Tote bei Protesten im Sudan

Bei Protesten im Sudan sind vier Demonstranten durch Schüsse von Sicherheitskräften getötet worden. Dutzende weitere seien in Omdurman nahe der Hauptstadt Khartum verletzt worden, berichtete das Zentralkomitee sudanesischer Ärzte gestern.

Zehntausende Demonstranten waren in mehreren Städten des Landes aus Protest gegen den Militärputsch vom 25. Oktober auf die Straße gegangen. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein und sperrten die Brückenverbindungen in die Hauptstadt Khartum. Auch Internetverbindungen wurden blockiert. Polizei und Militär patrouillierten überall in Khartum. Auch aus anderen Städten wurden Proteste gemeldet.

Proteste in Sudan
AP/Marwan Ali

Die Protestierenden in Khartum gelangten bis auf wenige hundert Meter an den Präsidentenpalast heran, das Hauptquartier von Militärchef Abdel Fattah al-Burhan. Dann wurden sie von Soldaten, Polizisten und paramilitärischen Milizen mit Tränengas zurückgedrängt.

Ausgangssperre verhängt

Ähnliche Proteste gab es nach Berichten von Augenzeugen auch in Madani, südlich der Hauptstadt, sowie in den Städten Kassala und Port Sudan. Mit ihren Demonstrationen trotzten die Menschen auch einer Ausgangssperre, die von den Behörden verhängt worden war.

Mobiles Internet abgeschaltet

Bei den andauernden Protesten gegen die Militärjunta in den vergangenen Wochen waren nach Angaben eines Ärztekomitees mindestens 48 Menschen getötet worden. Die Menschen verlangen eine Rückkehr zur zivilen Regierung des Landes. Vor den neuerlichen Demonstrationen waren neue Überwachungskameras an den Demonstrationsrouten in Khartum installiert worden. Die Internetgruppe NetBlocks berichtete, dass seit der Früh auch mobile Internetverbindungen abgeschaltet wurden, über die Aktivisten ihre Aktionen live übertragen und zu Demonstrationen aufrufen.

Zuletzt waren die Nil-Brücken in Khartum am 26. Dezember gesperrt worden, als es Demonstrationen mit Zehntausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern gegeben hatte.

Aktivisten prangerten auch sexuelle Übergriffe auf Frauen bei den Protesten am 19. Dezember an. Damals wurden nach UNO-Angaben mindestens 13 Frauen und Mädchen Opfer von Vergewaltigungen oder Gruppenvergewaltigungen. Die EU und die USA verurteilten den Einsatz sexueller Gewalt „als eine Waffe, um Frauen von Demonstrationen fernzuhalten und ihre Stimmen zum Schweigen zu bringen“.