Interfax: Russland probt an Ukraine-Grenze Luftabwehr

Im Ukraine-Konflikt demonstriert Russland erneut militärische Stärke. An der Westgrenze Russlands unternahmen Streitkräfte weitere Militärmanöver, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax heute meldete. Dabei sei die Abwehr eines Luftangriffs geübt worden. Rund 1.000 Soldaten seien daran beteiligt gewesen. Erst in der vergangenen Woche hatte Russland Militärübungen in Gebieten nahe der Ukraine abgehalten.

Mehr als 10.000 Soldaten sollen Militärangaben zufolge danach wieder auf ihre Stützpunkte zurückgekehrt sein. Der russische Vizeaußenminister Sergej Rjabkow warnte heute erneut vor einer Eskalation ähnlich der Kuba-Krise im Jahr 1962, in der die USA und die Sowjetunion durch Stationierungen von Atomraketen an den Rand eines Atomkrieges geraten waren. Russland erachte die Gefahr einer neuen Raketen-Krise als ernst, sagte Rjabkow laut der Agentur RIA.

Zehntausende Soldaten an Grenze zusammengezogen

Die Spannungen in dem Konflikt, in dem die Regierung in Moskau prorussische Separatisten in der Ostukraine unterstützt, waren zuletzt gewachsen. Schätzungen zufolge hat das russische Militär 60.000 bis 90.000 Soldaten an die Grenze zur Ukraine zusammengezogen.

In der Ukraine, den USA, der NATO und der Europäischen Union hat das zu Befürchtungen geführt, Russland plane einen Angriff auf sein Nachbarland. Russland hat das wiederholt bestritten und verlangt stattdessen Sicherheitsgarantien vom Westen, darunter die Zusage der NATO, sich nicht weiter gen Osten auszudehnen. Die Ukraine wiederum will dem westlichen Militärbündnis beitreten.

„Wir treten für die territoriale Integrität der Ukraine ein“, sagte indes US-Vizepräsidentin Kamala Harris im Interview mit dem US-Sender CBSN. Aufhorchen ließ Harris mit der gegen Russland gerichteten Drohung mit „Sanktionen, wie man sie noch nie gesehen hat“.

Stoltenberg beruft NATO-Russland-Rat ein

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg berief indes für den 12. Jänner ein Treffen des NATO-Russland-Rates ein. Stoltenberg stehe wegen des Termins mit der Regierung in Moskau in Kontakt, sagte ein NATO-Vertreter gestern in Brüssel. Stoltenberg hatte in den vergangenen Monaten erfolglos versucht, den 2002 ins Leben gerufenen NATO-Russland-Rat, der wegen des Ukraine-Konflikts seit Ende 2019 auf Eis liegt, als Gesprächsforum wiederzubeleben.

Vergangene Woche veröffentlichte Russland Entwürfe für zwei Abkommen mit den USA und der NATO, mit denen eine Osterweiterung des Militärbündnisses sowie die Errichtung von US-Militärstützpunkten in Staaten der ehemaligen sowjetischen Einflusssphäre untersagt werden sollen.