Menschen stehen in New York vor einer Covid-Teststation Schlange
AP/Star Max/STRF
Dominante Variante

US-Omikron-Zahlen schießen in die Höhe

Die Omikron-Variante des Coronavirus ist in den USA nach Angaben der Regierung mittlerweile die vorherrschende Variante. 73 Prozent der Neuansteckungen in den Vereinigten Staaten seien auf Omikron zurückzuführen, wie die US-Seuchenbehörde CDC am Montag (Ortszeit) mitteilte. Das ist ein sprunghafter Anstieg – in der Vorwoche gingen erst 12,6 Prozent der Fälle auf Omikron zurück.

Omikron hat Delta, die zuvor vorherrschende Variante, auf den zweiten Platz verdrängt. Nach CDC-Angaben gehen an der Pazifikküste im Nordwesten der USA schon mehr als 90 Prozent der neuen Infektionsfälle auf Omikron zurück. Auch im Süden und in Teilen des Mittleren Westens ist bereits ein Großteil der Fälle auf die neue Variante zurückzuführen. Angesichts der neuen Zahlen will Präsident Joe Biden Spitäler mit Hilfe des Militärs unterstützen.

Es sollen rund tausend Militärangehörige mobilisiert werden, unter ihnen Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal, Sanitäter und anderes medizinisches Militärpersonal, wie eine hohe Regierungsbeamtin ankündigte. Sie sollen im Jänner und Februar in überlasteten Spitälern eingesetzt werden. „So Gott will, werden wir nicht alle diese Soldatinnen und Soldaten brauchen, aber falls doch, stehen sie bereit und sind mobilisiert“, sagte sie.

Biden-Rede angekündigt

Biden will sich am Dienstag mit einer Rede an die Bevölkerung wenden. Nach Angaben seiner Sprecherin Jen Psaki soll es in der Rede aber nicht um neue Beschränkungen gehen, sondern um das Impfen und Testen. Biden habe nicht vor, das Land erneut in den Lockdown zu schicken, sagte Psaki. Er wolle sich aber noch einmal „direkt und klar an das amerikanische Volk“ wenden, um die Vorteile des Impfens hervorzuheben.

Test- und Impfkapazitäten werden ausgeweitet

Zusätzlich sollen medizinische Notfallteams des Bundes in mehreren Bundesstaaten eingesetzt werden, wie es weiter hieß. Gleichzeitig solle mit dem Ausbau der Spitalskapazitäten begonnen werden – der Bund werde Mittel stellen. Die US-Katastrophenschutzbehörde FEMA werde Hunderte von Krankenwagen bereitstellen.

SARS-CoV-2-Proben werden an der Ohio State University in Columbus sequenziert
Reuters/Gaelen Morse
Ein Labor der Ohio State University – eine Mitarbeiterin führt hier Sequenzierungen durch

Sollten Staaten Bedarf an Masken, Handschuhen oder Beatmungsgeräten haben, könne die Reserve des Strategischen Nationalen Vorrats aushelfen. Biden will ebenfalls den Zugang zu kostenlosen CoV-Tests ausweiten und neue Impfzentren schaffen. Beim Impfen sollen außerdem bürokratische Hürden abgebaut werden und mehr mobile Impfteams unterwegs sein.

Schließungen vorerst ausgeschlossen

Die US-Regierung betonte weiter, dass Omikron ein Grund zur Sorge, aber nicht zur Panik sei. Man sei darauf vorbereitet, dass es in den kommenden Monaten zu einem Anstieg von Krankenhausaufenthalten von Ungeimpften kommen werde, hieß es. Die Regierung hatte die Schließung von Geschäften und Schulen in der vergangenen Woche ausgeschlossen. Man verfüge über Werkzeuge, das Wissen und die Planung, um das zu schaffen, so der Tenor.

Biden appelliert regelmäßig an seine Landsleute, sich impfen und boostern zu lassen. Allerdings stößt er dabei in breiten Bevölkerungsschichten auf taube Ohren: In den USA sind bisher nur 61 Prozent der Bevölkerung grundimmunisiert – deutlich weniger als in anderen Industrieländern. „Der einzige wirkliche Schutz besteht darin, sich impfen zu lassen“, hatte Biden erst vergangene Woche gemahnt – und den Ungeimpften „einen Winter mit schweren Krankheiten und Tod“ prophezeit.

„Harte Wochen und Monate“ erwartet

Auch Bidens oberster Pandemieberater Anthony Fauci hatte die Menschen in den USA zuletzt auf einen harten Winter vorbereitet. Den USA stünden „harte Wochen und Monate“ bevor, sagte der Experte für Infektionskrankheiten am Sonntag dem Sender NBC News. Omikron habe eine „außergewöhnlichen Verbreitungsfähigkeit“ und grassiere schon auf der ganzen Welt. Vor allem in Regionen mit niedrigen Impfquoten drohe eine Überlastung des Gesundheitssystems.

Buhrufe für Trump wegen Auffrischungsimpfung

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ließ sich unterdessen eigenen Angaben nach eine Boosterimpfung gegen das Coronavirus geben – und wurde daraufhin von einigen Anhängerinnen und Anhängern ausgebuht. „Sowohl der Präsident als auch ich sind geimpft“, sagte der konservative Moderator Bill O’Reilly am Sonntag auf einer Veranstaltung mit Trump in Dallas, wie aus einem Video von O’Reillys Programm „No Spin News“ zu sehen ist.

Der Moderator fragte anschließend Trump, ob dieser eine Auffrischungsimpfung bekommen habe. Trump bejahte die Frage – aus dem Publikum gab es daraufhin vereinzelt lautstarke Reaktionen. „Nicht, nicht, nicht (…) nein, nein“, reagierte Trump und winkte ab. „Das ist okay, es ist eine sehr kleine Gruppe da drüben.“

Zuvor hatte der 75-Jährige über das Impfen gegen Covid-19 gesprochen. „Wenn man sie nicht bekommen will, sollte man nicht gezwungen werden, sie zu bekommen“, sagte er über die Impfung. Gleichzeitig verteidigte er diese. Damit seien zahlreiche Menschenleben gerettet worden, sagte er.

Trump hatte im September erklärt, er werde sich wahrscheinlich nicht boostern lassen. An anderer Stelle hatte er den Menschen im Land aber auch empfohlen, sich impfen zu lassen – allerdings immer betont, dass er dabei an die Freiheit des Einzelnen glaube. Trump war kurz vor der Präsidentschaftswahl 2020 selbst an Covid-19 erkrankt. Er wurde damals in einem Militärkrankenhaus behandelt.