„Es besteht kein Zweifel daran, dass (Omikron, Anm.) sich außerordentlich gut ausbreiten kann“, sagte Fauci in der NBC-Sendung „Meet the Press“ am Sonntag. Fauci, der die US-Regierung in der Pandemie berät, sagte weiters, dass die Variante nun „in der ganzen Welt wütet“. Je mehr Leute reisten, desto schneller werde sich die Variante auch verbreiten.
Laut Fauci könnte Omikron schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung im ganzen Land haben. „Unsere Krankenhäuser werden, wenn es so aussieht wie jetzt, stark unter Druck geraten“, warnte er und rief dazu auf, wieder vermehrt Maske zu tragen und Social Distancing zu betreiben. Gerade das Masketragen ist in den USA anders als etwa in Österreich nicht mehr überall Standard.
Dritte Impfung erhöht Wirksamkeit gegen Omikron
Im Zuge dessen rief Fauci die US-Amerikanerinnen und -Amerikaner auf, sich impfen zu lassen und die Impfungen aufzufrischen. Ungeimpfte Personen tragen laut Expertinnen und Experten ein viel höheres Risiko einer schweren Infektion und auf der Intensivstation zu landen und auch an Covid-19 zu sterben. Zudem ergab eine Untersuchung der Universität Oxford zum Impfstoff von Biontech und Pfizer, dass nur eine dritte Auffrischungsimpfung ausreichend vor einer Omikron-Infektion schützt.

Biontech und Pfizer selbst hatten kürzlich ebenfalls Studienergebnisse veröffentlicht, wonach ihr Vakzin nach drei Dosen effektiv gegen die Omikron-Variante wirkt – nach zwei Dosen aber deutlich geringere Neutralisierungstiter gegen Omikron aufweist und damit weniger wirksam ist. Ähnliche Daten wurden am Montag auch von Moderna veröffentlicht – mehr dazu in science.ORF.at.
Nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben nahezu 73 Prozent der US-Bevölkerung mindestens eine CoV-Impfung erhalten. Bisher haben fast 30 Prozent eine Auffrischungsimpfung erhalten. Seit Beginn der Pandemie wurden in den USA mehr als 50 Millionen Coronavirus-Fälle und mehr als 800.000 CoV-bedingte Todesfälle registriert.
Omikron in USA dominant
Omikron hat sich in den USA binnen kurzer Zeit zur vorherrschenden Coronavirus-Variante entwickelt. Schätzungen zufolge entfielen rund 73 Prozent der CoV-Fälle in der vergangenen Woche auf Omikron, wie aus Daten auf der CDC-Website am Montag hervorging. Dabei handelt es sich um einen sprunghaften Anstieg – noch in der Woche zuvor waren es lediglich rund zwölf Prozent gewesen. Omikron hat Delta, die zuvor vorherrschende Variante, auf den zweiten Platz verdrängt. In manchen US-Staaten ist Omikron gar schon für mehr als 90 Prozent der Fälle verantwortlich.
Ein chinesisches Forschungsteam der Hong Kong University konnte nachweisen, dass sich Omikron 70-mal schneller in den Atemwegen vermehrt als Delta. In Großbritannien, wo Omikron bereits 60 Prozent der CoV-Infektionen ausmacht, nehmen Expertinnen und Experten eine Verdoppelung der Fallzahl alle zwei, drei Tage an, womöglich sogar noch schneller.

Inzwischen rechnet die US-Reisebranche damit, dass Fluggesellschaften über die Weihnachtsfeiertage voraussichtlich 6,4 Millionen Passagierinnen und Passagiere durch die USA befördern werden. Das ist etwa das Dreifache der Zahl vom letzten Jahr, als die Pandemie den Flugverkehr über die Feiertage erheblich eingeschränkt hatte. Insgesamt werden laut Schätzungen heuer rund 109 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner über die Weihnachts- und Neujahrswoche verreisen.
Experte: „Omikron-Zirkus“ macht Reisen riskant
Bei einigen Expertinnen und Experten schrillen daher die Alarmglocken. Peter Hotez, Impfstoffspezialist und Tropenmediziner am Baylor College of Medicine in Houston, zeigte sich über die anstehenden US-Massenreisen besorgt. „Ich will nicht der Grinch sein, der Weihnachten gestohlen hat“, sagte Hotez, aber er habe seinen Schwiegereltern von einem Besuch abgeraten. „Leider musste ich sie bitten, nicht zu kommen, weil ich glaube, dass es für sie ein zu großes Risiko wäre, mit dem ganzen Omikron-Zirkus zu reisen.“
Etwas gemäßigter sieht das CNN-Medizinanalystin Leana Wen. „Es gibt viele Unbekannte, und ich glaube, das hängt von der individuellen Risikotoleranz der Menschen ab“, so Wen. Und es gebe einen großen Unterschied, ob die Menschen dreifach geimpft seien oder nicht.
Keine Reisebeschränkung in USA geplant
Einige Länder der Welt verschärften aufgrund von Omikron bereits ihre Maßnahmen. In Europa etwa erließen unter anderem Frankreich und Deutschland Reisebeschränkungen. Die Niederlande verhängten über Weihnachten gar eine strenge Ausgangssperre. Österreich setzte bisher lediglich auf die Maßnahme, dass auch Geimpfte und Genesene bei Kontakt mit Omikron-Infizierten als K1 gelten, sowie auf strengere Einreisekontrollen – mehr dazu in ORF.at/corona.
In den USA aber steht aller Voraussicht nach keine nationale Reisewarnung und schon gar kein -verbot auf dem Plan. Wer geimpft ist, sollte seine Reisepläne weiterverfolgen können, so Fauci letzte Woche gegenüber CNN. „Sie (die Geimpften, Anm.) sollen sich in der Ferienzeit bei Abendessen und gesellschaftlichen Veranstaltungen zu Hause wohl fühlen.“ Und weiter: „Ich meine, nichts ist hundertprozentig, aber wenn man über das relative Risiko spricht, wenn man es mit geimpften Personen zu tun hat, kann man die Feiertage getrost genießen.“