Medizinisches Personal in Xi’an in china
Reuters/China Daily
Chinas „Null-CoV-Strategie“

Lockdown in Xi’an weiter verschärft

In China haben die Behörden am Sonntag 206 CoV-Neuinfektionen verzeichnet – so viele wie seit März 2020 nicht mehr. Hotspot ist die Stadt Xi’an, wo für die 13 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner ein ohnehin strikter Lockdown nun weiter verschärft wurde.

Für Xi’an gelten nun die „strengsten sozialen Kontrollmaßnahmen“, wie die Stadtverwaltung am Montag dazu mitteilte. In der Hauptstadt der Provinz Shaanxi darf unter anderem pro Haushalt nur noch eine Person alle drei Tage das Haus verlassen, um dringend nötige Erledigungen zu machen. Zuvor waren es noch zwei Tage gewesen.

Zudem dürfen Privatfahrzeuge in der Stadt nur noch unterwegs sein, wenn ihre Fahrer direkt an der Eindämmung des Coronavirus-Ausbruchs beteiligt sind. Die Einhaltung dieser Regel wird Behördenangaben zufolge mit Fahrzeugkontrollen streng überwacht. Gleichzeitig werde die Bevölkerung, wie bereits mehrfach erfolgt, weiter mit Massentestungen auf das Coronavirus getestet.

Sicherheits Arbeiter in Sicherheitsanzügen in Xian
APA/AFP/
Xi’an ist seit Donnerstag weitgehend abgeriegelt – seit Sonntag ist der Lockdown weiter verschärft

In Xi’an wurden in den vergangenen Tagen zunächst Dutzende – am Sonntag dann 155 und am Montag 150 neue CoV-Fälle gemeldet. Es sei damit zu rechnen, dass die Zahl der nachgewiesenen Fälle in den kommenden Tagen weiter ansteige, sagte der örtliche Behördenvertreter He Wenquan. Die Bevölkerung in der Metropole rief er zugleich auf, angesichts der Entwicklung nicht in Panik zu verfallen.

Nach außen abgeriegelt

Obwohl die Zahl der Infektionsfälle in China im Vergleich zu anderen Ländern immer noch verschwindend gering ist, gehen die Behörden rigoros gegen neue Ausbrüche vor. Üblich sind regionale Lockdowns, Massentests und Reisebeschränkungen.

Das gilt nun auch für Xi’an: Die ehemalige Kaiserstadt ist seit Donnerstag nach außen so gut wie abgeriegelt. Alle Schulen und die meisten Geschäfte wurden geschlossen. Auch das Museum, in dem die weltberühmte Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers ausgestellt ist, musste schließen.

Aufnahmen des staatlichen Fernsehsenders CCTV zeigten lange Warteschlangen vor Testzentren in Xi’an. Der Infektionsherd in der ehemaligen Kaiserstadt hat sich laut staatlichen Medienberichten bisher auf fünf andere Städte ausgebreitet, darunter auch die Hauptstadt Peking.

Disziplinarmaßnahmen gegen Parteifunktionäre

Wegen der für chinesische Verhältnisse gehäuften CoV-Fälle in Xi’an hat Chinas Kommunistische Partei zudem Disziplinarstrafen gegen Dutzende Parteifunktionäre verhängt. Wie die Zentrale Disziplinarkommission am Freitag mitteilte, wurden 26 Parteimitglieder wegen „unzureichender Strenge bei der Verhütung und Kontrolle des Ausbruchs“ sanktioniert.

Bei Inspektionen sei eine zu laxe und unkoordinierte Reaktion auf den Ausbruch festgestellt worden, etwa beim Testen. Das habe die Kontaktverfolgung in Xi’an behindert.

Ein Vertreter der Disziplinarkommission kündigte an, bei „bürokratischen Problemen“ bei der Pandemiebekämpfung auch in Zukunft hart durchzugreifen. Als Beispiele nannte er Verantwortliche, die sich vor ihrer Verantwortung drücken, keine Maßnahmen ergreifen oder falsche Entscheidungen treffen. Nach Angaben der Zeitung „Global Times“ habe das städtische Komitee der Kommunistischen Partei in Xi’an bereits mehr als zusätzliche 33.000 Regierungsangestellte in den Kampf gegen das Coronavirus entsandt.

Polizisten und Sicherheitsmitarbeiter kontrollieren Papiere am Flughafen
Reuters/China Daily
Einem Medienbericht zufolge sind Zehntausende zusätzliche Beamte in der Metropole im CoV-Einsatz

„Gewaltiger Druck“ auf Peking-Veranstalter

Das Coronavirus war Ende 2019 zuerst in der zentralchinesischen Stadt Wuhan entdeckt worden. Was folgte, waren strikte CoV-Maßnahmen und eine lange als unter Kontrolle erscheinende Pandemielage. Im Vorfeld der im Februar anstehenden Olympischen Winterspiele sorgt nun auch in China die Omikron-Variante für erhöhte Nervosität.

Die CoV-Pandemie konfrontiert die Organisatoren der Olympischen Winterspiele nach eigenen Worten mit „gewaltigem Druck und Herausforderungen“. Die Ausbreitung der neuen Virusvariante Omikron bringe „große Unsicherheit für die weltweite Covid-Situation“, sagte Han Zirong, Vizepräsidentin des Organisationskomitees, am Donnerstag in Peking.

Es sei höchst wahrscheinlich, dass „eine bestimmte Zahl von Fällen“ während der Spiele auftrete, da so viele Teilnehmer aus allen Regionen der Welt und aus China zusammenkämen. Die Anforderungen der lokalen Behörden zur Vorbeugung gegen Covid-19 müssten „energisch umgesetzt“ werden, um die Sicherheit der Olympiateilnehmer und der chinesischen Öffentlichkeit zu wahren.

„Dynamische Null-CoV-Strategie“

China verfolge eine „dynamische Null-CoV-Strategie“, betonte Han Zirong, die auch Generalsekretärin des Organisationskomitees ist. Ob neue Maßnahmen vor oder während der Spiele vom 4. bis 20. Februar ergriffen werden müssten, hänge von der Veränderung der Lage weltweit und in China ab – besonders von der Ansteckung und Schädlichkeit der Omikron-Variante.

„Wir schenken den Veränderungen in der Pandemie große Aufmerksamkeit“, so Han Zirong: „Nur indem wir flexibel bleiben, können wir die Risiken und Herausforderungen bewältigen, die uns die CoV-Pandemie bringt.“

Olympia in „geschlossenen Kreisläufen“

Für die Spiele, die in Peking sowie in Yanqing und Zhangjiakou in der Hügellandschaft vor den Toren der Hauptstadt stattfinden, werden ohnehin schon strikte Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Alle Olympiateilnehmer können sich nur in „geschlossenen Kreisläufen“ bewegen, müssen sich täglich testen lassen und werden bei einer Infektion sofort isoliert.

Ausländische Zuschauer sind auch nicht zugelassen. Ob und unter welchen Umständen inländisches Publikum teilnehmen kann, wird nach Darstellung von Han Zirong noch weiter erkundet. Die Pläne würden „zur rechten Zeit“ verkündet.