Medizinisches Personal mit einer PCR-Test-Probe in der Hand.
Reuters/Leonhard Foeger
Vor CoV-Gipfel

Omikron voll angekommen

„Wir müssen Omikron abbremsen und das Land am Laufen halten“, twitterte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Mittwoch. Darüber berät zur Stunde die Regierung mit Landeshauptleuten und der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (GECKO). Das Abbremsen der Omikron-Welle wird angesichts der rasant steigenden Neuinfektionen schwierig.

Die GECKO-Spitze, Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, und Generalmajor Rudolf Striedinger präsentieren bei dem Treffen am Donnerstag Vorschläge, wie lebenswichtige Bereiche am Laufen gehalten werden können. Im Mittelpunkt steht dabei offenbar eine Verkürzung der Quarantänedauer. „Es muss vermieden werden, dass lebenswichtigen Bereichen, wie etwa der Gesundheits-, der Lebensmittel- oder auch der Energieversorgung, Personal durch hohe Infektions- und K1-Zahlen entzogen wird“, hieß es in einer GECKO-Stellungnahme.

Zuletzt hat sich bereits abgezeichnet, dass es unter anderem um eine Änderung der Quarantäneregeln – also konkret um eine Verkürzung – gehen wird, nicht aber um Maßnahmen wie einen neuerlichen harten Lockdown. Sowohl aus den Ländern als auch aus der Wirtschaftskammer mehrten sich die Rufe nach einer Lockerung der Quarantäneregeln für Kontaktpersonen, damit aufgrund eines massenhaften Ausfalls an Arbeitskräften nicht das ganze Land stillsteht.

Anpassung der Quarantäneregeln gefordert

Eine Verkürzung der Quarantäne forderte im Vorfeld des CoV-Gipfels auch NEOS-Obfrau Beate Meinl-Reisinger. Zugleich warf die Parteichefin der Regierung „Planlosigkeit“ vor. „Der Krisenstab GECKO hat definitiv nicht dazu geführt, dass die Kommunikation transparenter wird.“

Die neun Landesärztekammer-Präsidenten forderten ebenfalls eine schnelle Anpassung der Quarantäneregeln. Dreifach geimpfte Menschen müssten als K2-Kontaktpersonen gelten, zudem sollte eine verhängte Quarantäne bei Symptomlosigkeit nach fünf Tagen enden, hieß es. Viele Daten, die bei der Omikron-Variante einen guten Impfschutz für dreifach Geimpfte sowie ein allgemein leicht geringeres Risiko eines schweren Verlaufes zeigen, würden diese Anpassungen vertretbar machen.

Es sei klar, dass eine Lockerung der Quarantäneregeln eine gewisse Gratwanderung bedeute, meinten die Ärztevertreter. Aber es gebe keine andere realistische Route: „Sonst stehen wir bald vor einem weiteren Lockdown – diesmal aber nicht, weil er medizinisch und epidemiologisch alternativlos ist, sondern weil zu viele Menschen gleichzeitig in Quarantäne bleiben müssen und damit das öffentliche Leben zusammenbricht.“

Maske auch im Freien

Abstand halten, Händehygiene und vor allem das Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen seien bei der infektiöseren Omikron-Variante „von höchster Wichtigkeit“, erinnerten die Ärztevertreter außerdem. Mückstein riet angesichts der Ausbreitung von Omikron, auch im Freien Maske zu tragen, „wenn sich der 2m-Abstand nicht ausgeht“. Korrekt getragene FFP2-Masken reduzieren laut einem Bericht der Schweizer wissenschaftlichen Taskforce das Ansteckungsrisiko um das 70-Fache.

Für den Salzburger Virologen Richard Greil sind harte Sofortmaßnahmen hingegen unabdingbar. Dass GECKO den Fokus derzeit auf kürzere Quarantänezeiten lege, ist für ihn eindeutig zu wenig – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sprach sich gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ (Donnerstag-Ausgabe) unterdessen klar gegen einen neuerlichen Lockdown aus. Spekulationen oder Forderungen in diese Richtung seien „kontraproduktiv“, spielte er auf den Kitzbüheler Tourismusvereinsobmann Christian Harisch an, der am Mittwoch einen solchen ins Spiel gebracht hatte.

Großteil der Neuinfektionen aus Wien

Am Mittwoch wurden vom Sozial- und Innenministerium mit mehreren Stunden Verspätung 9.761 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet – eine Zunahme von über 77 Prozent im Vergleich zum Vortag. Der Großteil der Neuinfektionen kam aus Wien mit über 3.000 neuen Fällen, gefolgt von Salzburg und Tirol. Der Wiener Gesundheitsverbund hält die Omikron-Welle für bewältigbar. Sie sei nicht unerwartet gekommen – mehr dazu in wien.ORF.at.

Die 10.000er-Marke hat das Covid-Prognosekonsortium erst in einer Woche erwartet. Am Mittwoch hatte das Gremium in seiner Prognose gemeint, im schlimmsten Fall könnte es über 17.000 neue CoV-Fälle binnen eines Tages geben. Der bisherige Rekord wurde am 19. November 2021 mit 15.809 Neuinfektionen erreicht.

3.000er-Inzidenzen in Tirol möglich

Auch die von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) genannte 7-Tage-Inzidenz machte einen großen Sprung auf 375,3 (Stand: Mittwoch, 14 Uhr). Das Prognosekonsortium hält vor allem für Tirol einen deutlichen Anstieg der 7-Tage-Inzidenz auch auf Werte jenseits der 3.000er-Grenze für möglich – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Nach der Bewertung der CoV-Kommission vom Mittwoch bleibt die Risikolage für ganz Österreich bei sehr hohem Risiko. Einzig die Bundesländer Burgenland, Kärnten und die Steiermark werden mit einem hohen Risiko eingestuft. Ausschlaggebend für die Bewertung ist die Risikozahl, die neben den Neuinfektionen auch Alter der Betroffenen und Impfstatus berücksichtigt. Die größte Risikozahl wies Tirol mit 486,1 auf, gefolgt von Salzburg mit 252,7 und Wien mit 196,6. Das niedrigste Risiko bestand mit einem Wert von 78,1 in der Steiermark.

Geringerer Anstieg bei ICU-Auslastung erwartet

Auch wenn es eine Unsicherheit bei den tatsächlichen Hospitalisierungsraten in Österreich gebe, weil laut CoV-Ampelkommission eine Datenverknüpfung von Spitalsaufnahmedaten und dem epidemiologischen Meldesystem fehlt, rechnet die Kommission trotz steigender Zahlen nicht mit einem starken Anstieg der Auslastung in der Intensivmedizin.

Auch GECKO geht zwar von einem höheren Infektionsrisiko mit Omikron, aber milderen Verläufen aus. Es sei deutlich sichtbar, dass die Auslastung der Intensivbetten bei Weitem nicht im gleichen Ausmaß wie die Infektionszahlen steige. Für dreifach Geimpfte liege die Schutzwirkung gegen eine Hospitalisierung beinahe bei 90 Prozent.