Menschen in einem Shop
APA/Hans Punz
Shoppingsonntag

Durchwachsene Bilanz für Weihnachtsgeschäft

Es war der erste Shoppingsonntag und soll auch der einzige bleiben: Erstmals durften die Geschäfte ausnahmsweise öffnen. Möglich machte das eine einmalige Sonderregelung, die aber nicht für Supermärkte und Drogerien galt. Der Andrang war unterschiedlich groß, so auch der Umsatz, der die jüngsten Verluste im Weihnachtsgeschäft ausgleichen sollte.

Der stationäre Handel war ja wegen des Lockdowns um etliche starke Einkaufstage umgefallen. Am Sonntag durften die Shops aber aufgrund einer Ausnahmeregelung erstmals österreichweit aufmachen, um zumindest einen Teil des Umsatzausfalls auszugleichen. Beschäftigte, die sich freiwillig für diesen Tag meldeten, verdienten das Doppelte und bekommen einen zusätzlichen freien Tag.

Für den Handel fiel nun das große Einkaufswochenende unterschiedlich aus. Während mancherorts das Geschäft gut lief, blieb es anderenorts deutlich unter den Erwartungen. Laut Schätzung des Handelsverbands brachte der Sonntag Umsätze von 180 Millionen Euro. Das ist zwar weit weniger als am Samstag, als sich der Umsatz laut Verband auf 380 Millionen Euro belief, aber dennoch Grund zur Freude.

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) sagte am Sonntag in der ZIB2, der zusätzliche Einkaufssonntag sei „ein sehr, sehr wichtiger Tag für den österreichischen Handel“ gewesen, um zumindest einen Teil der Einbußen auszugleichen. Eine generelle Sonntagsöffnung stehe nicht zu Debatte, so Schramböck. Vorstellbar sei aber eine Ausweitung der Tourismuszonen, wo Geschäfte schon jetzt sonntags und abends länger offen sein dürfen. Potenzial ortet Schramböck insbesondere in der Bundeshauptstadt Wien. Wien sei das einzige Bundesland ohne Tourismuszone.

Einkaufssonntag: Ministerin Schramböck zieht Bilanz

Der vierte Adventsonntag war heuer ungewöhnlich, denn Geschäfte, die im Lockdown geschlossen halten mussten, durften aufsperren. Zu dieser Sonderregelung und zur aktuellen wirtschaftlichen Lage war Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) in der ZIB2 am Sonntag.

Wiener nutzten Einkaufstag

Auch Handelsverband-Chef Rainer Will sagte in einer Aussendung, der Tag sei ein „Signal der Zuversicht“, der vierte Adventsonntag habe sich „zum Familieneinkaufstag“ entwickelt. Es seien viele Pärchen und Familien unterwegs gewesen, nur die fehlende Gastronomie in Wien dämpfe die Shoppinglaune, so Will. Daher hätten sich viele Wienerinnen und Wiener zu den niederösterreichischen Einkaufszentren aufgemacht.

Doch auch in Wien wurde die Gelegenheit zum Sonntagsshopping genutzt. Laut der Wiener Handelsobfrau Margarete Gumprecht hätten sich die Hoffnungen erfüllt. Sowohl in der Innenstadt als auch auf der Mariahilfer Straße war die Frequenz hoch. Letztere war auf der gesamten Länge für den Verkehr gesperrt worden. Staus gab es dafür in so manchen Geschäften. Im Kaufhaus Gerngross starteten erste Händler schon mit Schlussverkaufsrabatten – mehr dazu in wien.ORF.at.

In Niederösterreich blieb das Geschäft hingegen hinter den Erwartungen, der Ansturm blieb aus. Während in den großen Einkaufszentren einiges los war, war es in den Innenstädten ruhig – mehr dazu in noe.ORF.at.

Ausnahmesonntag soll Umsatz retten

Mancherorts verhalten, anderswo eifrig: Der Ausnahmesonntag im Handel ist geschlagen.

Auch in Oberösterreich hatte man sich mehr erwartet. Hier dauerte der Lockdown nach den hohen Infektionszahlen länger, daher dürften viele Menschen ihre Weihnachtsgeschenke woanders gekauft haben – mehr dazu in ooe.ORF.at.

„Heute hat’s gepasst, die Sonntagsöffnung sollte aber eine einmalige Sache bleiben“, fand Brigitte Hirschegger, Geschäftsfrau in der Linzergasse in der Salzburger Innenstadt. Als Betreiberin eines kleinen Geschäfts sei sie eine große Gegnerin einer allgemeinen Sonntagsöffnung. Für kleine Geschäfte rechne es sich wegen des Sonntagszuschlags nur, wenn man selbst drinnen stehe – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Kein Shoppingrausch in anderen Bundesländern

Aber auch in anderen Bundesländern war die sonntägliche Einkaufslaune überschaubar und nicht vergleichbar mit dem Einkaufssamstag tags zuvor. Zweckoptimismus herrschte in Kärnten. Heinz Achatz vom Südpark in Klagenfurt sprach gegenüber der APA zwar von einer „nicht schlechten Kundenfrequenz“. Viele Geschäfte hielten aber gleich geschlossen, nicht für jeden rechnete sich der Aufwand – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Von einem Shoppingrausch war am Sonntag auch in den steirischen Einkaufszentren und in der Grazer Innenstadt kaum etwas zu bemerken. Im Innenstadtkaufhaus Kastner & Öhler – der klassische Frequenzbringer für die City – war zwar einiges los, von Gedränge an den Kassen oder in den Gängen konnte aber keine Rede sein. Auch im Shopping Center West im Grazer Süden herrschte kein Ansturm, Parkplätze waren zu Mittag teils direkt vor den Eingängen verfügbar – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Sonne beeinträchtigte Bilanz

In Tirol und Vorarlberg wurde das schöne Wetter offenbar eher zum Skifahren oder Spazierengehen genutzt. So war die Kundenfrequenz „nicht überragend“, wie Burkhard Dünser vom Dornbirner Messepark sagte. „Man sieht die Leute mit vollen Taschen hinausgehen. Aber wir haben keine lange Aufenthaltsdauer“, so Dünser. „Der absolute Renner“ sei heuer der „Messepark-Gutschein“, ansonsten würden „klassische Weihnachtsgeschenke“ gekauft wie Schmuck, Uhren, Spielwaren und Elektronik. Der Obmann der Wirtschaftsgemeinschaft Bregenz, Clemens Sagmeister sagte, es laufe „ungefähr den Erwartungen entsprechend. Das Skiwetter ist einfach zu verlockend“ – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Ob sich der Einkaufssonntag rentieren wird, „wage ich von den Kosten her zu bezweifeln“, schätzte Sandra Bodner von den Kufstein Galerien in Tirol. Im Wörgler Einkaufszentrum M4 meinte Managerin Daniela Schlemmer am frühen Nachmittag, dass man bisher „unter den Erwartungen“ geblieben sei – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Auch im Burgenland konnte der Umsatzentgang durch den Lockdown nicht kompensiert werden. Gestürmt wurden die Geschäfte nicht, im Gegenteil – die Käuferinnen und Käufer reagierten eher verhalten, bilanzierte Andrea Gottweis, Spartensprecherin für den Handel in der Wirtschaftskammer. Zufrieden mit dem Einkaufstag war hingegen der General Manager des Designer Outlet Parndorf, Mario Schwann. Doch auch hier konnten die Einbußen nicht kompensiert werden – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Menschen auf einer Einkaufsstraße
APA/Hans Punz
In Wien wurde von der sonntäglichen Einkaufsmöglichkeit Gebrauch gemacht

Einmal und nicht wieder

Experten und der Handelsverband hatten bereits im Vorfeld damit gerechnet, dass die Geschäfte am Sonntag nicht mit einem Einkaufssamstag vergleichbar sein werden. Dennoch dürfte das Wochenende in Summe rund eine halbe Milliarde Euro Umsatz in die nach dem Lockdown leeren Kassen gespült haben.

Der Obmann der Handelssparte in der Wirtschaftskammer, Rainer Trefelik sah die außertourliche Sonntagsöffnung als wichtige Botschaft, sie sei aber keine Dauerlösung. Warum die Umsätze und Kundenfrequenzen so unterschiedlich ausfielen, habe mehrere Gründe, so Trefelik. Es gebe viele Einflussfaktoren und deshalb keine monokausale Erklärung. In Wien etwa habe diese Woche die noch geschlossene Gastronomie fehlt, ebenso wie die Hotellerie für die City-Boutiquen. Auch die Demos gegen CoV-Maßnahmen hätten viele potenzielle Kundinnen und Kunden verschreckt.

Der Beginn einer generellen Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten soll der Ausnahmesonntag ohnehin nicht sein. Die Gewerkschaft lehnt weitere Sonderregelungen für die Sonntagsöffnung ab.