Skifahrer auf der Piste
ORF.at/Christian Öser
Omikron-Gipfel

Einreiseverbote als heikles Thema

Kurz vor Weihnachten werden europaweit die Maßnahmen zur Eindämmung der Omikron-Variante verschärft. Praktisch alle Länder haben bereits Verschärfungen verkündet, weitere werden folgen. Auch in Österreich findet am späten Vormittag eine Krisensitzung statt – erstmals mit dem neuen Krisenstab GECKO. Eine von den westlichen Bundesländern strikt abgelehnte Möglichkeit: De-facto-Einreiseverbote für Skiurlauber aus Risikoländern wie Großbritannien.

Die Option, Großbritannien, die Niederlande, Dänemark und Norwegen zu Virusvariantengebieten zu erklären, liegt laut Gesundheitsminister Wolfgang Mücksteins (Grüne) auf dem Tisch: „Das ist eine Möglichkeit, die wir besprechen.“ Die GECKO wird erstmals eine Einschätzung abgeben – auch zu dieser Maßnahme. Mit Spannung erwartet wird, welche Rolle die GECKO in den Entscheidungsprozessen einnehmen wird. Scharfe Kritik an den medial kolportierten Plänen war zuvor vom Koalitionspartner ÖVP gekommen.

Die Einstufung als Virusvariantengebiet kommt einem Einreiseverbot gleich, was insbesondere Winterurlaubsdestinationen treffen könnte. Seit Montag gelten generell verschärfte Einreiseregeln.

Was bringt Einreiseverbot noch?

Der Mikrobiologe Ulrich Elling vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Akademie der Wissenschaften – er ist nicht Teil der diversen Krisenstäbe und Beratungsgremien – sieht die Zahl der möglichen Erkrankungen als große Herausforderung für das Gesundheitssystem. In der ZIB2 Dienstagabend zeigte er sich aber skeptisch gegenüber Einreisebeschränkungen. Diese hätten am Anfang geholfen, würden die Zahlen aber nun nicht mehr signifikant reduzieren.

Ulrich Elling über Omikron

Die Ausbreitung der Omikron-Variante in vielen Staaten war Thema im Interview mit Ulrich Elling, Molekularbiologe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er sprach auch über die Wirksamkeit von Impfungen.

Kontaktregeln wohl auch Thema

Offen ist auch, ob es zu einer Verschärfung der Regeln für Treffen zu Weihnachten und Silvester kommt. Mehrere europäische Länder kündigten diese Woche entsprechende Schritte an – Deutschland etwa verschärft die Kontaktregeln zwar nicht zu Weihnachten, aber zu Silvester.

Mückstein: Ziel, Zeit zu gewinnen

Mückstein hatte am Dienstag im Vorfeld des Gipfels nochmals dringend appelliert, sich impfen zu lassen, und betont, Omikron lasse sich nicht aufhalten – „aber wir können Zeit gewinnen, um uns bestmöglich vorzubereiten“. Den Beratungen am Mittwoch wollte Mückstein nicht vorgreifen und gab sich bezüglich zusätzlicher Maßnahmen zugeknöpft.

Die Wissenschaft lerne jeden Tag mehr über Omikron, und aufgrund dessen könne die Politik Entscheidungen treffen, so Mückstein. Bisher wisse man, dass auch Geimpfte und Genesene erkranken können, weshalb man die Quarantäneregeln angepasst habe.

Mückstein will bei Omikron Zeit gewinnen

Mückstein äußerte sich nach einem Treffen mit dem WHO-Regionaldirektor für Europa zu der ansteckenden Variante.

Platter: Strategie überprüfen

Es gehe darum, die „Strategie zu überprüfen“, sagte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Dienstag. Offen ließ auch Platter, der derzeitige Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz, allerdings, ob wegen Omikron weitere Maßnahmen zu erwarten seien.

Platter hatte sich zuletzt immer für eine bundeseinheitliche Vorgangsweise in Sachen Pandemie ausgesprochen. Auch andere Länderchefs teilten im Vorfeld mit, sie würden sich vor allem Bestandsaufnahmen erwarten.

Rendi-Wagner: Mehr sequenzieren

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner plädierte dafür, eine Boosterimpfung gegen das Coronavirus schon nach drei Monaten zu ermöglichen. Sie sagte, dass nur der dritte Stich gegen die neue Omikron-Variante helfe. Außerdem forderte die SPÖ-Vorsitzende im Vorfeld des Gipfels mehr Sequenzierungen und ein österreichweites Netzwerk zur Analyse von Omikron-Verdachtsfällen.

Vor dem Treffen wurde deutlich vor der Virusvariante gewarnt. Zuletzt wurde vor allem thematisiert, dass aufgrund der hohen Ansteckung bei Omikron eine große Zahl an Erkrankungen und damit zusammenhängenden Personalausfällen zu Engpässen in der Versorgung führen könnte. Mehrere Bundesländer besprachen Krisenpläne – mehr dazu in noe.ORF.at und wien.ORF.at.

Elling: Verläufe wohl auf Delta-Niveau

Auch der Mikrobiologe Elling sah die Zahl der möglichen Erkrankungen als große Herausforderung. Das sei vor allem für Ungeimpfte gefährlich. Laut Elling mehren sich die Hinweise darauf, dass Omikron etwa gleich schwere Verläufe wie die Delta-Variante hervorrufe – und nicht mildere, wie zuletzt erste Studien mit teils sehr kleinen Fallzahlen angedeutet hatten. Elling rief dazu auf, dass so intensiv wie möglich zum dritten Mal geimpft werde.