Der Samstag spülte geschätzte 380 Millionen Euro in die nach dem Lockdown leeren Kassen. Doch am ausnahmsweise verkaufsoffenen Sonntag dürften die Umsätze deutlich dahinter zurückbleiben. Die Branche erwartet weniger als ein Drittel des Samstag-Umsatzes. In manchen Einkaufsstraßen und -zentren war das Besucheraufkommen aber durchaus rege.
Der Handelsverband erwartet, dass der „goldene Sonntag“ rund 120 Millionen Euro Umsatz in die Kassen spült. „Insgesamt wird der heimische Handel am vierten Adventwochenende mit dem ersten verkaufsoffenen Sonntag seit der Fußballeuropameisterschaft 2008 rund 500 Millionen Euro erwirtschaften. Das entspricht mehr als acht Prozent der gesamten Dezember-Umsätze im österreichischen Handel“, sagte Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.

Zusatzumsatz von 150 Millionen Euro
„Allerdings kann ein Supereinkaufswochenende bei Weitem nicht die Umsatzverluste von 20 Lockdown-Tagen kompensieren“, so Mayer-Heinisch weiter. Laut der Branchenvereinigung florierte vor allem der Handel mit Lebensmitteln, Spielzeug, Bekleidung, Kosmetik, Elektronik und Büchern. Auch viele Möbelhäuser waren gut besucht.
Laut Schätzungen ist der Umsatz am verkaufsoffenen Sonntag mit einem Freitag, aber nicht mit einem Samstag in der Adventzeit vergleichbar. Beschäftigte, die sich freiwillig für diesen Tag melden, verdienen das Doppelte und bekommen einen zusätzlichen freien Tag. Ein Türöffner für die generelle Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten soll der Ausnahmesonntag nicht werden. Die Gewerkschaft lehnt weitere Sonderregelungen für die Sonntagsöffnung ab.
Reger Andrang in Wien
In Wien wurde die Gelegenheit zum einmaligen Sonntagsshopping durchaus eifrig genutzt. Die Wiener Handelsobfrau Margarete Gumprecht zeigte sich im Gespräch mit der APA zufrieden. Sowohl in der Innenstadt als auch auf der Mariahilfer Straße war die Frequenz hoch. Letztere war auf der gesamten Länge für den Verkehr gesperrt worden. Staus gab es dafür in so manchen Geschäften.
Beachtliche Warteschlangen vor den Kassen mussten in manchen Mode- und Spielwarengeschäften oder auch in Buchhandlungen und Parfümerien in Kauf genommen werden. Gefragt waren laut Gumprecht einmal mehr auch Gutscheine. Nicht nur die Frequenz sei beachtlich gewesen, sondern auch die Umsätze hätten sich sehen lassen können.

Dass nur flaniert und geschaut wird, kam offenbar eher selten vor. Es werde sehr gezielt eingekauft, so die Wiener Handelsobfrau. Erfreulich sei die Situation vor allem in den Einkaufszentren und den größeren Einkaufsstraßen. In den Nebenlagen sei es ruhiger gewesen. Insgesamt schätzt man in der Wiener Wirtschaftskammer, dass das lange Wochenende in Wien Umsätze von mehr als 40 Millionen Euro bringen dürfte.
Premiere für Sonntagsöffnung
Zum ersten Mal darf der Handel in Österreich an einem Sonntag aufsperren. Supermärkte und Drogerien sind ausgenommen.
Generell liege man im heurigen Weihnachtsgeschäft leicht über 2020, sagte Gumprecht. Von 2019 sei man allerdings weit entfernt. Gerngross-Centermanager Gerhard Wohlmacher erwartet für die verbleibenden fünf Tage ein starkes Finale des Weihnachtsgeschäfts. Erste Händler hätten bereits mit Schnäppchenangeboten begonnen – mehr dazu in wien.ORF.at.
„Größere Zentren profitierten“
In Niederösterreich profitierten vom Einkaufssonntag laut Karl Ungersbäck von der Sparte Handel der Wirtschaftskammer „speziell die größeren Zentren“. Insgesamt sei die aktuelle Entwicklung zufriedenstellend, „die Lockdown-Verluste können aber nicht mehr aufgeholt werden“. Anton Cech, Head of Shopping Center Management bei Unibail-Rodamco-Westfield Österreich, sprach am ersten einkaufsoffenen Sonntag von einer gelungenen Premiere. Sowohl die Shopping City Süd (SCS) im niederösterreichischen Vösendorf als auch das Wiener Donauzentrum seien „sehr gut besucht“ gewesen.
Im Outlet Center in Parndorf im Burgenland berichtete man von etwa gleich hoher Kundenfrequenz wie am Samstag und deutlich mehr Kundinnen und Kunden als in den vergangenen Wochentagen. Center-Manager Mario Schwann zog eine zufriedene Wochenbilanz: „Es gab regen Zulauf die gesamte Woche hindurch, aber keinen Ansturm.“ Vor allem Kunden aus der näheren Umgebung, aber auch aus Ungarn und der Slowakei waren am Sonntag in Parndorf einkaufen. Etwas weniger zufrieden mit dem Einkaufssonntag war man im Einkaufszentrum Oberwart – mehr dazu in burgenland.ORF.at.
Kaufleute in OÖ eher enttäuscht
In Oberösterreich waren viele Kaufleute von der Sonntagsöffnung enttäuscht. Die Stimmen waren bei einem Rundruf der APA in den einzelnen Einkaufszentren durchgehend zurückhaltend. Laut Thomas Krötzl, Manager des Einkaufszentrums Varena in Vöcklabruck, ging die Kundenfrequenz im Vergleich zum Einkaufssamstag um die Hälfte zurück. Im Welser max.center waren die Besucherzahlen „wie an einem normalen Wochentag“, wie Center-Manager Egbert Holz sagte. Was man sich erwartet habe, sei bei Weitem nicht erreicht worden. PlusCity-Leiter Christoph Exl sagte, „es könnte mehr sein“ – mehr dazu in ooe.ORF.at.
„Akt der Selbstverteidigung“
Besser lief es in Salzburg. Johann Höflmaier, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Salzburger Wirtschaftskammer, zeigte sich zufrieden. Von den Zahlen her liege man zwar nicht bei jenen eines Einkaufsamstags, die Frequenz sei eher mit einem Freitag vergleichbar. Er sah mit dem Aufsperren am Sonntag „ein starkes Signal, wieder für den Kunden da zu sein“, wie er sagte. Man müsse wieder etwas bieten, „denn das Christkind ist stationär und nicht online“. Die Sonntagsöffnung bezeichnete er als einen „Akt der Selbstverteidigung“.
Markus Gratz, Chef vom McArthurGlen Designer Outlet, zeigte sich im APA-Gespräch ebenso „im Großen und Ganzen zufrieden“. Vorrangig im Bereich Sport und Beauty ginge der Trend hin. Der Großteil der Händler sei zufrieden, „es hat sich sicherlich gelohnt“, sagte Gratz. Ähnlich äußerte sich Manuel Mayer, Center-Manager im Europark. Ab den Mittagsstunden habe der Zustrom stetig zugelegt. „Die Händler sind froh um jeden Tag, den sie offen haben dürfen“, so Mayer.
„Wer heute drin ist, der will kaufen“
In Kärnten sprach Heinz Achatz vom Südpark in Klagenfurt gegenüber der APA zwar von einer „nicht schlechten Kundenfrequenz“, aber es sei deutlich weniger als am Samstag. Dieser sei jedoch auch einer der stärksten Samstage der vergangenen Jahre gewesen. Allerdings sei das Sonntagsgeschäft auch „viel schlechter als am 8. Dezember“. Auch das gute Wetter spiele dem Handel nicht in die Karten. Positiver gestimmt war Richard Oswald vom Atrio in Villach: „Wer heute drin ist, der will kaufen, der geht nicht bummeln“ – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Von einem Shoppingrausch war am Sonntag in den steirischen Einkaufszentren und in der Grazer Innenstadt kaum etwas zu bemerken. Im Innenstadtkaufhaus Kastner & Öhler – der klassische Frequenzbringer für die City – war zwar einiges los, von Gedränge an den Kassen oder in den Gängen konnte aber keine Rede sein. Auch im Shopping Center West im Grazer Süden herrschte kein Ansturm, Parkplätze waren zu Mittag teils direkt vor den Eingängen verfügbar – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Auch in Vorarlberg war die Kundenfrequenz „nicht überragend“, wie Burkhard Dünser vom Dornbirner Messepark sagte. „Man sieht die Leute mit vollen Taschen hinausgehen. Aber wir haben keine lange Aufenthaltsdauer“, so Dünser. „Der absolute Renner“ sei heuer der „Messepark-Gutschein“, ansonsten würden „klassische Weihnachtsgeschenke“ gekauft wie Schmuck, Uhren, Spielwaren und Elektronik. Der Obmann der Wirtschaftsgemeinschaft Bregenz, Clemens Sagmeister sagte, es laufe „ungefähr den Erwartungen entsprechend. Das Skiwetter ist einfach zu verlockend“ – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.
„Für diese Zeit ist das super“
In Tirol verpasste das Wetter der Shoppinglust ebenfalls einen Dämpfer. Aber: „Wir rechnen schon damit, dass am Nachmittag viele von der Skipiste zurückkommen“, sagte Sandra Bodner von den Kufstein Galerien. In der Innsbrucker Innenstadt wurden gegen Mittag 60 Prozent der Frequenz des Vortages gemessen. „Für diese Zeit ist das super“, freute sich Michael Berger, Obmann des Innenstadtvereins. „Ich denke schon, dass sich der Sonntag rentiert – vor allem für den Textil- und Geschenkartikelbereich.“