Personen beim erledigen ihrer Weihnachtseinkäufe am Leicester Square in London.
AP/Frank Augstein
CoV in Großbritannien

Erstmals über 100.000 Neuinfektionen

Großbritannien kämpft mit einer sich rasant ausbreitenden Omikron-Welle. Erstmals sind mehr als 100.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus an einem einzigen Tag verzeichnet worden. Trotzdem wird es zumindest in England über Weihnachten keine strengeren CoV-Regeln geben.

106.122 Ansteckungen seien registriert worden, teilte die Regierung am Mittwoch in London mit. Hauptgrund für die regelrechte Explosion der Infektionszahlen ist die Omikron-Variante des Coronavirus. Großbritannien ist eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. Bisher wurden mehr als elf Millionen Infektionsfälle registriert, mehr als 147.500 Menschen starben an dem Virus. Inzwischen ist Omikron die dominierende Virusvariante im Land.

Trotz der beunruhigenden Entwicklung hatte Premierminister Boris Johnson am Dienstag eine weitere Verschärfung der CoV-Maßnahmen für den größten Landesteil England für die Festtage ausgeschlossen. Er sagte am Dienstag in einer kurzen Videobotschaft, dass er zwar neue Einschränkungen nach Weihnachten nicht ausschließen könne, dass es aber derzeit „nicht genügend Beweise gebe, um strengere Maßnahmen vorher zu rechtfertigen“.

Regierung will abwarten

Johnson hat wegen mehrerer Skandale und Krisen derzeit kaum Autorität, um scharfe Maßnahmen durchzusetzen. In seinem Kabinett gibt es eine Reihe harter Gegner von CoV-Beschränkungen. Außerdem hatte der Premier mantraartig immer wieder versprochen, dieses Weihnachten werde deutlich besser als vergangenes. 2020 verbot Johnson wenige Tage vor dem Fest alle Zusammenkünfte, da die Alpha-Variante anfing, sich auszubreiten.

Zudem kann Johnson nur über CoV-Maßnahmen für England bestimmen. Schottland, Wales und Nordirland entscheiden eigenständig darüber und haben bereits weitere Einschränkungen angekündigt. So gelten für Schottland vom zweiten Weihnachtsfeiertag an Obergrenzen bei Besucherzahlen für Sportveranstaltungen. Für Wales kündigte die Regierung eine Obergrenze von 30 Personen für Veranstaltungen in Innenräumen und 50 Personen im Freien an.

In England gelten bis auf eine Maskenpflicht in Innenräumen und 3-G-Nachweise bei Großveranstaltungen und in Clubs indes weiterhin keinerlei verpflichtenden CoV-Maßnahmen. Die Regierung will abwarten, bis es eine klare Datenlage dazu gibt, ob mit dem starken Anstieg der Infektionen auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen steigt.

Quarantäne verkürzt

Experten warnen jedoch, dass es zu spät sein könnte, wenn die Datenlage klar sei. Zudem bereiten Personalmangel in Krankenhäusern und im öffentlichen Verkehr zunehmend Schwierigkeiten, weil viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich infizieren und in Selbstisolation gehen. Die Bahngewerkschaft RMT, die zusätzlich an einigen Tagen für bessere Arbeitsbedingungen zum Streik aufgerufen hat, rechnet mit schwerwiegenden Störungen im Bahnverkehr.

Eine Frau geht neben einem Zug in der „St. Pancras International Station“ in London.
APA/AFP/Tolga Akmen
Der Zugsverkehr ist wegen Covid-19 derzeit beeinträchtigt

Die Regierung kündigte daher am Mittwoch an, die Dauer der Isolation von zehn auf sieben Tage zu verkürzen. Die neue Regelung solle „die Störungen im Alltag der Menschen reduzieren“, sagte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid. Betroffenen wird empfohlen, trotzdem auch nach Tag sieben weiter ihre Kontakte zu reduzieren und wenn möglich von zu Hause aus zu arbeiten.

Für Österreich Virusvariantengebiet

Wegen der dort grassierenden Omikron-Variante hat Österreich Großbritannien mit Wirkung 25. Dezember zum Virusvariantengebiet erklärt, womit bei der Einreise grundsätzlich zwingend eine Quarantäne von zehn Tagen notwendig wird. Ausgenommen davon sind jedoch dreifach Geimpfte mit gültigem PCR-Test.

Neben Großbritannien wurden außerdem Norwegen, Dänemark und die Niederlande zu Virusvariantengebieten erklärt. Diese Länder hatte in den vergangenen Tagen stets steigende Infektionszahlen gemeldet und verschärfte Beschränkungen eingeführt. Die Niederlande sind seit Sonntag in einem neuen strengen Lockdown.