Labormitarbeiter hält Proben in der Hand
Reuters/Kai Pfaffenbach
Experten

Omikron-Welle zeigt Immunisierung an

Die sich gerade aufbauende Omikron-Welle zeigt laut Experten auch den Grad der Immunisierung in der Bevölkerung an. „Die Wellen werden immer flacher werden, auch wenn neue Varianten kommen, weil einfach schon eine gewisse Grundimmunität da ist“, so der deutsche Infektiologe Mathias Pletz. Der heimische Simulationsforscher Nikolas Popper geht ebenfalls davon aus, dass die heimische Bevölkerung „mittlerweile recht gut immunisiert ist“.

Die CoV-Wellen werden nach Ansicht von Pletz im Jahr 2022 abnehmen, wie der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Uniklinikum Jena sagte. Pletz bemüht als Beispiel die Spanische Grippe. Sie habe etwa gezeigt, dass so ein Virus nie ganz verschwinden werde. „Aber irgendwann wird es dann schwere Verläufe nur noch in dem Maße geben, dass sie für das Gesundheitssystem zu bewältigen sind.“

Das Grundproblem bei CoV sei gewesen, dass das Virus zu Beginn der Pandemie auf eine Bevölkerung mit keinerlei Immunität getroffen sei. „Das war wie ein Streichholz in eine Benzinlache zu werfen.“ Mit Blick auf die Omikron-Variante sei nun ein optimistisches Szenario, dass die Mutante auf eine weitgehend geboosterte Bevölkerung trifft und die daraus resultierenden Verläufe sehr leicht sind. „Und dass es dadurch eine Hybridimmunität gibt – also eine Immunität, die sich aus Impfung und Infektion zusammensetzt.“

Popper: Mittlerweile recht gut immunisiert

Simulationsforscher Popper, Teil des Teams der gesamtstaatlichen CoV-Krisenkoordination (GECKO), sagte im Ö1-Frühjournal ebenfalls, dass in Österreich die Menschen „mittlerweile recht gut immunisiert sind“, daher sei es besonders relevant zu beobachten, ob und wie die hochansteckende Omikron-Variante die Immunantwort umgehen könne.

Die Indizien, dass die Variante im Jänner zu einer neuen Welle führen kann, seien stark, so Popper. Noch nicht sagen könne man, wie sich die Zahl der Hospitalisierungen entwickeln werde. Um einen neuen Lockdown zu verhindern und die Intensivkapazitäten zu entlasten, sei es aus epidemiologischer Sicht sinnvoll, frühzeitig zu reagieren.

Die Lage im November, dem Beginn der Delta-Welle, sei grundsätzlich anders zu bewerten als die heutige. Omikron führe zu einem „Paradigmenwechsel“, so Popper. „Das heißt, wir werden sehen, dass wahrscheinlich die Fallzahlen hoch bleiben oder hoch werden, aber idealerweise die schweren Erkrankungen auch durch die Impfungen zurückgehen. Und darauf müssen wir uns jetzt einstellen.“

Wenisch schlägt in dieselbe Kerbe

Der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch sieht das im „Kurier“ ähnlich, wenn auch mit mehr Zurückhaltung. Omikron sei kein Krampusgeschenk, „sondern es ist ein Weihnachtsgeschenk“, so Wenisch am Wochenende. Es werde uns rasch umdenken lassen, und Maßnahmen – etwa ob man mit Schnupfen in die Quarantäne muss – werde man neu bewerten müssen.

„Wenn man an die ersten Analysen am Beginn der Pandemie schaut: Damals hieß es, Covid-19 sei vom Schweregrad her zehnmal so schwer wie Influenza. Ende des Jahres 2020 war Covid-19 dann nur noch dreimal so schwer wie Influenza. Wenn das Virus leichter übertragbar ist, wird es weniger virulent“, so Wenisch. Das gehe nicht mehr weg, das Virus müssten wir ertragen, so der Infektiologe.

Wien: Omikron-Anteil über 50 Prozent

In Wien wurde indes die Omikron-Variante über die Weihnachtsfeiertage bereits dominant, wie der Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ), Mario Dujakovic, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb. Der Anteil der hochansteckenden Variante am relevanten Infektionsgeschehen liege in der Bundeshauptstadt aktuell schon über 50 Prozent. Es sei nicht davon auszugehen, dass das im Rest Österreichs anders sei, so Dujakovic. Gestern gab es in Wien 552 aktive Omikron-Fälle – mehr dazu in wien.ORF.at. Auch in Salzburg steigen die Omikron-Zahlen – mehr dazu in salzburg.ORF.at

Vermutlich liege der Anteil tatsächlich aber noch höher, da die Feiertage dazu führen würden, dass viele Daten erst zwei Tage später einlangen würden.