Personal in Schutzanzügen in Xi’an
Reuters/China Daily
Berichte über Fehlgeburt

Zorn über strikte CoV-Maßnahmen in China

In der chinesischen Stadt Xi’an häufen sich Beschwerden von Menschen, die wegen der strengen CoV-Beschränkungen keine medizinische Hilfe im Notfall erhalten haben sollen. Zuletzt sorgten Meldungen über eine Fehlgeburt wegen eines abgelaufenen Coronavirus-Tests für Empörung. Chinas strikte Null-Covid-19-Strategie wird aber dennoch weiter ausgedehnt.

Obwohl die Zahl der Infektionsfälle in China im Vergleich zu anderen Ländern immer noch verschwindend gering ist, gehen die Behörden rigoros gegen neue Ausbrüche vor. Streng kontrollierte regionale Lockdowns, Massentests und Reisebeschränkungen gehören derzeit in vielen Gebieten zum Alltag. Die Behörden wollen das Virus unbedingt eindämmen, bevor im Februar die Olympischen Winterspiele in Peking beginnen.

Zuletzt wurde die zentrale Provinz Henan in den Fokus genommen, nachdem Donnerstag 64 lokal übertragene Ansteckungen mit Krankheitssymptomen gemeldet wurden. So beschränkte die Stadt Xuchang die Bewegungsfreiheit der Bürger auf das Minimum und ordnete Massentests für die mehr als vier Millionen Einwohner an. Der Bezirk Gushi mit einer Million Einwohnern wurde faktisch abgeriegelt, nachdem ein symptomatischer und ein asymptomatischer Infektionsfall festgestellt worden waren. In den Städten Hebi und Kaifeng wurden Kultur- und Unterhaltungseinrichtungen sogar ohne Nachweis einer Neuinfektion geschlossen.

Weder aus noch ein in Xi’an

Das Hauptaugenmerk liegt aber seit einigen Wochen schon auf der Provinz Shaanxi. Ihre Hauptstadt Xi’an ist seit mehr als zwei Wochen abgeriegelt, nachdem hier der größte Ausbruch in China seit dem Lockdown in Wuhan Anfang 2020 gemeldet wurde.

Die Menschen in der Millionenmetropole dürfen nur noch in absoluten Ausnahmefällen vor die Tür. Das öffentliche Leben wurde weitestgehend heruntergefahren. Auch der Flugverkehr wurde inzwischen eingestellt. Viele Bewohnerinnen und Bewohner hatten zuletzt beklagt, dass sie nur unzureichend mit Lebensmitteln versorgt und ihnen der Zugang zu den wichtigsten Dingen des Alltagsbedarfs verwehrt würde.

Nun wurden auch Berichte öffentlich, dass mehreren Menschen wegen der CoV-Maßnahmen medizinische Hilfe verwehrt wurde. So soll eine Frau in Xi’an eine Fehlgeburt erlitten haben, weil ihr wegen eines abgelaufenen Coronavirus-Tests die Behandlung verweigert worden war. Bekannt wurde der Fall der im achten Monat Schwangeren durch einen Onlinepost von ihrer Nichte Anfang Jänner. Demnach wurde der Frau wegen des fehlenden gültigen Tests zwei Stunden lang der Zutritt zum Gaoxin-Krankenhaus verweigert. Ein im Internet veröffentlichtes Foto zeigte sie auf einem Plastikhocker sitzend, umgeben von einer Blutlache.

Entschuldigung von Behörden

Die Nachricht wurde später aus den Onlinediensten gelöscht. Ihr Inhalt ließ sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen. Die Stadtverwaltung von Xi’an kündigte am Donnerstag jedoch auf WeChat die Suspendierung des Krankenhausdirektors sowie weiterer Verantwortlicher an und leitete eine Untersuchung ein. Bereits am Mittwoch hatten Beamte die Einrichtung von Schnellzugängen zu Krankenhäusern für Schwangere oder Patienten in kritischem Zustand angekündigt.

Der Leiter der Gesundheitskommission von Xi’an, Liu Shunzhi, bat für den Vorfall öffentlich um Entschuldigung. Das Krankenhaus wurde nach Angaben der Stadtverwaltung zudem angewiesen, „versteckte Gefahren in seinen Arbeitsabläufen zu beseitigen“.

Freiwillige in Schutzanzügen kochen für Menschen in Quarantäne in Xi’an
AP/Xinhua/Zhang Bowen
Freiwillige kochen für Menschen in Quarantäne in Xi’an: Es gab Berichte über mangelnde Versorgung im Lockdown.

Kein Einzelfall

Die Fehlgeburt war offenbar nicht der einzige tragische Fall im Zusammenhang mit den CoV-Beschränkungen. Eine weitere Frau berichtete in den Onlinenetzwerken ebenfalls, dass sie ihr Kind verloren habe, nachdem sie von mehreren Krankenhäusern abgewiesen worden sei.

Eine weitere Einwohnerin von Xi’an machte am Donnerstag zudem online auf das Schicksal ihres Vaters aufmerksam. Dieser war laut dem Posting nach einem Herzinfarkt „aufgrund der Pandemie-Vorschriften“ in keiner Klinik aufgenommen worden – bis ihm nicht mehr geholfen werden konnte. Sie sei acht Stunden lang von einem Krankenhaus zum anderen gefahren, während ihr 61-jähriger Vater über Schmerzen in der Brust klagte, berichtete sie. Nachdem er endlich von einem Krankenhaus aufgenommen worden war, „sagte der Arzt, dass wir zu lange gewartet hätten“. Ihr Bericht wurde laut der Nachrichtenagentur AFP 500 Millionen Mal angeklickt.