Johnson gestand ein, an der Gartenparty etwa 25 Minuten lang teilgenommen zu haben. Zugleich sagte der Konservative, er sei damals von einem Arbeitstreffen gemäß den geltenden Pandemieregeln ausgegangen. „Wir haben manches einfach nicht richtig gemacht, und dafür muss ich die Verantwortung übernehmen“, sagte Johnson im Zuge seiner etwa 45-minütigen Rede im Parlament.
Millionen von Britinnen und Briten hätten während des ersten Lockdowns im Jahr 2020 „außergewöhnliche Opfer“ gebracht, so Johnson. Die Enthüllungen über die Gartenparty mit Dutzenden Gästen hatte Johnsons Regierung in den vergangenen Tagen heftig unter Druck gesetzt. Damals befand sich das Land im strikten Lockdown, und selbst Treffen von mehr als zwei Menschen im Freien waren verboten.
Labour: „Beleidigung für britische Öffentlichkeit“
Die Opposition reagierte mit Gelächter auf die Ausführungen Johnsons: Labour-Chef Keir Starmer forderte Johnson zum Rücktritt auf – er sei ein Mann ohne Scham. „Die Party ist vorbei, Premierminister“, sagte Starmer. Es stelle sich nur die Frage, ob das britische Volk ihn aus dem Amt werfe, seine Partei oder ob er das einzig Anständige tue und zurücktrete.
Johnson entschuldigt sich nach Gartenparty
Der britische Premierminister Boris Johnson hat den Besuch einer Gartenparty am Regierungssitz in der Downing Street während des Lockdowns im Mai 2020 zugegeben. Er entschuldigte sich vor den Abgeordneten in London „von Herzen“ und sagte, er übernehme die Verantwortung für die „Fehler“, die gemacht wurden. Die Opposition gab sich damit aber nicht zufrieden und forderte bei einer tumultartigen Sitzung mehrmals lautstark seinen Rücktritt.
„Seine Angabe, wonach er nicht gewusst haben will, auf einer Party zu sein, ist so lächerlich, dass es eine Beleidigung für die britische Öffentlichkeit ist“, so Labour-Chef Starmer. Er warf Johnson vor, „wie gedruckt zu lügen“. Auch von Vertretern anderer Oppositionsparteien wie der Schottischen Nationalpartei (SNP) kamen Rücktrittsaufforderungen, die von Johnson allesamt zurückgewiesen wurden – er verwies auf eine entsprechende Frage darauf, dass er das Ergebnis der offiziellen Untersuchungen zur Party abwarten wolle.
Privatsekretär schickte Einladung an hundert Personen
Medienberichten zufolge erhielten mehr als hundert Gäste von Johnsons Privatsekretär eine Einladung zu der Gartenparty am 20. Mai 2020, darunter auch der Premierminister und seine heutige Frau Carrie. „Bringt Euren eigenen Alkohol mit“, hieß es in der E-Mail. Rund 40 Regierungsmitarbeiter folgten der Einladung. Der Sprecher Johnsons gab am Mittwoch an, dass der Premier die entsprechende E-Mail nicht gekannt habe.
Die Londoner Polizei hatte am Dienstag erklärt, sie prüfe mögliche Verstöße gegen die Lockdown-Vorschriften am Regierungssitz. Johnsons Regierung war bereits mehrfach wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die selbst verordneten Pandemieregeln in der Öffentlichkeit und auch in den eigenen Reihen schwer in die Kritik geraten.
Unmut in eigener Partei wächst
Wichtig ist für den Premier nun, ob seine eigene Konservative Partei ihn stützt – oder fallen lässt. Beobachterinnen und Beobachter beschrieben die Lage Johnsons am Mittwoch als düster. Zwar verkniffen sich auch Tory-Hinterbänkler bei der Fragestunde Kritik am Premier, doch stellte sich auch keiner demonstrativ hinter ihn. Wohl nicht zufällig blieb der als möglicher Nachfolger Johnsons gehandelte Finanzminister Rishi Sunak der Fragestunde fern. Medien berichteten, die Stimmung unter den Torys sei katastrophal.
Die Entschuldigung Johnsons halten Medienberichten zufolge indes nur wenige Abgeordnete seiner Partei für ausreichend. „Wir wissen nun, dass der Premierminister 25 Minuten bei etwas verbracht hat, das eindeutig eine Party war. Das bedeutet, dass er das Parlament getäuscht hat“, sagte der Tory-Parlamentarier Roger Gale am Mittwoch der BBC. Johnson sei ein „dead man walking“, ein Premier auf Abruf. Der Chef der schottischen Konservativen, Douglas Ross, forderte Johnson zum Rücktritt auf.
Die öffentliche Meinung hat sich längst gegen den Premier gedreht. In den sozialen Netzwerken häufte sich schnell der Spott darüber, dass Johnson eine Party selbst dann nicht von einem Arbeitstreffen unterscheiden könne, wenn er selbst dabei sei.