Türkei will Marktkommentare nach Währungsturbulenzen stoppen

Nach den jüngsten Währungsturbulenzen will die Türkei gerichtlich gegen Marktkommentare in sozialen Netzwerken vorgehen. „Wir werden niemals einen solchen Verrat erlauben“, sagte der türkische Finanzminister Nureddin Nebati gestern in einem Interview des staatlichen Senders TRT Haber.

Die Regierung peile eine Inflation im prozentual einstelligen Bereich, ein deutliches Wirtschaftswachstum und einen Leistungsbilanzüberschuss an. Nach der Talfahrt der heimischen Währung Lira hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan unter anderem angekündigt, dass zum Schutz der Sparer künftig die Differenz zwischen Lira-Anlagen und vergleichbaren Dollar-Anlagen aus der Staatskasse beglichen werde.

Mit einer Reihe von Maßnahmen will er eine weitere Dollarisierung der Wirtschaft verhindern. Die Lira erholte sich daraufhin.

Inflation jenseits der 20 Prozent

Die Inflationsrate war im November sprunghaft auf mehr als 21 Prozent gestiegen. Im kommenden Jahr dürfte die Geldentwertung nach Prognose von Ökonomen sogar 30 Prozent erreichen.

Das geht vor allem auf den Verfall der Landeswährung zurück, die in diesem Jahr mehr als die Hälfte ihres Wertes zum Dollar eingebüßt hat. Dadurch werden Importe – etwa von Öl und Medikamenten – teurer, weil diese zumeist in Devisen wie Dollar oder Euro bezahlt werden müssen.

Den Grund für die Währungskrise und starke Teuerung sehen die Experten auch in der unorthodoxen Geldpolitik der Zentralbank. Diese hat ihren Leitzins seit September von 19 auf jetzt 14 Prozent gesenkt, obwohl Ökonomen eine deutliche Anhebung für die richtige Antwort halten. Erdogan will damit Exporte, Kredite und Wachstum vor der Wahl im Jahr 2023 ankurbeln.