UNICEF: Arme Länder weisen Millionen Impfspenden ab

Neuer Rückschlag für die CoV-Impfkampagne in ärmeren Ländern: Dort wurden nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF im Dezember mehr als 100 Millionen aus dem Ausland gespendete Impfdosen abgelehnt. Grund sei vor allem, dass die Präparate nur noch eine kurze Haltbarkeitsdauer hätten, erklärte die Chefin der UNICEF-Versorgungsabteilung, Etleva Kadilli, heute vor Abgeordneten des Europaparlaments.

So seien von den 15 Millionen abgelehnten Dosen aus der EU drei Viertel AstraZeneca-Mittel mit einer Haltbarkeit von weniger als zehn Wochen nach geplanter Auslieferung gewesen. Manche Länder seien auch gezwungen, Lieferungen zu verschieben, weil schlicht Kühlschränke für die Aufbewahrung von Vakzinen fehlten.

WHO: Nur acht Prozent in ärmeren Ländern geimpft

Wie viele Impfdosen insgesamt zurückgewiesen wurden, war bei UNICEF zunächst nicht in Erfahrung zu bringen. Doch die Zahlen allein aus dem vergangenen Monat zeigen die Schwierigkeiten der Immunisierungskampagnen in ärmeren Ländern, selbst wenn dort inzwischen mehr Impfdosen erhältlich sein könnten. Nach der Zulassung der ersten Impfstoffe hatten sich die Industrieländer zunächst selbst große Kontingente gesichert.

Laut der Impfstoffallianz Gavi, die das Covax-Programm für einen weltweit gerechten Zugang zu Impfstoffen mitbetreut, sind über diesen Kanal inzwischen 989 Millionen Impfdosen in 144 Länder geliefert worden. Doch viele bleiben auch ungenutzt, unter anderem weil es an Infrastruktur und medizinischem Personal fehlt.

Der Wohltätigkeitsorganisation CARE zufolge haben mehr als 30 ärmere Länder bisher weniger als die Hälfte der gelieferten Dosen verimpft – darunter auch große Länder wie Nigeria.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren im Jänner in reichen Ländern 67 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, gleichzeitig haben in ärmeren Ländern erst acht Prozent ihre erste Impfung erhalten.