EU-Kommission verteidigt „grünes Label“ für Atomkraft

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den Plan verteidigt, Atomkraft und Gas als umweltfreundlich zu kennzeichnen. „Wir werden sie brauchen, solange es nicht genügend erneuerbare Energien gibt“, sagte von der Leyen in einem Interview der „Zeit“ (Donnerstag-Ausgabe). Sie stehe mit voller Überzeugung hinter dem Vorschlag, Gas und Atomkraft in die Taxonomie aufzunehmen.

Mit der Taxonomie will die EU-Kommission festlegen, welche Geldanlagen als klimafreundlich gelten sollen, um die Klimawende voranzubringen. Von der Leyen sagte, dass die Meinungen der Mitgliedstaaten über Erdgas und Nuklearenergie auseinandergingen.

Verweis auf strenge Auflagen

Allerdings erkenne der Vorschlag nur Gaskraftwerke an, die sehr strenge Regeln befolgen, sowie Kernkraftwerke mit modernster Technologie und einem Plan, um den Atommüll zu verringern. Anleger könnten zudem klar erkennen, ob ein umweltfreundliches Finanzprodukt Atomkraft oder Gas enthalte, sagte von der Leyen.

Umweltschützer haben den Entwurf trotz der Auflagen scharf kritisiert – angesichts der ungelösten Frage der Endlagerung radioaktiver Abfälle und der CO2-Emissionen bei Gas. EU-Budgetkommissar Johannes Hahn räumte ein, dass es auch in der Kommission selbst unterschiedliche Ansichten in dieser Frage gibt. Er werde auf jeden Fall dagegen stimmen – „denn an meinen Sicherheits- und Wirtschaftlichkeitsbedenken hat sich nichts geändert“, betonte der ÖVP-Politiker in der Vorwoche im „Kurier“.