WHO warnt vor Einstufung der Omikron-Variante als „mild“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat davor gewarnt, die Omikron-Variante des Coronavirus als „mild“ einzustufen. „Genau wie vorangegangene Varianten müssen Menschen wegen Omikron ins Spital, und es tötet Menschen“, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus gestern in Genf.

Auch wenn Omikron offenbar meist zu weniger schweren Krankheitsverläufen führe als die bisher vorherrschende Delta-Variante, dürfe die Variante deshalb nicht als „mild“ eingestuft werden. Die Welle an Neuinfektionen durch die Omikron-Variante sei „so riesig und schnell“, dass sie weltweit zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führe, warnte Tedros.

9,5 Mio. Fälle in einer Woche

Laut WHO wurden in der vergangenen Woche weltweit knapp 9,5 Millionen Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet, 71 Prozent mehr als in der Vorwoche und ein neuer Höchststand. Die tatsächliche Zahl liege wegen des mit den Feiertagen verbundenen Rückgangs an Tests vermutlich noch deutlich höher, sagte der WHO-Direktor.

Die Zahlen beziehen sich auf die Woche vom 27. Dezember bis 2. Jänner. In diesen sieben Tagen rund um den Jahreswechsel wurden weltweit auch 41.000 neue Todesfälle gemeldet. Insgesamt wurden seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren etwa 289 Millionen CoV-Infektionen und 5,4 Millionen Todesopfer registriert. In Nord- und Südamerika verdoppelte sich die Zahl der Neuinfektionen binnen dieser einzigen Woche. In Europa betrug der Anstieg 65 Prozent.

Appell zu mehr Impfgerechtigkeit

Der WHO-Chef prangerte erneut das Vorgehen reicher Länder an, die einen Großteil der verfügbaren CoV-Impfdosen für sich in Anspruch genommen hätten. Ein solches Handeln schaffe einen idealen Nährboden für die Entstehung neuer Virusvarianten in Ländern mit einem schlechteren Zugang zu Impfdosen, warnte Tedros.

Die WHO hatte sich zum Ziel gesetzt, dass bis Ende September 2021 zehn Prozent der Bevölkerung in jedem Mitgliedsland geimpft sein sollten, bis Ende Dezember 2021 sollten es sogar 40 Prozent sein. Dieses Ziel verfehlten 92 der 194 Mitgliedsstaaten der WHO – 36 Länder haben noch nicht einmal zehn Prozent ihrer Bürger geimpft.

Weitere Varianten wahrscheinlich

Die WHO-Expertin Maria Van Kerkhove betonte, es sei „sehr unwahrscheinlich“, dass Omikron die letzte Variante vor dem Ende der Pandemie sein werde. Angesichts der erhöhten Ansteckungsgefahr durch die Variante rief sie die Menschen auf, die Hygienemaßnahmen besser zu befolgen: „Tun Sie alles, was wir Ihnen raten, besser, umfassender und gezielter.“

Jeder Einzelne und jede Einzelne könne dazu beitragen, die Infektionszahlen zu senken, sagte Maria van Kerkhove. Dazu gehörten: Abstand halten von Menschen außerhalb des eigenen Haushalts, gut sitzende Masken korrekt über Nase und Mund tragen – nicht unter der Nase oder am Kinn – und sich möglichst in gut gelüfteten Räumen aufhalten. „Meiden sie überfüllte Orte“, sagte van Kerkhove. Gleichzeitig mahnte sie, nicht in Panik zu verfallen. „Geben Sie nicht auf, wir werden diese Pandemie gemeinsam überwinden.“