Menschen steigen aus einem Zug aus
AP/Matt Dunham
Neuinfektionen

Rekordzahlen quer durch Europa

Gleich in mehreren europäischen Ländern hat die Zahl der Neuinfektionen am Dienstag ein Rekordniveau erreicht, darunter bevölkerungsreiche Staaten wie Großbritannien, Frankreich und Italien. Es wird angenommen, dass die drastischen Anstiege auf die rasche Ausbreitung der neuen Omikron-Variante zurückzuführen sind. In mehreren Ländern verdoppelten sich die Infektionszahlen binnen 24 Stunden.

So etwa im 60-Millionen-Einwohner-Land Italien, das einen sprunghaften Anstieg der täglichen Fallzahlen verzeichnete. Am Dienstagabend meldete das Gesundheitsministerium mehr als 78.300 Neuinfektionen binnen eines Tages und damit weit mehr als doppelt so viele wie am Vortag. Dazu wurden 202 Todesfälle gemeldet, die auf das Coronavirus zurückzuführen sind.

Auch in Frankreich wurde eine Rekordzahl von Neuinfektionen gemeldet. Es seien 179.807 neue Fälle bestätigt worden, teilten die Behörden des 67-Millionen-Einwohner-Landes mit. Auch im ähnlich bevölkerungsstarken Großbritannien wurde bei den Neuinfektionen mit 129.471 ein neuer Rekord erreicht. Dabei seien die neuen Fälle in Schottland und Nordirland wegen unterschiedlicher Vorgehensweisen über die Feiertage nicht in diesen Daten enthalten, so die Behörden.

Verdoppelung der Fälle auch in Griechenland

Griechenland verzeichnete binnen 24 Stunden eine Verdoppelung bei Neuinfektionen – ein neuer Negativrekord seit Pandemiebeginn. So registrierte die Gesundheitsbehörde von Montag auf Dienstag 21.657 Neuinfektionen. Vor nicht allzu langer Zeit lag die Zahl der Neuinfektionen in dem Land mit rund elf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern täglich bei 3.000 bis 5.000 Fällen – zuletzt zunehmend höher.

Den nun sprunghaften Anstieg führen die Fachleute auf die Omikron-Variante zurück, die sich vor allem in Athen ausbreitet. Gut die Hälfte der Neuinfektionen registrierten die Behörden am Dienstag im Großraum der Hauptstadt, bei rund 70 Prozent handle es sich um Omikron, hieß es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Auch auf Zypern wurde mit 2.241 Neuinfektionen ein neuer Negativrekord aufgestellt.

Erste Länder verkürzen Omikron-Quarantäne

Omikron ist also international auf dem Weg, die dominante Coronavirus-Variante zu werden. Die Sorge ist groß, dass wegen der hochansteckenden Variante ein relevanter Teil der Bevölkerung gleichzeitig erkrankt oder in Quarantäne sein könnte. Neben dem Gesundheitssystem wäre auch die kritische Infrastruktur „extrem belastet“. In Israel und den USA will man daher die Quarantäneregeln nun herabsetzen.

Israel lockert einen Monat nach der Entdeckung der Omikron-Variante im eigenen Land die Quarantäneregeln für Geimpfte. Wer vollständig gegen Covid-19 geimpft ist und in Kontakt mit einem Infizierten kommt, muss nur noch in Quarantäne, bis ein negatives Testergebnis vorgelegt werden kann. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Naftali Bennett am Dienstag mit.

Zudem müssten Betroffene zehn Tage lang Orte mit vielen Menschen und den Kontakt zu besonders gefährdeten Personen meiden. Bisher war eine Quarantäne von mindestens sieben Tagen für alle Personen vorgeschrieben. Das gilt künftig nur noch für Ungeimpfte. Als vollständig geimpft gilt in Israel, wer in den vergangenen sechs Monaten seine zweite Impfung oder bereits die Booster-Impfung erhalten hat.

Frau wird in einer Impfstraße in Ramat Gan geimpft
Reuters/Ronen Zvulun
Eine Impfstraße in Israel

Horrorzahlen bei Quarantäneprognose

Hintergrund der Regierungsentscheidung ist nach Medienberichten die Befürchtung, dass sonst aufgrund der infektiöseren Omikron-Variante in Kürze große Teile der Bevölkerung in dem Land in Quarantäne wären. Laut Medienberichten befanden sich Anfang der Woche knapp 85.000 der rund 9,4 Millionen Israelis in Isolation. Das israelische Radio zitierte am Montag einen Experten, dem zufolge voraussichtlich innerhalb von zwei Wochen mindestens 600.000 Menschen in Quarantäne wären, wenn die Regierung die Vorgaben nicht lockere.

Verkürzung auch in den USA

Angesichts der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante halbieren auch die USA die Quarantänezeit für symptomfrei Infizierte. Wer positiv auf das Virus getestet, aber beschwerdefrei ist, muss künftig nur noch fünf statt wie bisher zehn Tage in Quarantäne, wie die Gesundheitsbehörde CDC am Montag erklärte.

Die Entscheidung sei eine Reaktion auf die Omikron-Variante, deren Ausbreitung „alle Teile unserer Gesellschaft“ zu beeinträchtigen drohe, erklärte CDC-Chefin Rochelle Walensky. Mit der verkürzten Quarantänezeit werde sichergestellt, „dass die Leute ihr Alltagsleben sicher fortsetzen können“.

US-Präsident Joe Biden
AP/Carolyn Kaster
US-Präsident Joe Biden hat dem Kampf gegen CoV bereits vor Beginn seiner Amtszeit Priorität eingeräumt

Ebenfalls Empfehlung für Ungeimpfte

Die CDC-Empfehlungen sind nicht bindend, werden aber von der US-Wirtschaft und -Politik üblicherweise befolgt. Die Behörde schlägt in ihren neuen Richtlinien auch vor, dass der fünftägigen Quarantäne eine fünftägige Sicherheitsphase folgen sollte, in der die Betroffenen in Gegenwart anderer eine Schutzmaske tragen.

Noch nicht gegen das Coronavirus geimpfte oder nicht geboosterte Kontaktpersonen von Infizierten sollen laut CDC ebenfalls fünf Tage in Quarantäne gehen und anschließend fünf Tage Maske tragen. Bereits dreimal geimpfte Kontaktpersonen müssen nicht in Quarantäne, sollten jedoch nach dem Kontakt zehn Tage lang Maske tragen.

Debatte in Deutschland und Italien

Auch in Deutschland wird eine Änderung debattiert. So sprach sich etwas Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek dafür aus, über eine Verkürzung der Quarantänezeit nachzudenken. Man müsse sich das genau anschauen, auch mit Bezug auf die kritische Infrastruktur, sagte der CSU-Politiker im ZDF. „Es ist schon wichtig, dass wir da die Quarantäne überprüfen.“ Er erwarte, dass das Robert Koch-Institut dazu sehr zeitnah Vorschläge vorlegen werde.

Der Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Sepp Müller (CDU), hatte eine verkürzte Freitestmöglichkeit schon nach fünf Tagen ins Gespräch gebracht, um eine Massenquarantäne angesichts der Omikron-Variante zu verhindern. Auch in Italien wurde zum Erreichen neuer Rekordzahlen bei Neuinfektionen eine verkürzte Quarantäne für bereits Geboosterte debattiert.

Vorbereitungen in Österreich

In Österreich ist man sich des Problems durch Omikron ebenfalls bewusst. Vorbereitungen werden auch für den Schutz der kritischen Infrastruktur getroffen, für den Fall, dass Omikron zu breiteren Ausfällen an Arbeitskräften sorgen sollte, hieß es bereits letzte Woche. Omikron führe zu einem „Paradigmenwechsel“, so etwa Simulationsforscher Nikolas Popper am Montag. „Das heißt, wir werden sehen, dass wahrscheinlich die Fallzahlen hoch bleiben oder hoch werden, aber idealerweise die schweren Erkrankungen auch durch die Impfungen zurückgehen. Und darauf müssen wir uns jetzt einstellen.“