Am Dienstag wird GECKO, die neue gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination, erstmals tagen. Das 20-köpfige Team unter der Leitung von Generalmajor Rudolf Striedinger und Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, soll Österreich vor allem gegen die Omikron-Variante wappnen. Teil des Teams ist auch Druml, die Leiterin der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt.
Sie sagte in der ZIB2, GECKO habe den Sinn, die Meinung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gut abzustimmen. Es sei eine gute Idee, „eine einheitliche Beratung in der Nähe der Regierung“ einzurichten. Angesichts der zu befürchtenden Omikron-Ausbreitung könne auch „Nichtstun unethisch sein“. Sie nehme an, dass die Regierung handle, bevor sich eine fünfte Welle in Österreich aufbaue. Dafür gebe es am Dienstag das erste Treffen.
Nutzen-Risiko-Bewertung „nach wie vor positiv“
Die geplante Impfpflicht, die noch bis 10. Jänner in Begutachtung ist, begrüßte Druml als Ultima Ratio, „die man eben nur dann ergreift, wenn andere Mittel nicht mehr möglich sind“. Die Bioethikkommission habe schon zuvor eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wie Gesundheitspersonal vorgeschlagen. Dem sei die Regierung nicht nachgekommen. „Und so sind wir jetzt in einer Situation, in der es nicht mehr viele Möglichkeiten gibt, um die Impfung voranzutreiben“, so Druml. Dass es künftig weiterhin möglich sei, ungeimpft etwa im Spital zu arbeiten, bezeichnete Druml als „gewissen Widerspruch per se“. Man müsse aber das Ende der Begutachtung abwarten.
Ethikerin Druml zur Impfpflicht
Die Juristin und Bioethikerin Christiane Druml ist Vorsitzende der Bioethikkommission und Mitglied im neuen Krisengremium GECKO. Dieses soll den Impffortschritt in Österreich beschleunigen. Christiane Druml erklärt, inwiefern eine Impfpflicht für alle ethisch akzeptabel ist.
In Anbetracht der Tatsache, dass Impfstoffe wegen geringerer Wirksamkeit wegen neuer Varianten eventuell angepasst werden müssen, sagte Druml, die Nutzen-Risiko-Bewertung sei aus ethischer Sicht nach wie vor positiv. Die Impfungen wirkten, so wie andere auch, nicht zu einhundert Prozent. "Aber das Wichtige ist: Sie schützen vor schweren Verläufen, vor Todesfällen und sie schützen auch, in einer gewissen Weise, vor Ansteckungen. Es gebe noch Wissenslücken über die Omikron-Variante. Klar sei aber schon jetzt, dass die Ansteckungen schneller vor sich gingen. Durch die große Anzahl an Ungeimpften gehe auch die Dynamik des Infektionsgeschehens schneller vor sich.
Omikron breitet sich in Österreich aus
Dass der Lockdown für Ungeimpfte weiterhin anhält, hielt Druml für gerechtfertigt. „Wir haben gesagt: Eine Pandemie ist keine Privatsache. Das heißt, jeder hat gewisse Aufgaben in Bezug auf die anderen Menschen, in Bezug auf sich selber.“ Die Freiheit des Einzelnen sei dort begrenzt, wo die Freiheit des anderen betroffen ist. „Leider, solange es nicht eine Möglichkeit gibt, die Pandemie mit anderen Mitteln zu besiegen, und die Impfung das einzige Mittel ist, müssen wir – weil sie epidemiologisch gefährlicher sind, die Ungeimpften mit gewissen Restriktionen versehen.“
Omikron gilt als deutlich ansteckender, auch geimpfte und genesene Menschen sind weniger gut vor einer Infektion geschützt. Dänische Fachleute beunruhigte zuletzt vor allem der im Vergleich zu früheren Varianten rapide Anstieg der Infektionszahlen trotz genauer Kontaktnachverfolgung, das Auftreten mehrerer Superspreading-Events mit hohen Ansteckungsraten sowie der hohe Anteil an Infektionen bei Geimpften. In mehreren europäischen Ländern verbreitet sich Omikron derzeit extrem schnell.
Auch in Österreich sind Hinweise darauf zu beobachten: Laut dem am Montag veröffentlichten Update des Variantenberichts der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) kamen in der vergangenen Woche 211 Omikron-Fälle dazu. Damit gab es bis Ende der Kalenderwoche 50 insgesamt 297 bestätigte Fälle der neuen Variante. 193 der 297 Fälle der neuen Variante wurden in Wien bestätigt. Das ist aber auch dadurch zu erklären, dass nur in Wien großflächig die „Alles gurgelt!“-Tests zum Einsatz kommen, wie es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hieß. Dominant ist in Österreich bisher aber noch die Delta-Variante.