Noch immer ist die sagenumwobene Cinecitta am Stadtrand Roms ein Touristenmagnet. Tausende kommen jährlich, um auf dem Boden zu wandeln, auf dem Cleopatra, Ben Hur und Marcello Rubini dem Schicksal begegneten. Im „Hollywood am Tiber“ entstanden Sandalenepen, Spaghettiwestern und die Meisterwerke des italienischen Neorealismus. Der europäische Film der Nachkriegszeit stand hier in seiner Blüte, über 3.000 Streifen wurden hier gedreht.
All das ist lange her, die Cinecitta lebt auch heute noch vom Mythos der 1960er Jahre. Inzwischen ist die Filmstadt in die Jahre gekommen, für das Streamingzeitalter ist man nicht gerüstet. Auch wenn hier noch Blockbuster gedreht werden, wie zuletzt „House of Gucci“, suchen sich große, internationale Produktionen oft lieber Studios mit besseren technischen Möglichkeiten. Vor allem an der mangelnden Größe der Filmsets hapert es inzwischen.

Cinecitta soll Wirtschaft mitankurbeln
Die Cinecitta ist seit einigen Jahren zu hundert Prozent im Besitz des italienischen Staates. Die wechselhafte Geschichte der Studios spiegelt auch jene Europas wider. 1937 von Benito Mussolini eröffnet, sollte die Cinecitta hauptsächlich Propagandazwecke erfüllen. Im Krieg wurde das Gelände bombardiert, später wurde darauf ein Lager für Kriegsvertriebe eingerichtet.
In den Wirtschaftswunderjahren erlebte die Cinecitta ihren Boom, Hollywood-Größen und europäische Stars kamen in Scharen. In den 1990er Jahren folgte allerdings der wirtschaftliche Niedergang – der Staat sprang ein. Heute ist es die EU, die der Cinecitta zu neuem Glanz verhelfen soll. Aus dem CoV-Konjunkturpaket „Next Generation EU“ fließen 260 Millionen Euro Fördergeld in die Filmstadt. Sie soll ebenso dazu beitragen, Italiens Wirtschaft nach der Pandemie wieder anzukurbeln.

Indoorpool und Virtual-Reality-Spielplatz
Das soll unter der Ägide des neuen Cinecitta-Direktors Nicola Maccanico geschehen. Maccanico hat große Pläne. Seit er im April 2020 an Bord gekommen ist, geht die Neugestaltung rasch voran. Der Löwenanteil der EU-Gelder wird in die Errichtung von fünf neuen Soundstages fließen, zwei davon werden über 3.000 Quadratmeter groß. Andere, schon bestehende Sets werden renoviert, darunter jene des antiken Rom auf dem Gelände, das nun auch ein Amphitheater bekommen soll, wie Maccanico dem US-Magazin „Variety“ erzählte.

Dazu sollen noch ein riesiger Indoorpool für Unterwasseraufnahmen und zwei Sets mit LED-Panels für Virtual Reality kommen. Damit will Maccanico große Produktionsfirmen und Streamingdienste in langfristige Verträge locken. Für 2022 sind laut Maccanico bereits rund 80 Prozent der derzeit verfügbaren Flächen ausgebucht.
Spätestens 2023 soll die Filmstadt Gewinne erwirtschaften. Ob das gelingt, steht vor allem wegen der Pandemie in den Sternen. Der Staat hilft zumindest mit Steuerbegünstigungen nach. „Wir können diesem Ort das Licht zurückgeben, das ihn geprägt hat und das er verdient“, so Maccanico.