Königin Elizabeth vom Vereinigten Königreich
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Schloss Windsor

Eindringling wollte offenbar Queen töten

Von dem Mann, der am Christtag mit einer Armbrust bewaffnet auf dem Gelände von Schloss Windsor gefasst wurde, ist offenbar eine größere Gefahr als gedacht ausgegangen. Auf einem Video, das in britischen Medien kursiert, spricht der 19-Jährige von Mordplänen auf Queen Elizabeth II. Der Palast ist im Alarmmodus.

Es war eine Schrecksekunde im Vereinigten Königreich, als bekanntwurde, dass der Mann auf das Palastgelände kommen konnte. Neben der Queen waren rund 20 Mitglieder der Königsfamilie in Schloss Windsor, unter anderem Prinz Edward sowie die Queen-Enkelinnen Zara Tindall, Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie. Thronfolger Prinz Charles und seine Ehefrau Herzogin Camilla wurden zum Weihnachtsgottesdienst erwartet.

Zu dieser Zeit wurde der 19-Jährige auf dem Gelände gefasst. Er hatte sich mittels einer Strickleiter Zugang verschafft. Er habe kein Gebäude betreten, kam aber bis auf etwa 500 Meter an die Privatgemächer der Queen heran, hieß es später von der Polizei.

„Werde versuchen, Elizabeth zu ermorden“

Nun tauchte ein Video auf, das der Mann vor seinem Eindringen per Snapchat an Bekannte geschickt hatte und das die „Sun“ am Montag veröffentlichte. Darin ist eine maskierte Gestalt zu sehen, die mit einer Armbrust hantiert – also der gleichen Waffe, die der Eindringling in Windsor dabei hatte. Die Stimme ist von einem Computer verzerrt, doch die Gestalt will ihre Identität nicht verbergen. Der Mann nennt sogar seinen vollen Namen. „Es tut mir leid, was ich getan habe und was ich tun werde“, sagt die Person.

Die Burg Windsor, 24.12.2021
Reuters/Hannah Mckay
Die Queen feierte Weihnachten auf Schloss Windsor. Hier verschaffte sich der Mann per Strickleiter Zugang.

„Ich werde versuchen, Elizabeth, Queen der Royal Family, zu ermorden.“ Das Motiv sei Vergeltung für diejenigen, die wegen ihrer Herkunft getötet, erniedrigt und diskriminiert worden seien, sowie für die Toten des Amritsar-Massakers 1919. Damals hatten britische Kolonialtruppen in der indischen Stadt Amritsar das Feuer auf Demonstranten eröffnet und Hunderte getötet. Er sei ein indischer Sikh, so der Maskierte in dem Clip. Die Polizei prüft die Aufnahme, wie sie mitteilte.

Noch keine Befragung

Der Mann, der im südenglischen Southampton wohnt, könnte psychisch krank sein. Er wurde bisher nicht von der Polizei befragt, weil er unter ärztlicher Aufsicht steht.

Der Vorfall vom Christtag sorgt für Entsetzen im Vereinigten Königreich – und dürfte die Debatte über die Sicherheit des Staatsoberhaupts und der Royal Family anheizen. Es war nicht der erste Vorfall in Windsor in diesem Jahr: Im Frühjahr nahmen Sicherheitskräfte insgesamt drei Menschen fest, die sich Zugang zum Gelände verschafft hatten.

Mehrere Eindringlinge heuer

So wurde etwa ein Paar auf Schloss Windsor festgenommen, das nahe der Stelle spazierte, an der die Queen häufig ihre Hunde ausführt. Noch mehr Fragen warf eine Frau auf, die keine zwei Wochen zuvor Zutritt zur Residenz von Queen-Sohn Prinz Andrew auf dem Gelände des Schlosses erhalten hatte. Sie fuhr mit dem Taxi vor und überredete angeblich Sicherheitskräfte, die Rechnung zu zahlen.

Die 44-Jährige gab sich als Partnerin des Prinzen aus, mit dem sie eine Verabredung zum Mittagessen habe. Schließlich hielt sie sich zwanzig Minuten auf dem Grundstück auf, bevor sie das Anwesen betrat – erst dort wurde die Spanierin festgehalten. Andrew war während des Vorfalls in der Nähe.

Immer wieder gelangten zudem Eindringlinge auf das Gelände der Londoner Residenz Buckingham-Palast, einmal sogar ein verurteilter Mörder. Mindestens einmal kam es dabei zum engen Kontakt mit der Queen: 1982 schaffte es Michael Fagan bis ins Schlafzimmer der Königin. Die Szene wird auch im Netflix-Serienhit „The Crown“ prominent gezeigt. Doch anders als dargestellt sprach der Dekorateur nicht in Ruhe minutenlang mit der Queen – die Monarchin habe sofort die Flucht ergriffen, erzählte Fagan 2020 dem „Telegraph“.