistische Leistungen vergeben wird. 1993 gewann er eine „Goldene Romy“. Und über die Jahre hinweg erschienen auch mehrere Bücher von Forcher, zuletzt „Das Salz in der Suppe – Vom großen Wert der kleinen Dinge“ (2018).

Wrabetz: Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz würdigte Forcher als „eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der ORF-Geschichte“. Forcher sei außerdem ein „großartiger Mensch“ gewesen, „der Inbegriff von Tradition, Volkskultur, Authentizität und Unverfälschtheit“, so Wrabetz in einer Aussendnung.

„Jede Begegnung mit ihm und seiner umfassenden Bildung und Begeisterung für Kunst und Kultur sowie die Schönheiten unseres Landes, seine außergewöhnliche Menschenkenntnis und Liebe zum Publikum wird allen, die ihn gekannt haben, immer in Erinnerung bleiben.“ Forchers Tod hinterlasse eine große Lücke. „Der ORF wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden.“

Bundespräsident verabschiedet sich von „TV-Legende“

Würdigung und Anteilnahme kam kurz nach dem Bekanntwerden von Forchers Tod aus der Hofburg. „Der Moderator habe den Fernsehzuschauern unprätentiös die verschiedensten Facetten Österreichs und Südtirols nähergebracht“, hieß es in einer Aussendung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. „Mit ihm verabschiedet sich eine TV-Legende.“

Radiohinweis

Ö1 sendet am 23. Dezember das letzte große Interview mit Sepp Forcher vom 26. November – mehr dazu in Ö1.

Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zeigte sich ebenfalls betroffen: Forcher habe mit „Klingendes Österreich“ „wie kein anderer die echte österreichische Volkskultur über Jahrzehnte in die Wohnzimmer und damit in die Herzen der Menschen gebracht“. Mit Leidenschaft und Authentizität habe er über Tradition, Brauchtum und Kultur berichtet. „Der Sepp war eine Seele von Mensch, der nie den Boden unter den Füßen verloren hat und Zeit seines Lebens bescheiden blieb“, so Schützenhöfer.

„Sepp Forcher hat uns über Jahrzehnte hinweg die Schönheit und Besonderheit unserer Heimat nähergebracht und schätzen lassen“, würdigte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) den Verstorbenen am Sonntag. Mit seiner „verbindenden und herzlichen Art“ habe er das Land auf vielfältige Weise bereichert.