Deutschland: Lauterbach gegen Lockdown vor Weihnachten

Der neue deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schließt einen raschen Lockdown ungeachtet der sich ausbreitenden Omikron-Variante aus. „Nein, einen Lockdown – so wie in den Niederlanden, vor Weihnachten –, den werden wir hier nicht haben“, sagte er in einem ARD-Interview. Eine fünfte Welle werde kommen, da bereits jetzt eine kritische Zahl von Infizierten mit der neuen, ansteckenderen Omikron-Variante überschritten worden sei. „Somit lässt sich diese Welle nicht mehr komplett aufhalten. Und der müssen wir begegnen. Das ist ganz klar“, sagte Lauterbach.

Zentrale Botschaft sei nun, dass mit Boosterimpfungen diejenigen geschützten werden könnten, die sonst besonders gefährdet seien. „Da wollen wir ja ansetzen.“ Darüber hinaus müssten auch für die Feiertage die Menschen aufgeklärt werden, was möglich sei und was nicht. „Die Booster-Welle läuft weiter. Die Omikron-Welle kommt.“ Es sei jetzt genug Impfstoff vorhanden, um die Auffrischungskampagne zu fahren.

Expertenrat für neue Kontaktbeschränkungen

Der neue Expertenrat der deutschen Regierung sah aber „Handlungsbedarf“ bereits für die kommenden Tage. „Wirksame bundesweit abgestimmte Gegenmaßnahmen zur Kontrolle des Infektionsgeschehens sind vorzubereiten, insbesondere gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen“, hieß es in einer Stellungnahme.

Zuvor waren Rufe nach raschem Handeln laut geworden. „Wenn es noch im alten Jahr zu einem Hochlauf der Omikron-Welle kommt, müssen wir uns zügig beraten“, forderte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte: „Wir müssen die Ausbreitung von Omikron so lange wie möglich verhindern und maximal verlangsamen, damit sich noch mehr Menschen impfen lassen können.“

Vereinzelt Gewalt bei Demos

Erneut gab es am Wochenende in ganz Deutschland Proteste gegen die CoV-Maßnahmen. Die größten Versammlungen gab es in Hamburg und Nürnberg. Demonstriert wurde unter anderem auch in Frankfurt am Main, Freiburg, Karlsruhe und Düsseldorf. Die Proteste verliefen überwiegend friedlich – an einigen Orten kam es jedoch zu Übergriffen auf Beamte, Presse und Demonstrierende.

In Nürnberg versammelten sich laut Polizei etwa 2.500 Menschen zu einer Kundgebung der AfD, bei der auch die Fraktionsvorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel auftraten. Weidel beschuldigte die Bundesregierung, ihre „Fehler und Verfehlungen“ nicht zugeben zu wollen. „Die Ungeimpften sind die neuen Sündenböcke für das Versagen der Politik“, sagte sie. Chrupalla verglich die Situation mit der Zeit vor der deutschen Einheit. „Es ist schlimmer heute als 1989“, sagte er.