„Urbi et Orbi“-Segen von Papst Franziskus
AP/Gregorio Borgia
Weihnachtlicher Segen

Papst betont Bedeutung des Dialogs

Papst Franziskus hat vor dem feierlichen Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“) in seiner traditionellen Botschaft am ersten Weihnachtsfeiertag zahlreiche internationale Konflikte angesprochen. Viele Menschen seien von teils vergessenen politischen Krisen, der Pandemie und Naturkatastrophen betroffen, so das Kirchenoberhaupt. Er betonte die Bedeutung des Dialogs.

Die Fähigkeit zu sozialen Beziehungen werde auf eine harte Probe gestellt – es gebe eine wachsende Tendenz dazu, sich zu verschließen, alles allein machen zu wollen, so der Papst. „Man verzichtet darauf, hinauszugehen, sich zu begegnen und miteinander die Aufgaben zu erledigen. Auf internationaler Ebene besteht Gefahr, dass die Bereitschaft zum Dialog fehlt.“

Die Pandemie führe dazu, Abkürzungen zu wählen anstatt die längeren Wege des Dialogs. „Dialog allein führt jedoch zu einer Konfliktlösung und zu Vorteilen, die allen zugutekommen und von Dauer sind“, betonte der Pontifex, der auch auf die vielen Krisenherde weltweit hinwies, unter anderem Syrien, Irak, Jemen und Libanon.

Weihnachtssegen „Urbi et Orbi“

Der traditionelle Weihnachtssegen des Papstes für die Stadt Rom und den gesamten Erdkreis, gespendet von Papst Franziskus.

Franziskus erinnerte an Folgen des Nahost-Konflikts

„Erinnern wir uns an die anhaltenden Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern, die sich ungelöst hinziehen und immer größere soziale und politische Folgen haben. Vergessen wir nicht Betlehem, den Ort, an dem Jesus das Licht der Welt erblickte. Dort durchlebt man auch aufgrund der von der Pandemie verursachten wirtschaftlichen Probleme schwere Zeiten. Denn die Pilger sind daran gehindert, das Heilige Land zu erreichen, und das wirkt sich negativ auf das Leben der Bevölkerung aus“, erklärte der Pontifex den unter dem Regen auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen. Die Zahl der auf dem Petersplatz zugelassenen Pilger wurde beschränkt, um zu starke Ansammlungen zu verhindern.

Der Papst bat um Trost für das afghanische Volk, das seit über 40 Jahren durch Konflikte auf eine harte Probe gestellt werde, die viele dazu bewogen haben, das Land zu verlassen, und er rief zu Gebeten für die Ukraine auf, damit sich „die Metastasen eines schwelenden Konflikts nicht ausbreiten“.

Franziskus betete außerdem für von Gewalt betroffene Frauen und für Kinder und Jugendliche, die Mobbing und Missbrauch erleiden. „Spende den älteren Menschen Trost und Zuneigung, vor allem denjenigen, die am einsamsten sind. Schenke den Familien, dem erstrangigen Ort der Erziehung und der Grundlage des sozialen Gefüges, Gelassenheit und Einheit“, so der Pontifex.

Gläubige warten auf dem Petersplatz in Rom auf die „Urbi et Orbi“ -Segen des Papstes
Reuters/Yara Nardi
Trotz Pandemie und Regenwetters ließen sich viele Gläubige nicht davon abhalten, auf den Petersplatz zu kommen

Neuntes Weihnachtsfest in Rom für Papst Franziskus

Papst Franziskus eröffnete die heurigen Weihnachtsfeierlichkeiten am Freitag mit einem Festgottesdienst im Petersdom. Die Messe wurde zum Schutz vor Ansteckungen mit einer begrenzten Anzahl Teilnehmer, circa 200 Personen, abgehalten, darunter 26 Kardinäle und 18 Bischöfe. Der 85-jährige Pontifex leitete die Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan in diesem Jahr bereits zum neunten Mal.

Die traditionelle Christmette am 24. Dezember im Petersdom wurde – wie im Vorjahr – vorverlegt und begann bereits um 19.30 Uhr. 2020 trug der Vatikan so der in Italien geltenden nächtlichen Ausgangssperre Rechnung. Die Messe in Erinnerung an die Geburt Christi vor rund 2.000 Jahren wurde live in mehreren Ländern und im Internet übertragen. Weihnachten ist neben den Feierlichkeiten zu Ostern ein Höhepunkt für viele praktizierende Christen im Kirchenjahr.

Predigt über „Würde der Arbeit“

In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte das Oberhaupt der katholischen Kirche das Thema der „Würde der Arbeit“. Der Mensch sei Herr und nicht Sklave der Arbeit. So plädierte der Pontifex für Maßnahmen gegen tödliche Arbeitsunfälle.

Der Papst rief die Gläubigen auf, „nach Bethlehem zurückzukehren“. „Kehren wir zu den Ursprüngen zurück, zum Wesen des Glaubens, zur ersten Liebe, zur Anbetung und zur Nächstenliebe“, sagte Franziskus und plädierte für eine „arme und brüderliche Kirche“.