Haftstrafe für russischen Menschenrechtler verlängert

Ein russisches Gericht hat das Strafmaß für den Menschenrechtler Juri Dmitrijew in einem international kritisierten Prozess erneut verschärft. Der 65-jährige Historiker müsse nun 15 Jahre in ein Straflager, urteilte die Richterin heute in der Stadt Petrosawodsk im Norden des Landes der Agentur Interfax zufolge. Vor mehr als einem Jahr war er zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Ein früheres Urteil gegen Dmitrijew sah 3,5 Jahre Haft vor.

Menschenrechtler Juri Dmitrijew nach einer Anhörung im Jahr 2020
Reuters/Anton Vaganov

Der Historiker hatte für die renommierte Menschenrechtsorganisation Memorial gearbeitet, gegen die Russlands Justiz derzeit vorgeht. Er machte Verbrechen unter Sowjetdiktator Josef Stalin öffentlich und sich selbst damit Feinde im Machtapparat.

Fall mehrfach neu aufgerollt

Der Fall wurde mehrfach vor Gericht neu aufgerollt. Diesmal ging es erneut um den Vorwurf, Dmitrijew habe seine Adoptivtochter unbekleidet fotografiert und sexuell missbraucht. Außerdem soll er illegal einen Teil einer Waffe besessen haben.

Der Historiker, der in der Vergangenheit auch von einem Gericht freigesprochen worden war, weist die Vorwürfe zurück. Das Verfahren gilt als politische Inszenierung, um ihn an weiteren Forschungen zu hindern. Auch Memorial teilte erneut mit, der 65-Jährige sei „völlig unschuldig“. Die EU hatte nach dem Urteil im September 2020 die sofortige Freilassung des Bürgerrechtlers gefordert.