Menschen in Einkaufsstraße
APA/AFP/Joe Klamar
Lage „nach wie vor ernst

Warten auf weitere CoV-Vorgangsweise

Weil die Omikron-Variante des Coronavirus rasant um sich greift, reagieren immer mehr Länder mit immer neuen Maßnahmen. Diese umfassen zum einen Verschärfungen – aber auch eine Verkürzung der Quarantäne. In Österreich trifft sich am Dienstag die gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination GECKO zu einer neuen Lagebesprechung – am Donnerstag steht dann der nächste Bund-Länder-GECKO-Gipfel auf dem Programm.

Zusammen mit Mitgliedern der Bundesregierung und den Landeshauptleuten werde man die aktuelle Lage besprechen und die Wirksamkeit der bisherigen Maßnahmen evaluieren, wie GECKO am Sonntag per Aussendung mitteilte. Die Regierung habe dem Gremium über die Feiertage mehrere Fragenkomplexe zum weiteren Management der Pandemie übermittelt. Derzeit werde – auch in mehreren Untergruppen – laufend an deren Beantwortung gearbeitet. Im Fokus stehen dabei die Omikron-Variante und ihre Auswirkungen.

Die Coronavirus-Lage in Österreich ist nach Einschätzung des Gremiums jedenfalls „nach wie vor ernst“. Alle Anstrengungen müssten darauf abzielen, die Fallzahlen so niedrig wie möglich zu halten. Beim derzeit gültigen strengen Maßnahmenpaket – u. a. FFP2-Maskenpflicht, Lockdown für Ungeimpfte – würden die Inzidenzen im Land vorerst nur „mäßig“ steigen. Das ist aus Expertensicht allerdings auch notwendig, um Zeit zu gewinnen, „da wegen der Virusvariante Omikron sehr rasche Veränderungen zu erwarten sind“.

Hacker für verkürzte Quarantäne

Auch in Österreich wird angesichts der ansteckenderen Omikron-Variante über eine Lockerung der Quarantäneregeln diskutiert. Mit zu erwartenden Tausenden Neuinfektionen täglich würde die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Krankenstand und in Quarantäne zum Problem. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sprach sich deshalb für eine Verkürzung der Absonderung aus. Das Gesundheitsministerium prüft laut der Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, bereits eine Lockerung.

Aktuell muss man in Österreich nach Kontakt mit einem Omikron-Infizierten zehn Tage in Quarantäne, nach fünf Tagen ist ein Freitesten möglich. Allerdings gelten auch Geimpfte und Genesene als Kontaktperson 1 (K1), müssen also in Absonderung. Das war bei den bisherigen Coronavirus-Varianten nicht der Fall.

Kritik von SPÖ

Die SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner hat bereits zuvor sofortige Beratungen der Regierung mit GECKO eingefordert, um über Maßnahmen zur Verhinderung eines weiteren Lockdowns zu entscheiden. „Eine neue Welle kommt auf uns zu. Nach den Weihnachtsferien, wenn die Schulen wieder öffnen, müssen wir mit fünfstelligen Infektionszahlen rechnen. Dennoch scheint die Bundesregierung diese Welle über die Feiertage zu verschlafen“, forderte sie in einer Stellungnahme gegenüber der APA rasch österreichweit einheitliche Maßnahmen.

Konkret plädiert die SPÖ-Chefin für eine sofortige Umstellung auf Homeoffice, wo immer das möglich sei. Außerdem ist für Rendi-Wagner eine starke Offensive beim Boosterimpfen notwendig: Die dritte Impfung sollte nach drei Monaten verfügbar sein, und als Anreiz sollten noch im Jänner eine 500-Euro-Impfprämie eingeführt und mobile Impfteams des Bundesheeres eingesetzt werden. Gleichzeitig fordert die SPÖ-Vorsitzende – wie zuletzt Molekularbiologe Ulrich Elling – mehr Transparenz bei den GECKO-Beratungen.

„Müssen bremsen, bevor es zu spät ist“

Elling äußerte gegenüber dem „Kurier“ zuletzt zudem die Befürchtung, dass die Politik bei Omikron „wieder viel zu langsam“ reagiert. „Bei der Dynamik, die Omikron entfaltet, müssen wir mehr denn je bremsen, bevor es zu spät ist“, so Elling. „Wir stehen vor der Entscheidung: Bremsen wir die Omikron-Welle jetzt oder bremsen wir sie nicht?“, zitiert die Zeitung Elling.

Ein „Durchlaufenlassen“ der Omikron-Variante wäre Elling zufolge ein Paradigmenwechsel. So wie Elling warnte auch der Epidemiologe Gerald Gartlehner vor möglichen Auswirkungen von Omikron auf Österreichs Spitäler. Er halte es durchaus für möglich, dass das Gesundheitssystem während der Infektionswelle im Jänner und Februar vor große Herausforderungen gestellt wird, wie Gartlehner laut „Presse“ dazu sagte.

Ministerien melden 3.283 Neuinfektionen

Das Gesundheits- und das Innenministerium meldeten am Sonntag 3.283 neu registrierte CoV-Fälle innerhalb der letzten 24 Stunden (Stand 9.30 Uhr). Diese Zahlen meldeten die Bundesländer an den nationalen Krisenstab. Am Sonntag vor einer Woche waren es noch 1.717 Neuinfektionen gewesen.

Während die Gesamtzahl der Krankenhauspatienten um 31 auf 973 Personen gesunken ist, stieg die Zahl der Intensivpatienten um drei Personen auf 325.