Authorin Joan Didion
AP/Kathy Willens
1934–2021

US-Autorin Joan Didion ist tot

Die als „Kulturikone“ gefeierte Schriftstellerin Joan Didion ist tot. Didion wurde in den 1960er Jahren mit Beobachtungen über die Hippies in San Francisco berühmt, im Alter erlebte ihr Werk einen neuen Höhepunkt. Didion starb am Donnerstag im Alter von 87 Jahren in New York.

Didion starb an den Folgen einer Parkinson-Erkrankung, wie ihr Verlag Knopf Doubleday am Donnerstag der dpa bestätigte. Die US-amerikanische Autorin hatte sich in den 1960er und 1970er Jahren als Journalistin und mit Romanen über das Leben und die Hippie-Kultur in Kalifornien einen Namen gemacht.

In der Sammlung „Die Stunde der Bestie“ fasste sie diese nicht unumstrittenen, aber auch von vielen Fans und Kritikern gefeierten Texte zusammen. Didion schrieb auch Romane und Sachbücher, ihre ganz große Stärke waren aber Reportagen, die sie für alle bedeutenden Zeitschriften der USA verfasste. „Mein Ziel ist immer, dass man es in einem Rutsch lesen kann“, sagte die Autorin.

Mit Lady Gaga auf die Kinoleinwand

Didions Leben fand hauptsächlich in Kalifornien und New York statt. In der Ostküstenmetropole hatte sie auch ihren späteren Ehemann, den Autor John Gregory Dunne, kennengelernt. Mit ihm zusammen hatte sie 1976 das Drehbuch für „A Star is Born“ geschrieben, das vor wenigen Jahren in einer Neuverfilmung mit Lady Gaga und Bradley Cooper ein Kinohit wurde.

Didions Leben war von zwei persönlichen Schicksalsschlägen geprägt. 2003 starb ihr Mann plötzlich an einem Schlaganfall, als sich das Paar gerade zum Abendessen setzen wollte. Ihre Adoptivtochter starb zwei Jahre später nach langer Krankheit. „Ich bin zweimal durch diesen Prozess gegangen“, sagte Didion einmal dem britischen „Guardian“. „Es ist anders, weil die Beziehung zu einem Kind gleichzeitig fundamentaler und weniger intim ist.“

US Präsident Barack Obama und Joan Didion, Preisträgerin der National Humanities Medal 2012.
APA/AFP/Madel Ngan
Didion erlebte im Alter noch einmal großen Erfolg. 2012 verlieh ihr US-Präsident Barack Obama die National-Humanities-Medaille.

„Zeitlos und kraftvoll“

Den Tod ihres Mannes verarbeitet sie in „Das Jahr magischen Denkens“ (Originalausgabe 2005), den ihrer Tochter in „Blaue Stunden“ (2011). „Es gab nichts anderes zu tun. Ich musste meinen Weg rausschreiben.“ Beide Bücher wurden von der Kritik gefeiert. 2017 veröffentlichte sie einige ältere Texte von einer Reise in den Südwesten der USA unter dem Titel „Süden und Westen“. Auch 2021 erschien noch einmal eine Sammlung von Texten unter dem Titel „Let Me Tell You What I Mean“.

Im hohen Alter erlebte die US-Autorin eine Renaissance, wurde etwa von der „Vanity Fair“ als „Kulturikone“ gefeiert. „Joan war eine brillante Beobachterin und Zuhörerin, die weise und subtil Wahrheiten über unsere Gegenwart und Zukunft verkündet hat“, teilte die Lektorin Shelley Wanger am Donnerstag mit. „Ihr Schreiben ist zeitlos und kraftvoll, und ihre Prosa hat Millionen Menschen beeinflusst. Wir werden ihren Tod betrauern, aber ihr Leben feiern.“