Statuen auf dem Platz Prato della Valle in Padua
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Padua und seine Statuen

Kampf um eine Frau neben 78 Männern

78 lebensgroße Statuen stehen auf einem der größten Plätze Europas in Padua – und sie alle stellen Männer aus der Geschichte dar. In der norditalienischen Stadt wird nun heftig darüber gestritten, ob daneben auch eine Frauenstatue aufgestellt werden solle. Einen Vorschlag dafür gibt es bereits, doch die Fronten sind verhärtet.

Zwei der Mitte-links-Stadträte von Padua, Margherita Colonnello und Simone Pillitteri, reichten vergangene Woche im Gemeinderat einen Sonderantrag ein, um eine Frauenstatue auf einem von zwei leeren Sockeln auf dem Platz zu positionieren. Ziel sei es, auch ein historisches Denkmal wie den „Prato della Valle“ (Wiese des Tals), so der Name des Platzes, auch nach den Prinzipien der Geschlechtergleichstellung „zu aktualisieren“, hieß es. Seither spricht die Stadt über nichts anderes mehr.

Die Stadträte schlugen in ihrem Antrag eine der venezianischen Benediktineroblatin und Gelehrten Elena Lucrezia Cornaro Piscopia (1646–1684) gewidmete Figur vor, die in Padua studiert hatte und hier gestorben war. Cornaro Piscopia war weltweit die erste Frau, die einen Doktorgrad erhielt. Sie habe an den Universitäten einen Weg in die Zukunft geebnet, wurde argumentiert.

„Pantheon glorreicher Persönlichkeiten“

Der Leiter der Abteilung für Archäologie, Kunst und Landschaft, Fabrizio Magani, stimmte dem Antrag inzwischen zu: Es sei richtig, Cornaro Piscopia in das „Pantheon der glorreichen venezianischen Persönlichkeiten“ auf dem „Prato della Valle“ aufzunehmen, sagte er im „Corriere della Sera“ (Montag-Ausgabe). Eine Statue von ihr hätte dieselbe Berechtigung, dort zu stehen, wie die anderen Statuen. „Lasst uns die Diskussion eröffnen und die Arbeit einem Bildhauer anvertrauen“, so Magani.

Statue auf dem Platz Prato della Valle in Padua
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„Pantheon der glorreichen venezianischen Persönlichkeiten“

Auch Daniela Mapelli, die erste weibliche Rektorin der Universität Padua, unterstützte den Vorschlag. Geht es nach dem Willen der beiden Stadträte sollen die Arbeiten noch heuer abgeschlossen werden, in dem Jahr also, in dem die Universität Padua ihr 800. Jubiläum feiert. „Das eigentliche Problem ist, dass nicht nur in Padua, sondern in ganz Italien selbst die Namen der Straßen und Plätze eine Kultur widerspiegeln, die der Vergangenheit angehört“, sage Mapelli. Es sei wichtig, das zu ändern.

Nur 148 Frauenstatuen im ganzen Land

Erst unlängst ließ der Verein „Mi Riconosci“ („Du kennst mich“) die weiblichen Statuen und Denkmäler – mit Ausnahme der allegorischen Figuren – in ganz Italien zählen. Das Ergebnis waren nur 148 Statuen, von denen 60 anonyme Frauen wie Widerstandskämpferinnen, Feldarbeiterinnen oder Wäscherinnen darstellten. Auch bei den Straßen- und Platznamen war das Ergebnis nicht besser: Nur acht Prozent sind im ganzen Land weiblichen Figuren gewidmet.

„Unintelligentes Spiel“ mit Denkmälern

Das Projekt fand auch Ablehnung von Universitätsprofessoren und Politikern sowie Bürgerinnen und Bürgern der Stadt – unter anderem auch, weil die beiden leeren Sockel selbst ein fester Bestandteil des historischen Denkmals „Prato della Valle“ sind. Einst von den Statuen zweier Dogen besetzt, wurden diese von den napoleonischen Truppen abgerissen. Carlo Fumian, Universitätsdozent für Zeitgeschichte, etwa kritisierte in der „Repubblica“ (Montag-Ausgabe): „Man kann Denkmäler nicht verschieben, als wären sie aus Lego. Das ist ein gefährliches und unintelligentes Spiel.“

Vorbehalte gegen Cornaro Piscopia gab es außerdem, weil sie bereits mit einer Statue im Palazzo del Bo, dem historischen Sitz der Universität und heute der Juristischen Fakultät, geehrt wird. „Wir haben ihre Statue bereits in unserer Universität, und das ist ihr Zuhause. Für den ‚Prato della Valle‘ muss man nicht unbedingt an sie denken“, hieß es.

Statuen auf dem Platz Prato della Valle in Padua
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In zwei Ringen stehen 78 lebensgroße Statuen von Männern, die eine Verbindung zur Geschichte Paduas haben

Europas drittgrößter Platz

Der „Prato della Valle“ ist mit rund 90.000 Quadratmetern der drittgrößte innerstädtische Platz Europas – nach dem Roten Platz in Moskau und dem Place de la Concorde in Paris. Er besteht aus einer elliptischen Form mit zwei durch einen Kanal getrennten Reihen von 78 Statuen und einer Insel in der Mitte. Die Statuen wurden zwischen 1775 und 1838 aufgestellt. Nach der Besetzung Paduas 1797 durch die napoleonische Armee wurden sechs Statuen venezianischer Dogen von französischen Soldaten zerstört. Die Sockel blieben seither leer oder wurden mit Obelisken bestückt.

Zu den Statuen von Persönlichkeiten mit Verbindung zu Padua gehört eine Skulptur des legendären trojanischen Stadtgründers Antenor. Auch Statuen von Dante Alighieri, Francesco Petrarca, Torquato Tasso sowie Giotto, Michele Savonarola und Galileo Galilei sind zu sehen. Die einzige weibliche Darstellung ist eine Büste der Dichterin Gaspara Stampa am Fuß der Statue des Bildhauers Andrea Briosco. 1782 und 1834 wurden einige Statuen durch Hagelstürme und im Ersten Weltkrieg durch Soldaten beschädigt. Sie wurden 1895 und 1921 restauriert oder gänzlich neu erstellt.