Auswertung von PCR-Tests
APA/Hans Punz
Österreich

Wenig Wissen über Omikron-Zahlen

In einigen Ländern wie Großbritannien, Dänemark und den USA dominiert die Omikron-Variante bereits. Auch in Österreich nehmen die Fälle zu. Experten fällt es aber schwer einzuschätzen, wie hoch die Dunkelziffer ist. Denn bei Sequenzierungen und Vortests auf Virusvarianten ist Österreich schlecht aufgestellt.

Während etwa in Ländern wie Dänemark nahezu jede positive Probe innerhalb weniger Tage sequenziert werde, kämen die Proben aus Österreich nur „sporadisch und sie sind typischerweise auch noch mehrere Wochen alt“, kritisierte der Molekularbiologe Ulrich Elling von der Akademie der Wissenschaften am Dienstag im Ö1-Morgenjournal. „Wir blicken in den Rückspiegel, und zwar relativ weit zurück, während wir zugleich Vollgas fahren.“

Die Zahlen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zeigen einen schnellen Anstieg der Omikron-Variante, derzeit noch auf niedrigem Niveau. Bis Ende der Kalenderwoche 49 waren 86 Fälle in Österreich mittels PCR-Test oder Sequenzierung bestätigt, in der vergangenen Woche kamen 211 dazu. Damit gab es bis Ende der Kalenderwoche 50 insgesamt 297 bestätigte Fälle der neuen Variante. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Update des AGES-Variantenberichts hervor.

Virusvariantentests bei positiven Proben in Wien

Der Großteil der bisher bestätigten Fälle – 193 – wurde in Wien bestätigt. Das sei aber auch dadurch zu erklären, dass nur in Wien großflächig die „Alles gurgelt“-Tests zum Einsatz kommen, wie es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hieß. Das sei das bisher einzige System, das bei einem positiven Ergebnis gleich auf Varianten vortestet. Dadurch können Omikron-Fälle schneller aufgespürt werden, und man müsse nicht fünf bis zehn Tage auf das Ergebnis der Sequenzierungen warten, sagte Hacker-Sprecher Mario Dujakovic im Morgenjournal.

Aber Elling hält selbst in Wien die Informationen für zu lückenhaft, um die Höhe der Dunkelziffer einschätzen zu können. „Für andere Regionen wissen wir nur, dass wir nichts wissen.“ Vor allem in Westösterreich seien Virusvariantentests notwendig. Der Molekularbiologe geht davon aus, dass ein Teil der Touristen und Touristinnen aus England, die auf den Flughäfen in Salzburg und Innsbruck landen, Omikron importiert. Elling rechnet mit bereits rund 5.000 Personen, die aus Großbritannien eingereist sind. Damit würden basierend auf der Inzidenzlage in Großbritannien pro Tag „15 Fälle“ einreisen.

Der Experte forderte von der AGES ein strukturiertes Logistiksystem für Stichproben-Sequenzierungen. Über die Verschränkung der Daten wie Alter und Impfstatus der Patienten sowie die Schwere der Verläufe könne man schneller einschätzen, ob man sich über neue Varianten Sorgen machen müsse. Derzeit sei man dafür etwa auf dänische und britische Daten angewiesen. Nach Angaben der AGES kündigten mehrere Bundesländer bereits an, Virusvariantentests durchzuführen. Dafür brauche man aber spezielle Testkits und Reagenzien.

Kritische Infrastruktur vorbereiten

Erwartet wird jedenfalls auch für Österreich, dass Omikron in den kommenden Wochen dominieren wird. Denn auch geimpfte und genesene Menschen sind weniger gut vor einer Infektion geschützt. Aufgrund der vermutlich rasanten Ausbreitung wird der Ausfall vieler Menschen zur gleichen Zeit befürchtet. Experten und Expertinnen appellieren daher, dass Unternehmen der kritischen Infrastruktur Vorkehrungen treffen.

Komplexitätsforscher Peter Klimek sprach im Ö1-Mittagsjournal von einer „Pandemie 2.0“. Die erwartete Omikron-Welle sei nicht mit den vergangenen Erkrankungswellen vergleichbar. Zum einen gebe es durch Infektion und Impfung einen Immunschutz, daher rechne er nicht mit einem hohen Anteil an Hospitalisierungen. Omikron dürfte sich andererseits aber zumindest zwei-, dreimal so schnell vermehren. Da müsse man fast von einer Wand sprechen, die auf uns zukomme – mehr dazu in science.ORF.at. Das könne die kritische Infrastruktur in Gefahr bringen. Aber je höher die Welle sei, desto kürzer dauere sie, so Klimeks Einschätzung.

Das Rote Kreuz arbeite bereits seit zwei Wochen daran, hieß es von Rotkreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik gegenüber Ö1. Krisenpläne und eine strikte Teamtrennung gibt es etwa auch beim Stromkonzern Verbund und der Wien Energie. Seitens des im Innenministerium angesiedelten Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements (SKKM) gibt es für Unternehmen der kritischen Infrastruktur keine omikronspezifischen Handlungsempfehlungen. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, die Lage bezüglich der kritischen Infrastruktur werde genauestens analysiert. Derzeit erfolge eine inhaltliche Bewertung durch die neue gesamtstaatliche CoV-Krisenkoordination GECKO.