Die Omikron-Variante dominiert inzwischen das Infektionsgeschehen in den USA. Auch wenn die CDC zuletzt ihre Schätzungen zur Verbreitung der neuen Variante nach unten korrigierte, ist der Anteil seit Anfang Dezember signifikant gestiegen, für die Woche bis zum 25. Dezember rechnet die Behörde mit rund 59 Prozent. Zahlen der Johns-Hopkins-Universität vom Mittwoch zufolge wurden in den USA binnen 24 Stunden im Siebentageschnitt 265.427 CoV-Fälle gemeldet – ein neuer Höchstwert seit Beginn der Pandemie.
In New York soll der Omikron-Anteil inzwischen über 90 Prozent liegen – Anfang des Monats waren es noch unter drei Prozent. Die Ursachen für den raschen Anstieg der Fallzahlen sind ähnlich wie zu Beginn der Pandemie. Viele New Yorker leben auf engem Raum und verbringen viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln – ein Auto zu haben ist weniger üblich als anderswo in den USA. „Hinzu kommt, dass diesmal viele Menschen nicht mehr bereit sind, ihr Freizeitverhalten drastisch zu verändern“, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Von Lockdowns wird vorerst abgesehen
Die Stadt trägt dem offenbar Rechnung und verzichtet vorerst auf rigorose Maßnahmen. Behördliche Anweisungen gibt es kaum, allerdings schließen Kultur-, Freizeitstätten und Lokale teils aus eigenem Antrieb. Am Montag gab etwa Apple bekannt, seine Einzelhandelsgeschäfte in New York zu schließen – die Ansteckungsgefahr sei schlicht zu hoch. Aktuell soll es derzeit an die 700.000 aktive CoV-Fälle in der Stadt geben, das wäre fast jeder zwölfte Bewohner oder jede zwölfte Bewohnerin.

Vergleichsweise hohe Impfvorschriften und -quote
Die Impfvorschriften in New York sind strikter als im Rest der USA: Seit dieser Woche müssen alle Menschen, die in der Stadt arbeiten, eine Impfung vorweisen – das gilt für den öffentlichen wie den privaten Sektor. Die im Zuge des Programms „Key to New York City“ vorgeschriebene Impfpflicht betrifft rund 184.000 Geschäfte und Unternehmen. Die Anordnung geht weiter als die von US-Präsident Joe Biden verhängte landesweite Impfpflicht für Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten ab Anfang Jänner. Diese wurde durch Gerichte vorläufig ausgesetzt.
Entsprechend hoch ist vergleichsweise die Impfquote in New York: Von den rund 8,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern sind 72 Prozent vollständig geimpft, in den gesamten USA sind es nur rund 61 Prozent. Um ins Theater, in ein Lokal oder ein Fitnessstudio zu gehen, müssen alle über Zwölfjährigen bereits seit Mitte September nachweisen geimpft zu sein.
Sperren auch für unter Zwölfjährige
Anfang Dezember weitete Bürgermeister Bill de Blasio diese Vorschrift auch auf Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren aus. „Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder in dieser Altersgruppe geimpft werden. Eltern, wir brauchen Sie zum Wohle Ihrer Kinder, Ihrer Familie, von uns allen, damit Ihr Kind geimpft wird", erklärte de Blasio am 6. Dezember. „Deshalb werden wir sie in den ‚Key to NYC‘ einbeziehen.“

Diese neue Bestimmung sorgte rund um die Feiertage für Ärger, Tourismus und Lokalbetreibern würde damit erheblicher Schaden zugefügt, lautete die Kritik. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehrerer Restaurants berichteten laut „New York Post“, sie hätten in den vergangenen Tagen Dutzende von Gästen abweisen müssen – und das zu einer Zeit, in der die Branche darum ringt, sich von pandemiebedingten Schließungen und Einschränkungen zu erholen.
De Blasio entgegnete, er wolle auf die Notlage der Gastronomen und Touristiker eingehen, es sei „aber letzten Endes die wichtigste Aufgabe, die Menschen zu schützen“. Ungeimpfte Gäste könnten immer noch im Freien essen – bei Minustemperaturen in der Nacht scheint das allerdings nicht sehr attraktiv.
Mehr Krankenhausaufenthalte von Kindern
Jüngste Meldungen der New Yorker Gesundheitsbehörden scheinen die Entscheidung des Bürgermeisters zu stützen: Seit Anfang des Monats wurde „ein vierfacher Anstieg der Covid-19-Krankenhauseinweisungen bei Kindern unter 18 Jahren festgestellt“. Die Zahl stieg in der Stadt von 22 Hospitalisierten Anfang Dezember auf zuletzt 109. „Wir machen die New Yorker auf diesen rasanten Anstieg der Hospitalisierungen bei Kindern aufmerksam, damit Kinderärzte, Eltern und Erziehungsberechtige sofortige Maßnahmen ergreifen können, um unsere jüngsten New Yorker zu schützen“, sagte die Gesundheitskommissarin des Staates New York, Mary Bassett.

Silvesterparty in kleinerem Rahmen
Eine etwas versöhnliche Nachricht inmitten der Tristesse gibt es allerdings: Von Horrorzahlen wie im Frühjahr 2020, als täglich bis zu 800 Menschen starben, ist die Stadt aktuell sehr weit entfernt. Der Siebentageschnitt liegt aktuell bei 19 – auch das ist aber eine Verdopplung im Vergleich zum Monatsbeginn.
Nicht nehmen lassen will sich New York heuer, im Gegensatz zum Vorjahr, die traditionelle Silvesterparty auf dem Times Square. Die Feier wird auch wieder live in Fernsehen und im Internet übertragen – unter anderem mit dem „Ball Drop“, der Herabsenkung eines leuchtenden Kristallballs an einem Fahnenmast, und Auftritten von zahlreichen Stars. Auf dem Platz selbst wird es im Vergleich zu vor den Pandemiezeiten allerdings ruhiger zugehen: Statt rund 58.000 Menschen sind nur 15.000 erlaubt – es herrscht zudem Masken- und Impfnachweispflicht.