Menschen stehen auf einem Flughafen in einer Schlange
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Chaos zu Weihnachten

Hunderte Flüge international gestrichen

Der internationale Reiseverkehr ist ausgerechnet am Heiligen Abend ins Stocken geraten: International mussten Hunderte Flüge gestrichen werden, viele Passagierinnen und Passagiere können damit nicht rechtzeitig oder gar nicht zu ihren Verwandten fliegen. Nicht nur das Wetter, auch Personalmangel – ausgelöst durch die Omikron-Variante – wird von den Fluglinien als Grund für die Ausfälle genannt.

Laut der Website FlightAware, die den internationalen Flugverkehr überwacht, sollen am Freitag rund 2.000 Flüge weltweit gestrichen worden sein, für den Samstag werden erneut über 1.200 Absagen erwartet – die damit für zusätzliches Chaos in der ohnehin schon stressigen Weihnachtzeit sorgen. Der Großteil der abgesagten Flüge betrifft laut dem britischen „Guardian“ fünf Fluglinien: die zwei chinesischen Fluglinien China Eastern und Air China, die US-Fluglinien United und Delta sowie Air India.

Schon am Donnerstag sah United die Omikron-Variante aus größten Hemmschuh für den Reiseverkehr: „Die landesweite Häufung von Omikron-Fällen in dieser Woche hatte direkte Auswirkungen auf unsere Besatzung und die Mitarbeiter, die unseren Betrieb führen. Infolgedessen mussten wir leider einige Flüge streichen und benachrichtigen die betroffenen Kunden, bevor sie zum Flughafen kommen“, zitiert das britische Blatt die Fluglinie.

Auch bei Delta sieht man die Omikron-Variante als Auslöser für das weihnachtliche Chaos: Man habe „alle Möglichkeiten und Ressourcen ausgeschöpft – einschließlich der Umleitung und des Austauschs von Flugzeugen und Besatzungen, um die geplanten Flüge abzudecken – bevor man rund 90 Flüge für Freitag stornierte“, zitiert der „Guardian“ die Fluglinie.

Tausende Fluggäste in Australien umgebucht

Auch in Australien waren am Freitag Tausende von kurzfristigen Reisestornierungen betroffen: Mehr als 100 Inlandsflüge von Sydney und Melbourne in andere Städte wurden gestrichen, schreibt die BBC. Ein Sprecher von Jetstar, auf den viele der Annullierungen entfielen, sagte, die Fluggesellschaft habe „die überwiegende Mehrheit“ der betroffenen Passagiere „innerhalb weniger Stunden nach ihrer ursprünglichen Abflugzeit umgebucht, damit sie ihr Ziel rechtzeitig zu Weihnachten erreichen können“.

Eine Frau wartet am Flughafen
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Zahlreiche Absagen stellten die Nerven der Fluggäste auf die Probe

Fluggesellschaften wollen Lockerung für Quarantäneregeln

Als Reaktion auf das Chaos rechtzeitig zu den Feiertagen forderten die Fluggesellschaften eine Lockerung der Quarantänevorschriften für geimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Delta-Chef Ed Bastian bat den Leiter der US-Seuchenbehörde CDC, die Selbstisolation für geimpfte Personen mit Durchbruchsinfektionen von zehn auf fünf Tage zu verkürzen. Der Verband Airlines for America und die Linie JetBlue schlossen sich dieser Forderung an.

Lockerungen gab es bereits für das Gesundheitspersonal: Aus Sorge vor einer Überlastung der Krankenhäuser wegen Omikron reduzierten die US-Gesundheitsbehörden die Isolationsdauer für Gesundheitspersonal nach einer CoV-Infektion. Wer einen negativen Test und keine Symptome habe, könne nach sieben Tagen an den Arbeitsplatz zurückkehren, teilte die CDC am Donnerstag mit.

Beschwerden über Absagen

In sozialen Netzwerken häuften sich jedenfalls Beschwerden über Absagen in letzter Minute. Dennoch: In Australien etwa ist es das erste Weihnachtsfest seit 2019, bei dem man sich wieder frei bewegen kann – und das trotz der sich international stark ausbreitenden Omikron-Variante.

Absagen auch bei Lufthansa

Auch bei der Lufthansa haben sich so viele Pilotinnen und Piloten krankgemeldet, dass erste Interkontinentalflüge gestrichen werden mussten. Betroffen seien von bis 26. Dezember vor allem Verbindungen über den Nordatlantik etwa nach Boston, Houston und Washington, sagte am Donnerstag ein Unternehmenssprecher. In diesem Verkehrsgebiet könnten die Passagiere am leichtesten umgebucht werden. Auch ein Hin- und Rückflug nach Japan wurde abgesagt.

„Wir haben mit einem sehr großen Puffer geplant. Der reicht aber für die extrem hohe Krankenquote nicht aus“, sagte der Sprecher. Über einen Zusammenhang mit der CoV-Variante Omikron wolle er nicht spekulieren, da Lufthansa nicht über die Art der Erkrankungen informiert werde.

Billiglinien stocken auf

In Europa ist der Weihnachtsflugverkehr voll angelaufen. Insbesondere die Direktfluganbieter easyJet (plus 41 Prozent im Vergleich zur Vorvorwoche) und Wizz Air (plus 75 Prozent) bauten ihr Angebot in der Vorweihnachtswoche (16. bis 22. Dezember) deutlich aus, wie aus Zahlen der Flugsicherheitsorganisation Eurocontrol hervorgeht. Wizz, SAS und Ryanair boten auch mehr Verbindungen an als in der gleichen Woche des Vorkrisenjahres 2019. Davon ist die Lufthansa weit entfernt mit 21 Prozent weniger Flügen als vor zwei Jahren. Kurzfristig baute sie ihr Programm nur um ein Prozent aus.