Streiks im Libanon gegen Wirtschaftskrise

Im Libanon haben landesweit Menschen gegen die schwere Wirtschaftskrise gestreikt. Unter anderem Straßenkreuzungen wurden von Bussen blockiert, der Verkehr kam in weiten Landesteilen zum erliegen.

Gewerkschaften der Verkehrsbetriebe hatten zu den Protesten aufgerufen. Geschäfte und Banken blieben geschlossen. Die Armee war im Einsatz, um die Straßenblockaden aufzulösen. Erst gestern hatte sich Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in Beirut aufgehalten.

Bereits gestern Abend hatten Regierungsgegnerinnen und -gegner vor der Zentralbank in Beirut demonstriert und Mülltonnen angezündet. Die Polizei trieb die Demonstrierenden mit Tränengas auseinander.

Minister: Arbeiten an Reformen

Kurz davor rief Schallenberg bei einem Treffen mit seinem libanesischen Amtskollegen Abdullah Abu Habib die libanesische Regierung eindringlich zu Reformen auf. „Es schmerzt zu sehen, in welcher politischen, sozialen und wirtschaftlichen Abwärtsspirale sich dieses Land befindet“, sagte Schallenberg.

Österreich stehe an der Seite des Libanon, die Verantwortung liege aber bei der politischen und wirtschaftlichen Elite des Landes.

„Wir arbeiten daran“, erklärte Habib hinsichtlich nötiger Reformen. Es gebe Fortschritt bei der Energieversorgung des Landes, um die Versorgung mit Treibstoff und Elektrizität zu verbessern. Im Februar hoffe man, zumindest mit Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu beginnen. Eine Einigung ist Voraussetzung für die Auszahlung der internationale Finanzhilfen.

Das Land am Mittelmeer steckt in der schlimmsten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Drei Viertel aller Einwohner leben mittlerweile unter der Armutsgrenze. Wegen Treibstoffmangels haben viele Haushalte kaum noch Strom, und im Land fehlt es an lebenswichtigen Medikamenten.

Seit der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut im August 2020 ist die Regierung weitgehend gelähmt. Viele Libanesen und Libanesinnen werfen der politischen Elite Korruption vor.