„Wunderkind“-Pianistin bringt mit 97 Album heraus

Die US-amerikanische Pianistin Ruth Slenczynska, die als Wunderkind gegolten und bereits mit vier Jahren ihr erstes Solokonzert gegeben hat, bringt mit 97 Jahren ein neues Album heraus.

Das „My Life in Music“ benannte Album wurde von Decca im Vorjahr aufgenommen. Darauf spielt Slenczynska Musik von Sergej Rachmaninoff und Frederic Chopin, wie die BBC heute berichtete.

„Unglaubliches“ Projekt

Die Pianistin sprach selbst von einem „unglaublichen“ Projekt: „Wer hat jemals gehört, dass eine Pianistin in meinem Alter ein weiteres Album aufnimmt?“

Das Album von Slencynska, die morgen 97 Jahre alt wird, erscheint am 18. März. Die Pianistin trat seit den 1920er Jahren auf. Damals wurde sie in Zeitungen teils als eines der größten Wunderkinder seit Mozart tituliert. Ihre Konzerte seien „eine elektrifizierende Erfahrung“, schrieb die „New York Times“ nach einem der frühen Konzerte.

Slencynska hatte ihr Berliner Debüt mit sechs und in Paris mit sieben gegeben. Sie gelte als die letzte lebende Schülerin Rachmaninoffs und trägt häufig ein Faberge-Halsband, das sie von dem Komponisten erhalten habe, so die BBC.

Bei Kennedys Angelobung gespielt

Die Pianistin spielte ein Duett zu vier Händen mit dem damaligen US-Präsidenten Harry S. Truman und trat bei der Angelobungsfeier von Präsident John F. Kennedy auf. Von Präsident Ronald Reagan wurde sie als erste US-amerikanische Frau, die eine 50-jährige Konzertkarriere feierte, gewürdigt.

Bruch mit Vater

Die Kindheit von Slenczynska war alles andere als leicht. Ihr Vater, selbst ein bekannter polnischer Geiger, wurde im Ersten Weltkrieg verwundet. Er emigrierte in die USA und konzentrierte sich dort darauf, seine Tochter zu einer Starmusikerin zu machen. Sie musste tagaus, tagein von Kleinkindalter an neun Stunden täglich spielen, wie sie selbst in einer 1957 erschienenen Autobiografie angab. Mit 15 Jahren verweigerte sie sich der musikalischen Tortur und trat nicht mehr auf.

Später brach sie ganz mit ihrem Vater und begann ein Psychologiestudium, hörte aber nie mit dem Musizieren auf. Ab 1951 trat sie wieder auf, nahm zahlreiche Platten auf und verfasste auch ein Klavierlehrbuch, das noch immer gedruckt wird.

Während des ersten CoV-Lockdowns spielte sie Beethoven-Sonaten anlässlich des 250. Geburtstags des Komponisten ein und lud diese auf YouTube hoch.