Touristiker fürchten Einstufung als Hochrisikoland

Das Weihnachtsgeschäft der Tourismusindustrie war zwar gut, aber im Jänner klafft ein Loch, und die bisher guten Buchungen in den Semesterferien wackeln noch. Ganz wichtig sei es da, dass Österreich aus Sicht deutscher Behörden nicht als Hochrisikoland eingestuft werde, sagte Robert Seeber, WKO-Obmann Tourismus. Denn die Wintersaison hängt von ausländischen Gästen, vor allem aus Deutschland, ab. In Summe „hängt der Wintertourismus noch am seidenen Faden“.

Zu Weihnachten waren die heimischen Hotels zu 70 bis 90 Prozent ausgelastet, „das ist schon sehr gut“, so Seeber gestern Abend vor Journalisten. Auch für die Semesterferien im Februar sei die Buchung noch gut, ob es dabei bleibe oder eine Stornowelle komme, werde sich in den kommenden zwei Wochen zeigen.

Tourismus will Nachbesserung bei Hilfen

Die CoV-Hilfen für die Tourismusbranche wurden bis auf die Förderungen für Gastgärten über das Jahresende hinaus verlängert. Geld musste dafür nicht zusätzlich lockergemacht werden, „wir gehen mit dem Rest des Budgets in die Verlängerung“, sagte Matthias Matzer, Direktor der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT).

Damit gebe es im Moment „genug Geld, um damit zu arbeiten“, ob es am Ende reichen wird, könne er noch nicht sagen. WKo-Tourismus-Obmann Seeber forderte bereits „Anpassungen“.

Die ÖHT ist die nationale Anlaufstelle für Förderungen und Finanzierungen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Bis Ende Dezember wurden aus dem Volumen an ÖHT-Haftungen von 1,6 Mrd. Euro bereits eine Mrd. Euro vergeben. Dazu kommen zwei Töpfe mit 300 Mio. Euro, die bei Covid-19-bedingter Absage von Veranstaltungen einspringen.

Forderung nach „Durchhalteprämie“

Seeber schätzt die bisherigen Hilfen des Staates. Ohne Hilfe „wäre die Hälfte der Betriebe schwerst in Mitleidenschaft gezogen beziehungsweise hätte nicht überlebt“. Zugleich forderte er aber „Anpassungen“ der bestehenden Hilfen.

Dazu gehöre etwa eine „Durchhalteprämie“ als Einmalhilfe für besonders lange geschlossene Betriebe. Sie könnte nach Schließzeit gestaffelt werden, über die Höhe wollte Seeber nicht spekulieren.

Der Umsatzersatz solle schon bei einem Umsatzrückgang von 30 Prozent fließen, nicht erst bei einem 50-prozentigen Minus, wünscht sich Seeber. Der Schutzschirm für Veranstalter solle auch dann greifen, wenn Teilnehmer ausfallen, und grundsätzlich sollten Gutscheine für ausgefallene Veranstaltungen zugelassen werden.

Seeber sieht Problem bei Durchführung von Hilfen

Ein Problem der Hilfen sei auch, „dass es an der Durchführung hapert“, so Seeber. Das untermauert auch eine Umfrage des market-Instituts unter 500 Betrieben Ende Dezember 2021. Zwar fanden 70 Prozent die Höhe der Hilfe angemessen, und 40 Prozent räumen ein, dass es ihr Unternehmen ohne Hilfen heute wohl nicht mehr gäbe.

Aber die Hälfte der Befragten fand die Antragstellung so aufwendig wie eine Diplomarbeit, wie es Umfrageleiter David Pfarrhofer formulierte. Viele Betriebe hätten noch nicht den Umsatzersatz für 2020 erhalten, sagte Seeber.

Von einer strukturellen Überförderung der Branche mit CoV-Hilfen könne nicht die Rede sein, sind sich Matzer und Seeber einig. Es gebe nur „absolute Ausnahmefälle“, die ein besseres Jahr haben als vor der Krise, meist seien das große Betriebe mit der personellen Kapazität, alle Förderungen geltend zu machen, und mit einer langen Saison, so Matzer.