Kriminaltechniker bei der Brandstelle des Lobau-Camp der Klimaaktivisten
APA/Florian Wieser
Lobau-Protestcamp

Regierung verspricht nach Brand Aufklärung

Im Camp der Aktivistinnen und Aktivisten in der Wiener Lobau ist in der Nacht eine Holzhütte abgebrannt. Verletzt wurde niemand. Im Raum steht aber der Verdacht der Brandstiftung – weshalb auch der Verfassungsschutz ermittelt. Auch aus der Bundesregierung meldeten sich erste Stimmen – und versprachen rasche Aufklärung.

Als erste aus der Ministerriege meldete sich am Freitag Umweltschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). „Wenn sich dieser Verdacht erhärtet, wurde die Gesundheit von jungen Menschen bewusst aufs Spiel gesetzt. Das ist auf das Schärfste zu verurteilen“, so die Ministerin.

Sie sei froh, „dass niemand verletzt wurde, und überzeugt, dass die Behörden nun rasch ermitteln werden“, so Gewessler. „Mir ist wichtig, eines ganz klar zu betonen: Unsere Demokratie lebt von der lebendigen Diskussion und von inhaltlicher Auseinandersetzung. Aber diese führen wir mit Worten und niemals mit Gewalt.“

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne)
APA/Herbert Neubauer
Klimaschutzminister Gewessler verurteilte einen möglichen Brandanschlag „auf das Schärfste“

Ihr Regierungskollege, Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), erklärte kurze Zeit später, der „friedliche Protest ist ein Ausdruck der Meinungsfreiheit und ein Grundpfeiler unseres demokratischen Zusammenlebens“. Der Innenminister versicherte, dass die Ermittlungen „mit Hochdruck“ geführt würden. Involviert ist dabei auch der Verfassungsschutz.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP)
APA/Hans Punz
Innenminister Karner sicherte Ermittlungen unter „Hochdruck“ zu

Aktivisten retteten sich vor Feuer

Genährt wird der Verdacht auf Fremdverschulden durch die Angaben von Personen, die sich zum Zeitpunkt des Feuers im Protestcamp an der Hirschstettner Straße aufgehalten haben. Laut der Polizei berichteten sie von einem Radfahrer und Brandbeschleuniger. Diese Angaben bestätigte auch Lena Schilling vom Jugendrat, Sprecherin von LobauBleibt. Die Initiative fordert einen Baustopp der Lobautobahn und betreibt seit Ende August das Protestcamp auf der Baustelle.

Kriminaltechniker bei der Brandstelle des Lobau-Camp der Klimaaktivisten
APA/Florian Wieser
Die zweistöckige Holzhütte brannte völlig ab

Laut Schilling befanden sich zum Zeitpunkt des Brandes auch Aktivistinnen und Aktivisten in der zweistöckigen Hütte – bei der es sich nicht um die oft fotografierte Holzpyramide im Protestcamp handelt. „Alle sind zum Glück rechtzeitig herausgekommen“, so Schilling. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn alle geschlafen hätten.“ Über das Motiv könne man bisher nur rätseln. „Wer immer dafür verantwortlich ist, muss gewusst haben, dass sich im Witterungsschutz Personen befanden“, so die Sprecherin. „Wir sind schockiert, aber wir werden uns nicht von unserem Ziel abbringen lassen.“

Laut Schilling wurden die Personen in der Hütte sofort auf den Brand aufmerksam und versuchten, ihn mit Feuerlöschern zu bekämpfen. Der Notruf ging bei den Einsatzkräften kurz nach 2.00 Uhr ein. „Da es sich um ein Holzgebäude handelte, stand es schnell in Vollbrand und brach dann zusammen“, berichtete ein Feuerwehrsprecher. Bereits in der Nacht nahmen Brandermittler ihre Arbeit auf – mehr dazu in wien.ORF.at.

Erleichterung und Unterstellungen

Seitens der Wiener Politik zeigte sich Erich Valentin, SPÖ-Gemeinderat und Vorsitzender des Mobilitätsausschusses erleichtert, „dass alle Personen vor Ort unverletzt herausgekommen sind“. Man verurteile jede Form von Gewalt und warte jetzt einmal die Ergebnisse der Untersuchungen ab. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) verwies in einem Statement gegenüber dem ORF-Fernsehen ebenfalls auf die laufenden Ermittlungen – fügte aber hinzu: Der Vorfall sei „auf jeden Fall ein Zeichen, dass ein rechtsfreier Raum in einer Stadt nicht von Vorteil ist“.

Feuer im Camp von Lobau-Aktivisten

Eine zweistöckige Holzhütte im Camp der Lobau-Aktivisten ist in der Nacht auf Freitag abgebrannt. Ein Brandanschlag wird nicht ausgeschlossen. Am Feuer hat sich auch eine hitzige politische Debatte entzündet.

Für den Koalitionspartner der SPÖ in Wien, NEOS, drückte Klimaschutzsprecher Stefan Gara seine Erleichterung darüber aus, dass niemand verletzt worden sei. „Jetzt sind die Ermittlungsbehörden gefordert, rasch die Brandursache herauszufinden“, so der Stadtpolitiker. Auf eine rasche Aufklärung hoffte auch die grüne Stadtpartei. Heidi Sequenz, Sprecherin für Mobilität und Planung, rief „gleichzeitig zu einer Abrüstung der Worte auf“. Angesichts der angespannten Lage rund um den geplanten Bau der Stadtautobahn brauche es einmal mehr Deeskalation.

Ganz anders klang die erste Reaktion der Wiener FPÖ. Verkehrssprecher Anton Mahdalik mutmaßte in einer Aussendung, dass „besoffene oder eingekiffte Baustellenbesetzer die Holzbaracke selber durch eine illegale Feuerstelle beim Vorglühen für Silvester abgefackelt“ haben könnten. Er verwies auf die Kosten der Bauverzögerung und fügte hinzu, ein gutes Jahr würde für ihn mit geräumten Baustellen beginnen.