Kunden eines Modegeschäfts bei einer 2G-Kontrolle
APA/Robert Jaeger
2-G-Kontrollen im Handel

Ruhiger Start und offene Fragen

Seit Dienstag muss der Handel die Einhaltung der 2-G-Regel in den Geschäften kontrollieren. Einzelhändler sind verpflichtet, von Kundinnen und Kunden einen Nachweis der Impfung oder Genesung zu verlangen – spätestens an der Kassa. Da und dort gab es noch Anlaufschwierigkeiten, insgesamt verlief der Start aber ruhig.

Die Regel gilt auch in Dienstleistungsbetrieben. Viele Händler, insbesondere Einkaufszentren, setzten für die Kontrollen Stempel, Schleusen und teils auch Securitys ein. Beim Shoppingcenter Passage Linz etwa konnte man sich am Haupteingang nach Vorlage des Impfnachweises und eines Ausweises einen Stempel auf die Hand holen. Dieses freiwillige Angebot soll ermöglichen, dass man in den einzelnen Shops nicht mehr seine Dokumente vorweisen muss.

Ob Stempel oder Armbänder von der Verordnung gedeckt sind, blieb am Dienstag zunächst offen, eine entsprechende APA-Anfrage seitens des Gesundheitsministeriums unbeantwortet. In der Verordnung selbst heißt es: „Betreiber haben dafür Sorge zu tragen, dass eine Kontrolle des 2-G-Nachweises von Kunden in Kundenbereichen von Betriebsstätten zum Zweck des Erwerbs von Waren oder der Inanspruchnahme von Dienstleistungen möglichst beim Einlass, jedenfalls aber beim Erwerb von Waren oder der Inanspruchnahme der Dienstleistung erfolgt.“

Start für 2-G-Kontrolle im Handel

Seit Dienstag muss der Handel den 2-G-Nachweis der Kundschaft kontrollieren. Dieser muss spätestens an der Kasse vorgezeigt werden, ansonsten drohen Strafen oder die Sperre des Geschäfts.

„Sind nicht die Polizei“

Die Kontrollpflicht betrifft nur Händler, bei denen Ungeimpfte seit der vierten CoV-Welle nicht mehr einkaufen dürfen. Für Ungeimpfte gilt nach wie vor ein Lockdown, sie dürfen sich nur Produkte des täglichen Bedarfs, etwa in Supermärkten und Drogerieketten, besorgen.

Der Handel fühlt sich allerdings nicht dafür zuständig, gefälschte Impfpässe oder Genesungsbescheide aufzudecken. „Wir werden uns bestmöglich bemühen, aber wir sind nicht die Polizei“, stellte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik bereits mehrfach klar. Am Nachmittag beriet er sich dazu auch im Innenministerium. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) kündigte bereits an, mit Bereitschaftseinheiten sowie Polizistinnen und Polizisten in Zivil die neuen Regeln zu kontrollieren. Händler, die den 2-G-Nachweis nicht kontrollieren, riskieren laut Gesundheitsministerium Strafen von bis zu 3.600 Euro.

Offene Fragen „technischer Art“

Nach dem Austausch mit dem Innenministerium sagte Trefelik, dass auch seitens der Polizei noch Unklarheiten zur Verordnung bestünden. Diese „Fragen technischer Art“ sollen nun mit dem Verordnungsgeber, also dem Gesundheitsministerium, geklärt werden. Trefelik appellierte, dass es bis dahin keine Strafen geben dürfe. Denn da bei Verstößen gegen die CoV-Verordnungen auch ein Entzug der Coronahilfen drohe, sei das für die Betriebe ein großes Risiko. Ungeklärt sei, so Trefelik, etwa ob Stempel erlaubt sind und wenn ja, wie die Haftungsfragen des Stempelausgebers aussehen.

Belastungsprobe erst gegen Wochenende hin

„Im Großen und Ganzen sind die 2-G-Kontrollen gut verlaufen“, bilanziert Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. Er sprach allerdings von einer niedrigen Frequenz, die den Start erleichterte, aber natürlich nachteilig für die Umsatzentwicklung der Händler sei. „Ab und zu gab es einzelne verärgerte Kundinnen und Kunden, die den Ausweis ‚vergessen‘ haben“, so Will. Eine richtige Belastungsprobe würden erst die stärkeren Einkaufstage hin zum Wochenende sein.

Auf offene Details verwies auch Will beim Treffen im Innenministerium, wie den Umgang mit fremdsprachigen Impfnachweisen sowie mit Click & Collect, wo kein 2-G-Nachweis erforderlich ist. Der Handelsverband appellierte an die Bevölkerung, den heimischen Handel und die Mitarbeiter bei der Umsetzung zu unterstützen, indem man weiterhin unaufgeregt seine Besorgungen erledigt.

Kärntner Polizei half bei Kontrollen

In Kärnten unterstützte die Polizei die Händlerinnen und Händler bereits. Wie Villachs Polizeichef Erich Londer sagte, habe man bisher insgesamt 200 Kontrollen durchgeführt: „Dabei gab es eine Anzeige, weil ein Mitarbeiter keinen Nachweis vorlegen konnte.“ Man werde ab nun täglich derartige Kontrollen durchführen, kündigte Londer an. Dabei würden stets sowohl Kundinnen und Kunden als auch die Belegschaften überprüft. Generell nahmen die Menschen am Dienstag die Regeln und Einschränkungen gelassen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Unterdessen erhoffte sich Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) abermals, durch die Kontrollen auch die Impfpflicht erhöhen und einen Lockdown bzw. im schlimmsten Falle einen „Shutdown“, bei dem so gut wie alles geschlossen sei, verhindern zu können. Ausgeschlossen sei nichts. Dem schloss sich Trefelik an, der im Ö1-Journal die Kontrollen prinzipiell befürwortete: Alles sei besser als ein Lockdown. Überdies muss jetzt auch im Freien eine FFP2-Maske getragen werden, wenn nicht mindestens zwei Meter Abstand eingehalten werden können.

Berichte über reibungslosen Start in Niederösterreich

Bald gab es am Dienstag erste Bilanzen zu den Kontrollen, etwa aus Niederösterreich. Zu längeren Warteschlangen kam es – auch aufgrund des vielerorts überschaubaren Kundenandrangs am Dienstagvormittag – nicht, wie Lokalaugenscheine der APA in mehreren niederösterreichischen Bezirkshauptstädten zeigten.

Hinweisschild zu den neuen Coronavorschriften im Handel
APA/Barbara Gindl
Nicht bloß einen 2-G-Nachweis, sondern auch einen Lichtbildausweis benötigt man zum Shoppen

Besucherinnen und Besucher in etlichen Shoppingcentern konnten sich freiwillig einen Stempel auf dem Handrücken als 2-G-Nachweis holen, um nicht in jedem einzelnen Shop kontrolliert zu werden. Anderswo wurden Kundinnen und Kunden dagegen jeweils in den Geschäften überprüft.

Eintritt nur mit Lichtbildausweis

Darauf wurde auch per Aushang an mehreren Eingängen aufmerksam gemacht. Kundinnen und Kunden wurden gebeten, beim Betreten den 2-G-Nachweis und einen Lichtbildausweis herzuzeigen. In manchen Einkaufszentren wurde ein QR-Code-Lesegerät verwendet, teilweise wurde nur auf die Anzahl der erhaltenen Impfungen im „Grünen Pass“ geachtet. Manche Handelsketten kontrollierten erst bei der Kassa. Beschwerden oder Probleme gab es laut Lokalaugenschein nicht. Die Polizei überprüfte stichprobenartig, unter anderem in St. Pölten – mehr dazu in noe.ORF.at.

In Oberösterreich funktionierte die Einhaltung der 2-G-Regel zwar relativ gut, aber große Teile der Kundschaft fehlten – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Teils Securitys in Wien

Die Methoden in Wien gestalteten sich höchst unterschiedlich. Man setzte auf Stempel, Schleusen und Securitys. Der Andrang auf Österreichs größter Einkaufsmeile, der Mariahilfer Straße, und im nahe gelegenen Einkaufszentrum im Westbahnhof hielt sich in Grenzen. Das dürfte der Uhrzeit geschuldet sein, aber wohl auch den fehlenden Touristinnen und Touristen.

Hinweisschild zu den neuen Coronavorschriften im Handel
APA/Barbara Gindl
Die FFP2-Maskenpflicht gilt auch draußen, wenn der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann

Viele Geschäfte, insbesondere große Ketten, kontrollierten den 2-G-Nachweis bereits am Eingang. Bei einem Elektronikgeschäft setzt man zusätzlich auf Absperrbänder. Damit ist sofort klar, dass es sich hier um eine Art Eingangsschleuse handelt. Noch eindeutiger bei einer Buchhandelskette: Dort wurden Securitys in gelben Warnwesten engagiert, um die 2-G-Kontrollen durchzuführen.

Während die Kontrollpflicht im Handel weitgehend bekannt sein dürfte, ist das Wissen um die ebenfalls seit Dienstag geltende Maskenpflicht im Freien in Wien offenbar noch eher dürftig. Am Dienstag waren viele Passantinnen und Passanten auf der Mariahilfer Straße ohne entsprechenden Schutz unterwegs, auch wenn der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden konnte – mehr dazu in wien.ORF.at.

„Von Kunden viel Verständnis“

Anders als in Wien wurde aus der Steiermark über keine eigenen Security-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter berichtet. Die Kontrollen dürften vorwiegend von den Angestellten durchgeführt werden. In größeren Kaufhäusern der Steiermark scheint man zudem eher auf stichprobenartige Kontrollen auf der Fläche zu setzen.

„Es gibt von den Kunden viel Verständnis“, sagte dieser am Dienstag zur APA, doch man könne es auch nicht allen recht machen: „Einzelne wollen noch mehr Kontrollen, andere wollen die 2-G-Regel bekämpfen“, meinte er. Vielerorts entstand der Eindruck, die Kontrollen seien bereits Routine, doch ganz ohne Kritik lief der Start zur Kontrollpflicht nicht ab – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Gute Erfahrungen in Salzburg

Das Bundesland Salzburg hat bereits etwas Übung. Dort muss seit dem 3. Jänner im Handel ein 2-G-Nachweis erbracht werden. „Ja, es gab am Anfang einen Aufschrei der Händler“, räumte der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg, Peter Buchmüller, auf Nachfrage ein. "Aber die, die das aufregt, sind in der Minderheit.

In der Praxis dürfte sich der Kontrollaufwand als überschaubar herausgestellt haben." Sinnvoll sei, dass die 2-G-Regel nun für ganz Österreich gelte. „Und wenn in der Gastronomie kontrolliert wird, kann auch der Handel seinen Teil dazu beitragen“, sagte Buchmüller – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Ruhiger Start in Vorarlberg und im Burgenland

In Vorarlbergs größtem Einkaufszentrum, dem Messepark in Dornbirn, liefen die 2-G-Kontrollen ebenfalls ruhig an. Laut Berichten wurden die Kontrollen penibel und mit einer gewissen Schicksalsergebenheit meist vom Verkaufspersonal selbst durchgeführt. Nur wenige Kundinnen und Kunden mussten abgewiesen werden. Bei manchen Geschäften waren Eingänge teilweise abgesperrt oder verstellt, um die Kontrollen zu erleichtern – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Ein ähnliches Stimmungsbild ergab sich ganz im Osten. In der Fußgängerzone in Eisenstadt wurde vielerorts bereits mit einem Schild darauf hingewiesen, den 2-G-Nachweis ohne Aufforderung herzuzeigen. „Dies spart allen Beteiligten Zeit“, so Andrea Gottweis, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Burgenland. Sie kritisierte, dass die entsprechende Verordnung für die Kontrollen erst am Vorabend veröffentlicht wurde: „Durch die mehrheitlich kleine Struktur des burgenländischen Handels wird die Kontrolle aber bewältigbar sein“ – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

„Gemeinsame Kraftanstrengung“

Simon Franzoi, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Tirol, bezeichnete die Kontrollen indes als „in Wahrheit alternativlos“. Nun brauche es eine „gemeinsame Kraftanstrengung“. Es gelinge schließlich nur „durch Solidarität“, den Handel „als einen sicheren Ort zu positionieren“. Dass das Einkaufen „kein Infektionstreiber“ sei, sei erwiesen.

Nun gelte es, „mit aller Anstrengung, Kraft und Mehraufwand einen neuerlichen Lockdown zu verhindern“, unterstrich Franzoi. Man trage die Maßnahmen selbstverständlich mit, der Handel dürfe aber jetzt „selbst bei hohen Zahlen nicht mehr geschlossen werden“, forderte er mit Verweis auf das Nachbarland Deutschland, das schon seit Längerem 2-G-Kontrollen durchführt.